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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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ausgeraubte Geschäfte, die sich entlang ihrer Reiseroute hinter ihr auftürmten. Ihre Mutter war erst seit einer Stunde wieder da, und Helen konnte an nichts anderes denken als an die vielen Gesetze, die Daphne seit ihrer letzten Begegnung zweifellos übertreten hatte.
    »Hör auf, so herumzuzappeln«, mahnte Daphne. Sie zog an der Kette, die Helen um den Hals trug, fischte den Herzanhänger heraus und platzierte den Talisman über Helens Kleidung. »Das Haus von Atreus stammt von Zeus ab und ist damit das ranghöchste. Wir betreten den Raum als Vorletzte«, informierte sie Helen. »Als Letzte trifft natürlich das Orakel ein.«
    Helen wich vor ihrer Mutter zurück und griff nach ihrer Haarbürste, damit Daphne nicht merkte, dass sie nicht von ihr berührt werden wollte. Aber Daphne merkte es natürlich trotzdem.
    »Es ist Zeit. Alle anderen sind da«, sagte sie schroff.
    »Woher weißt du das?«, fragte Helen.
    »Ich erkenne ihre Stimmen.« Daphne lachte freudlos und strich sich mit dem kleinen Finger die Haare hinters Ohr. »Ein paar von den Leuten da unten kenne ich besser als dich.«
    »Und wessen Schuld ist das?«
    »Nicht Schuld«, verbesserte Daphne sanft. »Entscheidung. Es war meine Entscheidung, Helen, und sie war richtig. Du warst ohne mich besser dran.«
    Helen wollte sofort widersprechen, tat es dann aber doch nicht. Als Falschfinder hörte sie die Wahrheit in ihren Worten. Daphne wollte ihr nichts vormachen oder eine Ausrede dafür finden, dass sie eine schlechte Mutter war. Sie glaubte wirklich, dass sie das Richtige getan hatte, und wenn Helen an ihren Vater dachte, der ein paar Zimmer weiter schlief, musste sie ihr recht geben. Es war ihr ohne ihre Mutter besser ergangen. Daphne hatte sie zwar verlassen, ihr aber auch ein besseres Leben beschert – ein glücklicheres Leben mit Jerry als Vater und Claire und Matt als beste Freunde. Es musste Daphne viel Überwindung gekostet haben, sich so zu entscheiden. Helen begriff erst jetzt, wie viel Glück sie gehabt hatte. Ihr waren fast siebzehn Jahre eines normalen Lebens vergönnt gewesen, die sie zu der Person hatten heranreifen lassen, die sie jetzt war. Und das hatte Daphne ihr ermöglicht, indem sie aus ihrem Leben verschwunden war.
    »Danke«, flüsterte Helen.
    »Gern geschehen«, erwiderte Daphne emotionslos.
    Verblüfft schaute Helen auf Daphnes Brust, doch da war nichts außer schwarzer Leere – ein klaffendes Loch, das unendlich schien, ähnlich einem Brunnenschacht an der Stelle, wo eigentlich ein Herz sein sollte. Helen fuhr zurück, was Daphne natürlich bemerkte.
    »Was, Helen? Was ist los?«
    »Dein Herz ist nicht mehr da«, antwortete Helen, die das unnatürliche Loch in Daphnes Brust so schockierte, dass sie sogar vergaß, ihre neue Begabung geheim zu halten.
    »Es ist an dem Tag gestorben, als Ajax ermordet wurde«, sagte Daphne.
    »Aber da ist nichts mehr. Nicht einmal ein gebrochenes Herz«, widersprach Helen kopfschüttelnd. »Du bist nicht traurig oder wütend oder verletzt. Du fühlst gar nichts. Das ist unnatürlich.« Sie starrte Daphne in die Augen und hielt sie am Handgelenk fest, damit sie sich nicht abwenden konnte. »Was hast du getan, Mutter?« Daphne versuchte, sich loszureißen, aber ihre Tochter war zu stark.
    »Was immer von meinen Gefühlen noch übrig war, habe ich hergegeben, um ein Ziel zu erreichen. Das tun Frauen andauernd. Scionfrauen schwören es vor Hekate«, sagte Daphne und wurde plötzlich misstrauisch. »Und woher weißt du, was ich nicht fühle?«, murmelte sie, allerdings mehr zu sich selbst.
    »Helen?«, rief Andy, die an die Zimmertür klopfte. »Bist du da drin?«
    »Ja«, antwortete Helen. Sie ließ ihre Mutter los und drehte sich hastig zur Tür. »Komm rein.«
    Andy öffnete zögernd die Tür und spähte ins Zimmer. »Noel wird allmählich …, äh … Panisch ist das höflichste Wort, das mir dazu einfällt. Sie sagt, dass du und deine Mom sofort antraben sollen, bevor da unten einer den anderen umbringt und ihren sauberen Fußboden mit Blut einsaut.« Sie lächelte und hob die Hände. »Nicht meine Worte – ich habe sie nur zitiert.«
    »Das glaube ich gern.« Helen kicherte. »Wir kommen.«
    Es gab noch so vieles, über das sie und Daphne reden mussten, aber wie immer, wenn es ihre Mutter betraf, würde Helen auf Antworten warten müssen. Sie und Daphne folgten Andy aus Ariadnes Zimmer durch den Flur in Richtung Treppe.
    »Nanu«, sagte Daphne gelassen, als ihr Andys anmutige Silhouette

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