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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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waren
    sehr überrascht. Denn der Große Panjandrum war eine Sie. Sie
    war so lange bloß eine Redewendung gewesen, dass sich schon
    lange niemand mehr Gedanken über ihr wahres Aussehen oder
    Geschlecht gemacht hatte. Ich fand, dass sie ziemlich gewöhnlich aussah und ungefähr Mitte dreißig zu sein schien, aber
    Humpty-Dumpty teilte mir später mit, dass sie eiförmig war.
    Trotzdem zeigt sie die große Marmorstatue in der Eingangshalle des GattungsRats als kräftigen älteren Mann mit Lederschürze, Hammer und Meißel. Mr Price, der Bildhauer, sagt, er habe
    die Statue genau so geschaffen, wie der Große Panjandrum sich
    ihm offenbart habe.
    Die Große Panjandrum begriff die Lage sofort, als sie eintraf.
    Sie fror sofort allen im Raum befindlichen Text ein, versperrte
    die Türen und bestimmte, dass unverzüglich die Abstimmung
    durchgeführt werden musste. Sie ließ den Vorsitzenden des
    GattungsRats kommen, und die Einführung von UltraWord™
    wurde einstimmig abgelehnt. Mit mir sprach sie dreimal: Erstens, um mir zu sagen, dass ich sehr tüchtig sei, zweitens, um
    mich zu fragen, ob ich bereit sei, das Amt des Protokollführers
    zu übernehmen, und schließlich, weil sie wissen wollte, ob sich
    die Spiegelkugeln in den Diskotheken des Außenlands eigentlich von selbst bewegen oder ob sie einen Motor hätten. Ich
    sagte: »Danke«, »Ja« und »Das weiß ich nicht« – in dieser
    Reihenfolge.
    Als die Party vorbei war, wanderte ich durch die stillen Gassen
    des Brunnens zurück nach Hause zu meinem Regal, wo Caversham Heights stand, und las mich müde, aber zufrieden zu
    meinem Flugboot. Das Amt des Protokollführers kam mir
    gerade recht. Ich würde genügend zu tun haben, aber ich
    brauchte nicht dauernd von einem Buch zum anderen zu springen, sondern konnte vom Schreibtisch aus arbeiten. Da konnten
    meine Knöchel in Ruhe anschwellen, und ich konnte meine
    Rückkehr ins Außenland planen, wenn der jüngste Next und
    seine Mutter stark genug dazu waren. Gemeinsam konnten wir
    die Prüfungen bis zu Landens Rückkehr bestehen, denn dass
    mein Kind einen Vater haben würde, dessen war ich gewiss. Ich
    hatte es ihm ausdrücklich versprochen.
    Ich öffnete die Tür der alten Sunderland und spürte, wie das
    Flugboot unter meinen Füßen schaukelte. Am Anfang hatte
    mich die ständige leichte Bewegung genervt, aber jetzt konnte
    ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Kleine Wellen
    schlugen sacht an den Rumpf, und irgendwo schrie ein Käuzchen auf dem Rückweg zu seinem Nest. Ich fühlte mich so zu
    Hause, wie ich mich je zu Hause gefühlt hatte. Ich kickte meine
    Schuhe weg und ließ mich neben Gran aufs Sofa fallen. Sie war
    beim Sockenstricken eingeschlafen. Die Socke, an der sie arbeitete, war schon ungefähr drei Meter lang, weil sie sich nicht an
    das komplizierte Stricken der Ferse herantraute.
    Ich schloss – ganz ohne Furcht vor Aornis – für einen Augenblick meine Augen, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es schon Viertel nach zehn. Ich wachte allerdings
    nicht von allein auf – Pickwick zupfte heftig an meinem Kleid.
    »Jetzt nicht, Pickers«, murmelte ich schläfrig, drehte mich
    auf die andere Seite und spießte mich dabei fast auf einer
    Stricknadel auf. Aber Pickwick gab sich damit nicht zufrieden,
    sie zupfte weiter an mir herum, bis ich aufstand und mir den
    Schlaf aus den Augen rieb. Dann bestand sie darauf, dass ich die
    Treppe hinaufstieg und ihr in mein Schlafzimmer folgte. Auf
    dem Bett saß neben mehreren zerbrochenen Eierschalen ein
    Etwas, das ich nur als Federbällchen mit einem Schnäbelchen
    und zwei Augen beschreiben kann.
    »Plock-plock«, sagte Pickwick.
    »Du hast recht«, sagte ich. »Sie ist wirklich sehr schön. Herzlichen Glückwunsch.«
    Der kleine Dodo blinzelte, öffnete seinen Schnabel und sagte
    laut: »Plunk!«
    Pickwick fuhr zusammen und starrte mich ängstlich an.
    »Oho!« sagte ich. »Schon so rebellisch?«
    Pickwick schubste das Küken mit ihrem Schnabel, und es
    plunkte noch einmal empört, ehe es sich schließlich setzte und
    Ruhe gab.
    Ich dachte einen Augenblick nach und sagte: »Ich hoffe, du
    hast nicht die Absicht, sie mit halb verdauten Fischen zu füttern
    oder dergleichen?«
    Unten flog krachend die Tür auf.
    »Thursday!« schrie Randolph aufgeregt. »Sind Sie zu Hause?«
    »Ich bin hier oben«, schrie ich zurück, ließ Pickwick mit ihrem Nachwuchs allein und rumpelte die Treppe hinunter ins
    Wohnzimmer, wo Randolph aufgeregt auf und

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