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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Bisi.
    Doch sie brachte einen Einwand, den ich nicht von der Hand weisen konnte: „Wir müssen für Josh alles tun, was in unserer Macht steht.“ Ich gab ihr Recht. Trotzdem war ich überzeugt, genau dies bereits all die Jahre getan zu haben. Die Warnung von Eziras Orakel hatte mich noch argwöhnischer werden lassen. In einem fremden, unübersichtlichen Krankenhaus war mein sieben Jahre altes Kind zum Teil auf sich gestellt.
    Daher sagte ich zu Mama Bisi: „Wir wissen nicht, was Rashid und seine Kollegen mit Josh anstellen würden. Denk an Lape.“
    „Ja, meine Tochter, Josh bleibt bei uns“, versprach Bisi.
    Als wir mit dem Tee fertig waren, trug meine Lieblingsmama die große Kanne zur Veranda. Dort hielt Rashid inzwischen eine fest verschließbare Flasche bereit, in die er ihn umfüllte.
    Magdalena und er hatten sich in der Zwischenzeit ausführlich über die Idee eines Waisenhauses unterhalten. Sie waren sich einig geworden, dass Magdalena ihn anrufen sollte, sobald Amara wieder bei uns wäre.
    „Hat Ihre Farm eigentlich einen Namen?“, fragte der Arzt unvermittelt.
    Ich stutzte. Obwohl sie so vielen Menschen seit Mutters Zeiten ein Zuhause gewesen war, war die Farm stets namenlos geblieben. „Nein“, sagte ich.
    „Braucht sie einen?“
    „Damit Ihr Projekt gefördert werden kann, ist das nötig“, erwiderte er.
    Josh spielte im Hof mit unserer Hündin. „Hope, bring den Stock!“ Er warf ihn und sie musste ihn zurückbringen. Dann lobte er sie: „Gute Hope, kluge Hope.“
    Ich hörte Rashid lachen. „Darf ich einen Vorschlag machen?“, fragte er. „Wie wäre es mit Joshs Hope? Denn hier würden Kinder leben, die wie Ihr Sohn, Frau Eg-beme, die Hoffnung haben, dass das Leben gut zu ihnen ist.“
    „Joshs Hope“, wiederholte ich. Das klang gut. Ich erzählte, warum unser Hund einst diesen Namen bekommen hatte. „Es ist die Hoffnung, die uns die Kraft gibt, weiterzumachen.“
    „Wie kann ich das Prinzip des Blutbaums erfüllen, bis die Kinder bei ihnen wohnen werden?“, erkundigte sich Dr. Rashid.
    Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Amara und sagte: „Wir sind zu wenige, um uns selbst versorgen zu können. Wenn Sie uns einige Lebensmittel schicken würden, wäre uns sehr geholfen.“
    „Mehr verlangen Sie nicht?“, fragte der Arzt.
    „Nein, mehr braucht es nicht“, antwortete ich. Diesmal reichte ich ihm die Hand und er ergriff sie.
    „Wenn Sie irgendetwas benötigen - Ihre Schwester hat meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an. Ganz egal wann oder weshalb. Zögern Sie nicht, Frau Egbeme. Denn das gehört zu unserer Blutbaum-Vereinbarung.“
    Er nahm den Tee und ging zu seinem Auto, das er diesmal am Farmtor abgestellt hatte. Magdalena und Bisi begleiteten ihn. Ich hörte, wie er noch mit Josh sprach. Wenig später rannte mein Sohn auf mich zu und sagte:
    „Das ist aber ein netter Mann, Mama. Warum war er hier?“
    „Er will uns helfen. Denn er arbeitet in einem Krankenhaus, wo Menschen sind, die unseren Tee gut gebrauchen können. Wir haben ihm welchen mitgegeben.“
    „Als wir bei Ezira waren, hast du mir gesagt, dass nur jemand den Tee bekommt, den wir gern haben. Hast du den Mann gern?“
    „Ja, Josh, in gewisser Weise ist er ein Heiler. Zwar anders als Amara, Buchi oder ich. Aber fast so.“ Ich drückte meinen Sohn ganz fest und hoffte, meine Liebe zu ihm hatte mir das Richtige geraten, indem ich Rashids Angebot ausgeschlagen hatte.

Neugierig wie ein Kind
    In meiner Kindheit hatte ich Tomaten unglaublich gern gemocht. Aus Kernen zog ich kleine Ableger, päppelte sie groß und sprach jeden Tag mit ihnen. Ich sah zu, wie sie kleine gelbe Blüten bekamen. Aus denen wuchsen erst grüne und dann leuchtend rote Früchte. Ganz besonders glücklich war ich über eine gelbe Sorte, die zuckersüß schmeckte. Ich pulte die winzigen Kerne heraus und steckte sie wieder in die Erde, goss sie und ließ sie von der Sonne bescheinen. Es war ein ewiger Kreislauf, den ich unermüdlich in Gang halten wollte.
    Wenn ich mich nun im Garten um die Tomaten kümmern wollte, so führte mich ihr typischer Duft zu ihnen. Ihr Rot, das mich immer an die Sonne erinnert hatte, war für mich längst verblasst. Auf dem Verandatisch bemühte ich mich, die kleinen Kerne aus der Frucht zu holen, um neue Pflanzen ziehen zu können. Es wollte mir nicht mehr gelingen. Ich rief Josh und er half mir. Gemeinsam setzten wir die Kerne in die Erde.
    „Jetzt musst du warten und darauf achten, dass sie feucht bleiben und

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