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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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richtig, wenn du in meiner Gegenwart in einer anderen Sprache sprichst. Das hatte ich damals auch schon deiner Mutter gesagt, wenn sie sich mit dir auf Deutsch unterhielt“, tadelte Patty mich. Deshalb hatten wir nur in Mutters Räumen ihre Sprache benutzt.
    Nachdem ich mich rasch umgezogen hatte, legte ich meine nassen Tücher zum Trocknen aus und suchte meinen Sohn in Tanishas Hütte auf. Er schlief, neben sich die kleine Faraa. Bei seinem Anblick übermannte mich meine eigene Müdigkeit. „Leg dich auf meine Matte“, bot mir Tanisha an.
    Ich leistete nur zu gerne Folge. Nachdem ich nicht mehr in die Zwänge meines Respekts vor Patty eingeschnürt war, spürte ich die Schmerzen in meinem überanstrengten Körper mit aller Macht.
    „Was für ein Holz brauchst du?“, fragte Tanisha.
    Ich war zu erschöpft, um darüber nachzudenken, warum sie das wissen wollte, und sagte nur matt: „Es muss sehr dunkel sein, möglichst schwarz.“
    „Wie groß?“
    „Vielleicht einen Meter lang. Wir werden eine Ewigkeit suchen müssen.
    Man muss zu beiden Seiten Arme daran setzen können ..“ Dann fielen mir die Augen zu. Ich schlief wie ein Stein. Als ich aufwachte, war die Sonne ein ganzes Stück weitergewandert.
    Wahrscheinlich hatte ich zwei Stunden geschlafen. Weder Josh noch Faraa lagen neben mir. Stattdessen entdeckte ich eines von den Heften, die ich Tanisha zum Fest der Fröhlichkeit geschenkt hatte. In Tanishas noch ungelenker Schrift stand auf einer sonst völlig leeren Seite: Wir sind am Fluss. Sie hatte mir zum ersten Mal eine Botschaft geschrieben! Ihre Fortschritte machten mich glücklich. Doch in dieser Nachricht versteckte sich eine zweite: Meine Freundin hatte Josh aus dem Compound geführt, damit er nicht Patty über den Weg laufen konnte. Joshs und Faraas helle Stimmen bestätigten meine Vermutung, sobald ich mich dem Platz am Wasser näherte.
    Mein Sohn spielte mit einer Rassel, die er um Faraa herumtanzen ließ. Die Kleine quietschte vergnügt. Ich setzte mich zu den Kindern.
    „Wo ist denn Tanisha?“, fragte ich.
    „Sie kommt gleich wieder.“ Josh fürchtete sich nicht ohne erwachsene Begleitung im Regenwald: Fast die Hälfte seines bisherigen Lebens hatte er dort verbracht. Er lachte mich an. „Mama, du hast vielleicht fest geschlafen! Hast du dich erholt?“
    „Mir geht es gut, Schatz. Ich bin es nur nicht gewöhnt, so viele Sachen zu tragen. Aber jetzt habe ich alles gewaschen. „
    „Kann denn Oma Patty das nicht selbst?“ Voller Arglosigkeit hatte er die Haremskönigin bereits zur Reihe seiner übrigen Omas wie Bisi und Ada hinzugefügt.

    „Doch, das würde sie schon. Aber Mama Patty ist
    eben sehr alt. Und da sie in mir eine Tochter sieht, muss ich es ihr abnehmen.“
    „Mama, warum lebt diese Oma eigentlich nicht bei uns auf der Farm?“, fragte Josh und setzte gleichzeitig sein fröhliches Spiel mit Faraa fort.
    Mein aufgeweckter Junge hatte eine völlig logische und simpel klingende Frage gestellt. Also begann ich, ihn behutsam in den Dschungel meiner Vergangenheit hineinzuführen. Denn ich wollte Josh eine Wahrheit erzählen, die ihn beschützte vor der hässlichen Wirklichkeit und ihn nicht verletzte. „Weißt du, sie hat bislang weit entfernt gewohnt. Dort, wo auch meine Mutter gelebt hat, deine Oma Lisa. Und ich bin dort auf die Welt gekommen. Das war ein ganz ungewöhnlicher Ort, wir nannten ihn Harem.“
    Joshs Augen blitzten interessiert auf, während ich ihn über eine Brücke aus Worten in meine Vergangenheit entführte. Wer erzählt, erfindet die Welt neu. Damit jener, der die Geschichte hört, sie verstehen kann. Somit verändert sich die Welt und mit ihr die Erzählerin. So schlüpfte ich für Josh noch einmal in die Haut des kleinen Mädchens, das am Sonntag zwischen den weiß gewandeten Mamas saß und ihre süßlichen schweren Parfüms einatmete. Für ihren prächtig gewandeten Mann hatten sie sich in
    queens verwandelt. Ich lauschte meinem Vater, bewunderte die schönen bodenlangen Gewänder, die er trug, und war sehr stolz auf ihn. Ich spielte mit meinen vielen Halbschwestern hinter hohen Mauern und war umgeben von Mamas, die sich um mich kümmerten. In dieser Welt, die ich für Josh zu neuem Leben erweckte, gab es keine Eifersucht und keine Intrigen.
    Weder wurde ich gegen meinen Willen verheiratet noch musste ich fliehen.
    Es gab kein Aids und keine Toten. Nur ein friedliches Miteinander, reine Geborgenheit. Das, was ich mir unter einer Familie vorgestellt

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