Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
hatte ungewöhnlicherweise einen Freispruch erbeten. Das Wort klang
    eigenartig in ihrem Mund, und alle hatten sie überrascht und
    schockiert angestarrt. Die Eidechse Billy verschluckte sich
    schrecklich und musste durch heftige Schläge auf den Rücken
    wiederbelebt werden.
    Der Greif warf einen Blick auf Hopkins, der seine Aufzeichnungen mit den Protokollen des Weißen Kaninchens verglich.
    »Ich wusste, dass Rochesters Aussage Ihnen sehr helfen würde«,
    sagte er. »Der König und die Königin sind zwar vermutlich die
    dümmsten Gerichtsvorsitzenden, die man sich vorstellen kann,
    aber immerhin sind sie Herzen, und da Sie unleugbar schuldig
    waren, brauchten wir Mitgefühl von den Richtern.«
    »Mitgefühl?« sagte ich überrascht. »Ausgerechnet von der
    Kopf-ab-Königin?«
    »Ach, das ist doch nur so eine Gewohnheit von ihr«, sagte
    der Greif. »In Wirklichkeit lässt sie nie jemand hinrichten. Ich
    hatte nur etwas Sorge, man könnte Sie festsetzen, bis das Urteil
    gefällt wird, aber zum Glück ist der König verfahrensrechtlich
    nicht ganz auf der Höhe.«
    »Was glauben Sie denn, was ich kriege?«
    »Das wird sich herausstellen. Wiedersehen, Thursday!«

    Ich sprang in die Einsatzzentrale zurück, wo ich Miss Havisham
    vorfand.
    »Wie ist es gegangen?« fragte sie.
    »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    »So ein Pech. Wann ist denn die Urteilsverkündung?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kann Jahre dauern, Thursday. Ich hab was für dich.«
    Sie schob mir den Bericht über den Schreibtisch, den ich
    nach meinem Besuch in Shadow the Sheepdog für sie verfasst
    hatte. Ich las die auf das Deckblatt geschriebene Note, dann las
    ich sie noch mal. Dann starrte ich Havisham ungläubig an.
    »Eine Eins mit Sternchen?« sagte ich ungläubig.
    »Denkst du, ich wäre zu großzügig?«
    »Na ja«, sagte ich einigermaßen verwirrt. »Schließlich hab ich
    mich zwangsverheiraten lassen und wäre fast umgebracht
    worden.«
    »Zwangsehen werden nicht anerkannt, Next. Aber ich will
    dir was sagen: Wir haben diesen Auftrag jedem neuen Jurisfik-tion-Lehrling seit zweiunddreißig Jahren gegeben, und jeder
    einzelne hat dabei kläglich versagt.«
    Ich starrte sie ungläubig an.
    »Sogar Harris Tweed.«
    »Tweed hat Mrs Townsperson heiraten müssen?«
    »Nö. Er hat es nicht mal geschafft, die Schweine zu kaufen,
    bis zum Tierarzt ist er gar nicht gekommen. Du hast deine
    Sache gut gemacht, Thursday. Deine Ursache-und-WirkungsTechnik ist gut. Du musst noch dran arbeiten, aber im Prinzip
    ist sie gut.«
    »Danke«, sagte ich erleichtert und fügte dann zögernd hinzu:
    »Aber ich wäre fast umgebracht worden.«
    »Du wärst nicht umgebracht worden. Jurisfiktion hat überall
    Augen und Ohren – wir gehen nicht leichtfertig mit unseren
    Lehrlingen um. Bei deiner schriftlichen Prüfung hast du 93
    Prozent richtige Antworten. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt
    müssen die Unterlagen nur noch dem GattungsRat vorgelegt
    werden dann hast du's geschafft.«
    Ich war richtig stolz auf mich, obwohl ich in meinem tiefsten
    Innersten wusste, dass ich nicht immer Jurisfiktion-Agent
    bleiben würde. Sobald ich ins Außenland zurückkehren konnte,
    würde ich es wahrscheinlich tun.«
    »Bist du im Fall Perkins irgendwie weitergekommen?«
    »Nein«, sagte ich. »Weiß man schon etwas über den Verbleib
    von Vernham Deane?«
    »Der ist spurlos verschwunden. Der Protokollführer will uns
    deswegen sprechen.«
    »Haben die beiden Dinge miteinander zu tun?«
    »Vielleicht«, sagte sie etwas mysteriös. »Ich werde Nachforschungen anstellen. Frag mich morgen noch einmal.«
    22.
    Alpträume auf der Krim
    Echofinder sind Handwerker, die einen Text kurz vor der
    Veröffentlichung betreten und Echos suchen und zerstören.
    Als Faustregel gilt, dass identische Wörter (mit der Ausnahme von Eigennamen und kleineren Wörtern wie z. B.
    Pronomen) einen Mindestabstand von fünfzehn Wörtern
    im Text brauchen, weil sonst die Gedanken-und Bildübertragung ins Bewusstsein des Lesers gestört wird (s. ImaginoTransference. Gebrauchsanleitung für Praktiker, S. 782).
    Schon für das Auge sind Echos unangenehm, aber für das
    Ohr sind sie noch weitaus störender, was die Theorie widerlegt, dass sie ursprünglich aus dem Betriebssystem OralTrad
    stammen (s. OralTradPlus im Artikel Betriebssysteme, Geschichte der).
    DER WARRINGTON-KATER, ehemals CHESHIRE CAT
    – Führer zur Großen Bibliothek

    »Hallo!« sagte Granny, als ich zur Tür hereinkam. »Da bist du
    ja! Wie war's bei

Weitere Kostenlose Bücher