03 Göttlich verliebt
hinzu.
»Erzähl mal«, verlangte Matt und sah Andy dabei an.
»Nun, sie ist erst wütend geworden und hat dann irgendwie angefangen zu leuchten. Funken rieselten von ihrer Haut und aus ihren Haaren wie Regentropfen«, berichtete Andy, und bei der Erinnerung klang ihre wundervolle Stimme ganz überwältigt. »Die ganzen Geräte in meinem Zimmer fingen an zu wackeln, und ich könnte schwören, dass sich auch mein Bett bewegt hat.«
Einen Moment lang herrschte Stille in Matts Zimmer, als sie alle darüber nachdachten.
»Ich habe auch so etwas Komisches gespürt, als Helen vor Kurzem wütend gewesen ist«, fügte Jason zögernd hinzu.
»Was genau ist da passiert?«, fragte Matt.
»Sie und Lucas haben nach Jerry gesehen und angefangen, sich zu streiten. Ich nehme an, dass es ziemlich heftig war, weil sie in den Kampfkäfig hinuntergegangen sind, um es auszutragen. Ich hätte schwören können, dass das ganze Haus einen Moment lang gebebt hat.«
»Das könnten Aufschlagbeben gewesen sein«, gab Matt zu bedenken. »Die beiden sind stark genug, um das Haus zum Wackeln zu bringen, wenn der eine den anderen auf den Boden wirft.«
»Es passierte aber schon, als sie noch auf dem Weg nach unten waren. Sie sind nur gegangen, Matt«, versicherte Jason mit einem Schulterzucken. Matt verstummte nachdenklich.
»Habt ihr irgendwelche Blitze gesehen?«, fragte er die drei Mädchen.
»Eigentlich nicht«, antwortete Ariadne. »Was wir gesehen haben, war eindeutig elektrisch, aber ich habe keine Ahnung, wieso das den ganzen Kram so zum Wackeln gebracht hat. Das Ganze war einfach merkwürdig. Und gruselig.«
»Ihre Stimme war auch ganz komisch«, fügte Claire hinzu und rieb sich die Arme, als würde sie frösteln.
»Viel zu viel Hall«, bestätigte Andy. »Ich bin eine Sirene und kenne mich mit Stimmen aus, aber so was habe ich noch nie gehört.«
»Sie hat geklungen wie eine Göttin«, sagte Ariadne und brachte es damit auf den Punkt. »Es ist etwas mit ihr geschehen, Leute.«
»Glaubst du wirklich?«, fragte Jason herablassend und verdrehte die Augen. »Nach allem, was sie durchgemacht hat, ist es doch normal, dass sie sich ein wenig verändert hat. Das bedeutet aber nicht, dass sie irgendwie gefährlicher geworden ist. Nun dreht deswegen nicht gleich durch. Immerhin hat sie gerade gegen einen Gott gekämpft.«
»Und gewonnen«, fügte Matt gelassen hinzu. »Sie hat gegen einen Gott gekämpft und gewonnen. Was glaubt ihr, wie stark sie dafür sein musste?«
»Stärker als jeder andere Scion vor ihr.« Ariadnes Stimme bebte.
»Sie wurde gefoltert, Leute«, mahnte Jason streng.
»Genau«, bestätigte Ariadne. »Und du glaubst wirklich, dass ein Erlebnis wie dieses sie zu einem besseren Menschen gemacht hat?«
»Das ist doch lächerlich«, rief Jason verärgert, sprang auf und stürmte zur Tür.
»Jason«, begann Claire, aber er fuhr herum und schnitt ihr das Wort ab.
»Ich weiß, dass du und Helen schon seit eurer Kindheit die besten Freundinnen seid, und dass sie sich so verändert, macht dir Angst. Aber jeder verändert sich. Nur weil du nicht verstehst, was mit Helen geschieht, heißt das noch lange nicht, dass du plötzlich Angst vor ihr haben musst. Ich hoffe, das begreift ihr alle, bevor ihr jetzt loszieht und eine Dummheit macht.«
Jason stürmte davon und ließ die Freunde geschockt zurück.
»Da ist noch etwas«, sagte Claire. »Ich habe versucht, mit Helen darüber zu reden, wie sie sich verändert. Sie hat mir deutlich zu verstehen gegeben, wie egal ihr das ist. Sie will nur siegen.« Claire rieb sich wieder die Arme, als wäre ihr kalt. »Die Helen, die ich kannte, macht sich nichts aus Siegen. Sie hat kein einziges Mal versucht, beim Querfeldeinlauf zu gewinnen.«
Claire hatte Angst. Die hatten sie alle. Und das Schlimmste war, dass Matt das unangenehme Gefühl hatte, dass ihre Ängste begründet waren.
Matt musste wieder an die moralische Frage denken, die Zach ihm einst gestellt hatte. Würde Matt wirklich jemanden töten, um diese Person daran zu hindern, möglicherweise Millionen von Menschen umzubringen? Was war richtig?
»Wie viel länger noch?«, fragte einer der Myrmidonen.
»Schon bald«, antwortete Telamon. »Unser Meister ist noch im Zwiespalt.«
»Unmöglich«, sagte ein anderer Krieger. Seine glühenden roten Augen verengten sich in einer Aufwallung der Gefühle. »Es kann nicht er sein, wenn er wankelmütig ist. Achill hätte nie das Ziel aus den Augen verloren. Er ist für die
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