03 Göttlich verliebt
Ich glaube, du bist eine bessere Chefin, als du denkst«, verkündete Hector grinsend.
»Moment mal«, empörte sich Lucas.
»Nimmst du an?«, fragte Cassandra Hector, ohne auf ihren Bruder einzugehen.
»Ich nehme an«, antwortete er sofort.
»Ich bin Zeugin. Hector ist vom heutigen Tag an Helens Champion. Wenn irgendjemand Helen herausfordert, wird Hector an ihrer Stelle kämpfen.« Cassandra sah Orion scharf an. »Lucas wird Hectors Stellvertreter.«
»Hey, warte mal«, schnaufte Orion.
»Und du wirst mein Champion«, sagte Cassandra laut, um seinen Protest zu übertönen. »Damit führt Atreus an, Theben beschützt Atreus, und Athen und Rom beschützen Theben. Wir müssen allen zeigen, dass die Zeit der Kämpfe zwischen den Häusern vorbei ist. Und die beste Methode ist, dass wir fünf einander unser Leben anvertrauen.«
Orion überdachte das Ganze kurz und seufzte zögernd. »Das macht Sinn.«
»Nimmst du an?«, fragte Cassandra, die sich plötzlich ein bisschen verschüchtert anhörte. »Willst du mein Champion sein?«
»Ja«, antwortete Orion ernst. Dann grinste er und stupste sie an. »Natürlich nehme ich an, Kitty-Katze.« Cassandra lächelte erleichtert.
»Ich bin Zeugin«, sagte Helen, die das Gefühl hatte, als müsste das gesagt werden. »Orion ist Cassandras Champion.« Dann sah sie hinüber zu Lucas, denn sie spürte, dass es ihm schwerfiel, nicht mit etwas herauszuplatzen. »Möchtest du etwas sagen?«
»Ich kann es nicht leiden, auf den zweiten Platz gedrängt zu werden«, knurrte er gereizt. »Aber ich komme damit klar.«
»Dann sind wir jetzt ein Team«, sagte Orion und sah einen nach dem anderen an. »Das dürfte ein interessantes Treffen werden.«
»Matt!«, fauchte Claire. »Kannst du mal zuhören?«
Matt drehte den Kopf zur Seite und sah Claire abwesend an. Sie hatte gerade irgendetwas über Helen gesagt, aber er wusste nicht genau, was.
Er war abgelenkt.
Gerade landete ein Schiff am Strand von Great Point, direkt unter dem Leuchtturm. Es war ein kleines Schiff. Matt hörte in seinem weit entfernten Haus in Siasconset nicht, wie es knirschend auf den Sand auflief, und er sah auch nicht, wie die drei Myrmidonen leichtfüßig von Bord sprangen, ihr Transportmittel an den Seiten packten und damit mühelos den Strand hinaufrannten. Matt war auch nicht körperlich anwesend, als zehn weitere Schiffe ankamen und seine Soldaten den Strand einnahmen, aber er war sich der Geschehnisse so bewusst, als wäre er dort. Sogar als Claire ihm mit der Hand vor dem Gesicht herumwedelte und frustriert seufzte, sahen seine Augen die präzisen Schritte seiner dreiunddreißig Männer, die sich schweigend von der Wasserlinie entfernten.
»Hallo?«, sagte Claire. »Hast du vor, irgendwann das Raumschiff zu landen und dich an der Unterhaltung zu beteiligen?«
Matt lachte humorlos auf. »Die Schiffe landen«, wiederholte er mechanisch und spürte, wie die Mitglieder seiner Landungstruppe das Gelände mit dem geübten Blick eines trainierten Kriegers sondierten. Mit seinem neuen doppelten Bewusstsein sah Matt, wie sich einer der Myrmidonenkrieger, dessen Haut so schwarz glänzte wie der Panzer eines Käfers, hinkniete und eine Hand auf den kalten Sand legte.
»Er ist hier. Der Geist unseres Meisters ist jetzt gerade bei uns«, sagte Telamon.
Matt erinnerte sich, dass Telamon ein Prinz unter seinesgleichen und sein bester Offizier war.
»Schon wieder ein Strand, Brüder«, bemerkte er freudlos. Telamon rieb seine Hände aneinander, um den Sand abzustreifen. Sein angewiderter Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er Sand nach all den Jahren, die er nun schon fern von Troja war, immer noch hasste.
»Wie lauten deine Befehle?«, fragte ein Krieger mit schwarzen Facettenaugen.
»Wir lagern. Und warten hier auf den Meister«, entschied Telamon. »Er wird zu uns kommen, wenn er bereit ist.«
»Bist du okay?«, fragte Ariadne beunruhigt.
Matt blinzelte ein paar Mal und schaffte es endlich, die Bilder aus seinem Kopf zu verbannen.
»Mir fehlt nichts«, sagte er und konzentrierte sich auf die Unterhaltung. »Erzähl weiter, Claire.«
»Also, wie schon gesagt, das erste Mal, als ich etwas Merkwürdiges bemerkt habe – jedenfalls noch merkwürdiger als sonst –, war, als Lennie nach einem Löffel griff. Er bebte einen Moment, als würde er zittern, und dann flog er von selbst in ihre Hand.«
»Wir haben etwas Ähnliches erlebt, als wir bei Andy im Krankenhaus waren«, fügte Ariadne
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