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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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liefen. Er drehte sich um und
    drängte sich durch die Menge hinaus, während ihm Lola verzweifelt nachsah.
    »Sonst noch Gebote?« fragte der Auktionator. Er hob seinen
    Hammer. »Nein? Dann … erteile ich den Zuschlag für …
    neuntausend an … Sie, mein Herr! Zum ersten … zum zweiten
    …«
    »Halt! Ich biete einen Splitter von der letzten originellen Idee!«
    schrie ich und grabbelte in meiner Handtasche nach dem
    kleinen grünen Schmuckkästchen, das Miss Havisham mir
    geschenkt hatte. Atemlose Stille senkte sich über den Saal, als
    ich nach vorn eilte, das Kästchen aufklappte und der unvergleichliche Glanz der originellen Idee die Gesichter erhellte.
    »Eine originelle Idee für so eine Schlampe?« murmelte ein
    Mann in der ersten Reihe. »Die designierte Protokollführerin ist
    wohl bescheuert.«
    »Lola ist mir sehr wichtig«, sagte ich ernst. Miss Havisham
    hatte mir aufgetragen, den Schatz der originellen Idee mit
    Verstand zu gebrauchen – und ich glaube, das hab ich getan.
    »Ist das genug?«
    »Ja, das ist genug«, sagte der Auktionator, klemmte sich eine
    Lupe ins Auge und betrachtete den Splitter begierig. »Stück Nr.
    79 wird hiermit vom Verkauf zurückgezogen. Miss Next, Sie
    sind stolze Besitzerin eines B-3-Rohlings.«
    Die arme Lola hätte sich fast in die Hosen gemacht und umarmte mich fünf Minuten lang innig, während ihre Papiere
    ausgestellt wurden.
    »Komm, Lola«, sagte ich. »Es wird Zeit, diesen Viehmarkt
    hier zu verlassen.«
    Randolph fanden wir unten am Hafen. Er saß auf einem Poller und starrte mit leerem Blick auf die TextSee hinaus. Lola
    beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Erschrocken fuhr Randolph hoch, und als er sah, wer da vor
    ihm stand, sprang er auf und schloss Lola in seine Arme. Tränen der Freude standen in seinen Augen.
    »Ja!« sagte er. »Ich hab' es ganz ernst gemeint! Ganz ernst!«
    »Lasst uns nach Hause gehen, meine Täubchen«, sagte ich.
    Wir gingen zu Fuß zurück nach Caversham Heights. Lola
    und Randolph hielten Händchen und machten Pläne. Wie es
    schien, wollten sie ein Heim für unverschuldet in Not geratene
    Rohlinge eröffnen und überlegten, wie sie es finanzieren könnten. Natürlich hatte keiner von ihnen die nötigen Mittel, aber
    die Idee machte mich nachdenklich.

    Meine Amtseinführung als Protokollführerin erfolgte eine
    Woche später, und gleich am nächsten Tag reichte ich beim
    GattungsRat meinen Vorschlag zur Umwandlung von Caversham Heights in einen Kurort für Figuren ein, die vom strapaziösen literarischen Leben erschöpft waren und es nicht mehr
    aushielten, Tag für Tag und Jahr für Jahr dieselben ausgetretenen Wege zu gehen. Zu meiner größten Freude billigte der
    GattungsRat den Vorschlag auf Anhieb – unter anderem deshalb, weil sich damit das Problem mit den Kinderreimfiguren
    elegant lösen ließ. Auch Jack Spratt war sehr erleichtert, er war
    froh, dass er die Verantwortung für das Schicksal des Romans
    nicht länger tragen musste, und schien die massiven Veränderungen, die nötig sein würden, um die Besucher unterzubringen, nicht weiter zu fürchten.
    »Diese ganze Drogengeschichte werden wir weglassen müssen«, erklärte ich ihm, als wir ein paar Tage später zusammen
    beim Mittagessen saßen.
    »Na und?« sagte er. »Ich hab sie nie besonders gemocht. Haben wir einen Ersatzboxer?«
    »Die Boxgeschichte wird auch gestrichen.«
    »Ah, verstehe. Was ist dem Geldwäsche-Plott, wo ich herausfinde, dass der Bürgermeister Bestechungsgelder kassiert hat?
    Das bleibt drin, oder?«
    »In dieser Form … nicht«, sagte ich vorsichtig.
    »Oh, das ist auch weg? Haben wir wenigstens noch einen
    Mord?«
    »Das ja.« Ich schob ihm das neue Exposé über den Tisch, das
    ich am Tag zuvor mit einem Imaginator ausgetüftelt hatte.
    »Aha!« sagte er, als er das Exposé überflog. »Es ist Ostern in
    Reading – schlechte Zeit für Eier –, und Humpty-Dumpty wird
    zerbrochen am Fuß einer Mauer im schäbigsten Viertel gefunden …«
    Er blätterte weiter. »Was ist aus Dr. Singh, Madeleine, den
    namenlosen Polizeibeamten 1 und 2 und all den anderen geworden?«
    »Alle noch da. Wir mussten ihnen zum Teil neue Rollen zuteilen, aber ich denke, es hält. Die einzige Figur, die sich nicht
    vom Fleck rühren wollte, war Ihre kleine Freundin, die Sexbombe Agatha Diesel – mit der werden Sie noch viel Spaß
    haben.«
    »Mit der werd' ich schon fertig«, sagte Jack. Er blätterte zur
    letzten Seite, um zu

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