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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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um festzustellen, wer geredet hatte. Die Königin gab ihm einen Schubs und nickte in
    meine Richtung.
    »Sie da!« rief der König. »Sie können noch früh genug reden,
    Miss, Miss...«
    »Next«, sagte das Weiße Kaninchen, nachdem es in seiner
    Pergamentrolle nachgesehen hatte.
    »Der Nächste?« sagte der König verwirrt. »Ist die Verhandlung denn schon zu Ende?«
    »Nein, Euer Majestät«, sagte das Kaninchen geduldig. »Die
    junge Dame heißt Next. Thursday Next.«
    »Sie glauben wohl, das wäre lustig?« sagte der König verstimmt.
    »Nein, Majestät«, sagte ich. »Ich wurde mit diesem Namen
    geboren.«
    Die Geschworenen fingen hektisch an, auf ihre Tafeln zu
    schreiben: Ich wurde mit diesem Namen geboren.
    »Sie sind eine Außenländerin, nicht wahr?« sagte die Königin, die mich scharf beobachtet hatte.
    »Ja, Euer Majestät.«
    »Dann erklären Sie mir folgendes: Wenn da zwei Leute sind,
    und der eine hat den anderen verlassen, wer bleibt dann übrig?
    Der, der verlassen ist? Oder der andere, der verlassen hat? Sie
    können doch nicht beide übrig sein, oder?«
    »Lest die Anklage vor!« rief der König.
    Daraufhin erhob sich das Weiße Kaninchen, stieß dreimal in
    seine Trompete, entrollte sein Pergament und las vor:
    »Miss Thursday Next wird hiermit eines Eingriffs zweiter
    Klasse in ein literarisches Kunstwerk gem. § FAL/0605973 StGJ
    in Verbindung mit dem 1584 vom GattungsRat erlassenen
    Gesetz zum Schutz der Handlungsverläufe beschuldigt.«
    »Wie lautet euer Urteil?« fragte der König die Schöffen.
    »Einspruch!« rief der Vogel Greif. »Ehe sich die Jury zurückziehen kann, gibt es noch ein paar Kleinigkeiten zu tun.«
    »Abgewiesen!« brüllte der König, fügte aber gleich hastig hinzu: »Oder meine ich, stattgegeben? Irgendwie verwechsle ich das
    immer. Jedenfalls könnt ihr jetzt die Zeugen aufrufen.«
    Das Weiße Kaninchen stieß erneut dreimal ins Horn und
    rief: »Erster Zeuge!«
    Der erste Zeuge war Mrs Fairfax, die Haushälterin von Mr
    Rochester. Sie blinzelte und sah sich unsicher im Saal um. Sie
    warf mir einen bösen Blick zu und lächelte erst, als sie Hopkins
    erkannte. Der Gerichtsdiener, der sie hereinführte, erwies sich
    bei näherem Hinsehen als überdimensioniertes Meerschweinchen.
    »Schwören Sie, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen?« fragte das Weiße Kaninchen.
    »Ja, ich schwöre es.«
    »Schreibt das auf«, sagte der König zu den Geschworenen,
    und die Geschworenen notierten brav: Schreibt das auf!
    »Mrs Fairfax«, sagte Hopkins und sprang auf die Füße. »Ich
    möchte, dass Sie uns in Ihren eigenen Worten erzählen, wie
    Miss Next in Ihren Roman eindrang und was dann geschah.
    Bitte fangen Sie am Anfang an und hören Sie nicht auf, bis Sie
    am Ende sind.«
    »Und was dann?« fragte der König.
    »Dann darf sie aufhören«, sagte Hopkins ein wenig verärgert.
    »Ah«, sagte der König im Tonfall eines Menschen, der
    glaubt, er habe begriffen. »Fahren Sie fort!«
    In den nächsten zwei Stunden hörten wir nicht nur Mrs Fairfax, sondern auch Grace Poole, Blanche Ingram und St. John
    Rivers, die alle dasselbe aussagten: dass Jane Eyre ursprünglich
    ein ganz anderes Ende gehabt habe – und dass ich es geändert
    hätte, indem ich »Jane Jane Jane!« vor ihrem Schlafzimmer rief.
    Die Geschworenen versuchten, der Verhandlung so gut wie
    möglich zu folgen. Jedesmal, wenn der König es ihnen befahl,
    machten sie Notizen auf ihren Tafeln, und als diese voll waren,
    kritzelten sie auf die Bänke, auf denen sie saßen, und am Ende
    versuchten sie, sich gegenseitig zu beschriften.
    Nach jedem Zeugen musste die kleinste Haselmaus auf der
    Geschworenenbank auf die Toilette, und das gab meinem
    Anwalt Gelegenheit, dem König das Procedere zu erklären.
    Jedesmal, wenn die Haselmaus zurückkam, wurde der jeweilige
    Zeuge dem Vogel Greif zum Kreuzverhör übergeben, und
    jedesmal rief er: »Keine weiteren Fragen.« Der Nachmittag
    schleppte sich mühsam dahin, und im Gerichtssaal wurde es
    immer heißer. Die Königin langweilte sich immer mehr und
    verlangte immer häufiger ein Urteil, einmal sogar mitten in
    einer Zeugenaussage.
    Immer wieder wurde die Verhandlung von Meerschweinchen unterbrochen, die in den Saal kamen. Sie wurden alsbald
    eingefangen, kopfüber in einen Sack gesteckt und hinausgeworfen. Trotzdem entstand jedesmal eine gewaltige Unruhe. Und
    wenn das Gebrüll am lautesten war, kreischte die Königin:
    »Kopf ab! Kopf ab!«, als müsste

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