Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
arbeiten – erhalten jährlich vier Wochen Urlaub in einem
    Buch ihrer Wahl.«
    Das löste einen wahren Beifallssturm aus. Er versprach ihnen
    alles, was sie sich schon immer gewünscht hatten.
    Tweed zog sein Mobilnotofon aus der Tasche und erklärte:
    »Miss Next möchte auch noch was sagen.«
    Ich sah, wie sich Libris ans Ohr fasste. Er drehte sich um und
    warf mir einen verächtlichen Blick zu.
    »Ich erfahre gerade«, sagte er ins Mikrofon, »dass wir vor der
    Abstimmung, die uns endlich in blühende Landschaften mit
    ewigem Sonnenschein und zur Verleihung des Preises für den
    Schwierigsten Romantischen Liebhabers führt, noch eine weitere Rednerin haben. Soviel ich weiß, handelt es sich um eine
    Jurisfiktion-Agentin, die ein paar Einwände hat. Das ist natürlich ihr gutes Recht. Meine Damen und Herren und sonstigen
    Lebewesen, ich bitte um Aufmerksamkeit für Miss Next!«
    Ich hielt mein Mobilnotofon versteckt in der Hand. »Go,
    Mimi, go.'« flüsterte ich. 25
    Alle im Starlight Room spürten das Echo der Explosion.
    Tweed fing sich als Erster. Er fuhr herum und starrte mich
    wütend an. »Was war das?« fragte er.
    Ich klopfte ihm mütterlich auf die Schulter. »Man nennt es
    Chancengleichheit, dear Harris!«

    25 Mimi nickte Quasimodo zu, und der zog an der Schnur. Die Stahlplatte
    löste sich aus dem Buchpaket, Das Kapital und Mein Kampf stießen zusammen, und eine ungeheure Hitzeaufwallung entstand. Die Bücher
    verfärbten sich, begannen zu glühen und erreichten, während Mimi und
    Quasimodo immer tiefer in ihrem Fluchtgang verschwanden, die kritische
    Masse. Ein greller Feuerball durchzuckte den Tunnel, gefolgt vom Donner
    der Explosion. Dann wurde es totenstill. Nichts rührte sich mehr in der
    Hauptleitung. Sie hatten es geschafft. TextGrandCentral war von der
    Außenwelt abgeschnitten. Libris und Tweed hatten keinen Kontakt mehr
    zur Redaktion.
    33.
    UltraWord™
    Storycode-Maschinen sind die gewaltigen Gedanken-, Vorstellungs-und Bildübertragungsmaschinen in der TextZentrale, mit deren Hilfe die Werke in der Großen Bibliothek in
    die Köpfe der Leser im Außenland projiziert werden. Auf
    jedem Stockwerk von TextGrandCentral stehen fünfhundert dieser komplexen, gusseisernen Riesen. Jede einzelne
    dieser Maschinen kann fünfzigtausend gleichzeitige Lesungen eines Buches mit einer Geschwindigkeit von bis zu
    sechs Wörtern pro Leser/Sekunde abwickeln. TextGrandCentral umfasst über hundert Stockwerke, so dass seine Storycode-Maschinen ungefähr eine halbe Milliarde Lesungen
    gleichzeitig abwickeln können. Die untersten zehn Stockwerke werden allerdings nur eingesetzt, wenn ein lange erwarteter Bestseller veröffentlicht wird. Mit UltraWord™
    würden für die gleiche Menge von Lesungen nur noch zwölf
    Storycode-Maschinen gebraucht – und die Datenübertragung könnte mit zwanzig Wörtern pro Leser/Sekunde erfolgen.
XAVIER LIBRIS
    – UltraWord™ – das ultimative Lese-Erlebnis

    Hamlet und Jude Fawley tauschten Blicke und zuckten die
    Achseln, als ich die Stufen zur Bühne hinaufging. Heathcliff, für
    den das alles nur eine Verzögerung vor der Ehrung war, die ihm
    bevorstand, funkelte mich wütend an. Merkwürdigerweise war
    ich kein bisschen nervös – ich spürte nur eine dumpfe Hochstimmung. Später sollte ich auf dem Klo kräftig kotzen, aber im
    Augenblick ging es mir glänzend.
    »Guten Abend«, begann ich. »Niemand leugnet, dass wir
    mehr Plotts brauchen.« Das Publikum schwieg. »Aber es gibt
    ein paar Dinge, die Sie über UltraWord™ wissen sollten, ehe Sie
    abstimmen.«
    »Grand Central?!« brüllte Tweed hinter der Bühne in sein
    Mobilnotofon, erhielt aber offenbar keine Antwort. »Hier
    Tweed. Zentrale, bitte melden Sie sich!«
    Viel Zeit hatte ich nicht. Sobald TextGrandCentral begriffen
    hatte, was vorging, würden sie sich eine neue Fußnotofonleitung schreiben.
    »Erstens«, sagte ich, »es gibt keine neuen Plotts. Bei den zahlreichen durchgeführten Versuchen ist kein einziger neuer Plott
    aufgetaucht oder auch nur beschrieben worden. Meister Libris,
    können Sie jetzt einen ›neuen‹ Plott nennen?«
    »Die stehen erst zur Verfügung, wenn UltraWord™ in Betrieb
    ist«, sagte Libris und warf Tweed einen giftigen Blick zu. Aber
    der versuchte immer noch vergeblich zu telefonieren.
    »Dann sind die neuen Plotts also noch gar nicht erprobt«,
    sagte ich und nickte, um die Bedeutung dieser Worte zu unterstreichen. »Zweitens enthält UltraWord™ eine

Weitere Kostenlose Bücher