03 Göttlich verliebt
Riesensessel zurück und runzelte besorgt die Stirn. »Die Scions dürfen keine Zeit mehr verschwenden. Wir müssen uns zusammenschließen.«
»Und um das zu tun, müssen wir uns überlegen, wie wir das Treffen der Häuser organisieren sollen«, sagte Hector und übernahm damit die Gesprächsführung. »Ihr drei seid die Erben, also werdet ihr hinter den Anführern eurer Häuser stehen. Abgesehen von Orion natürlich, der selbst Anführer des Hauses von Rom ist. Ich nehme an, dass du deinen Stellvertreter hinter dir stehen haben willst.«
»Zur Hölle, nein, ich werde Phaon ganz sicher nicht den Rücken zudrehen«, widersprach Orion angewidert. Lucas und Hector sahen ihn fragend an, sodass er eine Erklärung liefern musste. »Phaon und sein älterer Bruder Corvus haben meine Erbfolge angefochten, als ich noch ein Junge war.«
»Warte mal. Corvus?«, fragte Lucas und beugte sich vor. »Mein Vater hat Corvus getötet, bevor einer von uns geboren war.«
»Nein. Castor hat geglaubt, er hätte Corvus getötet. Aber er hat überlebt«, sagte Orion. »Ich wünschte, es wäre anders, das könnt ihr mir glauben.«
»Orion. Du musst dich nicht rechtfertigen«, sagte Helen, um ihn zu schützen.
»Es ist okay, Helen. Ich muss ihnen ohnehin irgendwann von meinen Narben erzählen«, beruhigte er sie mit einem traurigen Lächeln. »Corvus, der Cousin meiner Mutter, hat mich offiziell herausgefordert, als ich elf war. Ich habe gewonnen.«
»Im Kolosseum?«, fragte Hector, und Orion nickte. »Stimmt es, dass die Mitglieder des Hauses von Rom nicht zu Ausgestoßenen werden, wenn sie einander im Kolosseum töten?«
»Das stimmt. Die Römer haben im Sand des Kolosseums so viel Blut vergossen, dass die Furien den Überblick über die Blutschuld verloren haben. Es ist ein verfluchter Ort«, fügte Orion mit gedämpfter Stimme hinzu. Hectors Augen funkelten neidisch, als würde er alles für einen Kampf im Kolosseum geben, aber Orions gequälte Miene hinderte ihn daran, diesen Wunsch zu äußern. »Als ich Corvus getötet hatte, hat Phaon seinen einzigen Verbündeten verloren – den Mann, der ihn aufgezogen hat wie einen Sohn. Phaon würde mir ein Messer in den Rücken stoßen, sobald er mich sieht. Ich werde niemals an seiner Seite stehen.«
»Das ist etwas, das wir beachten sollten«, bemerkte Lucas gelassen, und es folgte ein bedeutungsvolles Schweigen.
Helen konnte sehen, wie Hector mit seinem Freund mitfühlte. Von allen Anwesenden stand Hector Orion am nächsten. Helen fand den Gedanken zwar merkwürdig, aber sie waren beide Mörder. Ein Aufleuchten aus Cassandras Richtung erregte Helens Aufmerksamkeit. Das silbrige Licht in ihrer Brust waberte wie Mondlicht, das sich in einem dunklen Teich spiegelt.
»Und du hältst dich von Phaon fern«, sagte Orion plötzlich, der Helens Blick gefolgt war und jetzt auf Cassandra zeigte. Sein Ton war ungewöhnlich grob. »Wenn er versucht, dich allein zu erwischen, kommst du sofort zu mir. Verstanden?«
Cassandra nickte zögernd, verunsichert von seinem finsteren Blick.
»Wieso?«, fragte Lucas. Orions Lippen verzogen sich so angewidert, als hätte er plötzlich einen ekligen Geschmack im Mund. »Wieso?«, wiederholte Lucas, der sich davon nicht abschrecken ließ.
»Er ist ein Monster.« Orion schaute weg und sprach jetzt deutlich leiser. »Er vergreift sich nur an kleinen Mädchen.«
Cassandra runzelte die Stirn. Das Licht in ihrer Brust wurde blasser. »Ich bin kein kleines Mädchen«, sagte sie ruhig, doch niemand ging darauf ein.
»Bist du dir sicher?«, fragte Hector Orion ernst.
Orion nickte. »Die kleine Schwester meines Vaters.« Er ersparte ihnen die Einzelheiten. »Vertraut mir, Cassandra ist genau sein Typ. Schöne Familie, die ich da habe, nicht wahr?«
»Das ist nicht deine Familie«, erwiderte Lucas scharf. Er deutete mit dem Kinn auf Helen, Hector und Cassandra und sah dann wieder Orion an. »Wir sind deine Familie. Du wirst bei uns stehen.«
»Wir sind Blutsgeschwister«, erinnerte Helen ihn.
»Falls du dich jetzt besser fühlst – auch ich muss aufpassen, dass man mir kein Messer in den Rücken rammt«, stellte Hector betroffen fest. »Tantalus wird kommen. Wer weiß, was er tun wird, wenn er mich sieht.« Er schaute hinüber zu Lucas und die beiden tauschten ein betrübtes Lächeln. »Schöne Familie, die wir da haben, stimmt’s?«
»Ich schätze, wir fünf müssen zusammenstehen, was immer geschieht«, sagte Helen, bevor Hector noch trübsinniger werden
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