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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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»heißt ab sofort obb.«
    Für den Fall, dass sie mich nicht verstanden hatten, zeigte ich
    noch einmal auf sie und sagte: »Du bist ibb, und du bist obb.«
    Ich zögerte. Irgendwie klangen ihre Namen nicht richtig, aber ich wusste nicht gleich, was es war. »ibb«, sagte ich, und
    dann: »ibb-obb. Klingt das irgendwie komisch?«
    »Keine großen Anfangsbuchstaben«, sagte obb. »Die kriegen
    wir erst, wenn wir mit dem Studium anfangen. Wir hatten auch
    gar nicht so früh mit Namen gerechnet. Dürfen wir die behalten?«
    »Die sind ein Geschenk von mir«, sagte ich.
    »Ich bin ibb«, sagte ibb, als ob er das besonders hervorheben
    müsse.
    »Ich bin obb«, sagte obb.
    »Ich bin Thursday«, sagte ich und streckte ihnen die Hand
    hin. Sie schüttelten sie nacheinander, langsam und ausdruckslos. Mir wurde klar, dass ich mit den beiden nicht allzu viel
    Spaß haben würde.
    »Und das ist Pickwick.«
    Sie musterten Pickwick, die leise plockte, hinter dem Sofa
    hervorkam, sich auf ihr Ei setzte und so tat, als würde sie schlafen.
    »So«, sagte ich und klatschte in die Hände. »Kann von euch
    einer kochen? Ich kann's nämlich nicht, und wenn ihr nicht ein
    Jahr lang Bohnen auf Toast essen wollt, dann solltet ihr's
    schleunigst lernen. Ich hin der Ersatz für Mary, und wenn ihr
    mich nicht stört, dann stör ich euch auch nicht. Ich geh spät ins
    Bett und wache früh auf. Ich habe einen Ehemann, der nicht
    existiert, und im Laufe der nächsten Monate werd' ich ein Kind
    kriegen. Wundert euch also nicht, wenn ich übellaunig werde
    und zunehme. Noch Fragen?«
    »Ja«, sagte der auf der Linken. »Welcher von uns ist noch mal
    obb?«

    Ich packte meine Sachen aus und verstaute sie in dem kleinen
    Schlafzimmer hinter dem Flugdeck. Ich hatte eine kleine Skizze
    von Landen gemacht und stellte sie mir auf den Nachttisch. Ich
    vermisste ihn schrecklich und fragte mich zum hundertsten
    Mal, ob es nicht ein Fehler war, dass ich mich hier versteckte.
    Hätte ich nicht da draußen in meiner eigenen Welt sein und
    versuchen müssen, ihn wiederzukriegen?
    Das Problem war, dass ich das ja schon einmal versucht hatte
    und völlig gescheitert war. Wenn mich Miss Havisham nicht
    gerettet hätte, säße ich jetzt noch in einem Verlies der Goliath
    Corporation. Vielleicht hätte ich anders gehandelt, wäre ich
    nicht schwanger gewesen, aber so erschien es mir besser, mich
    an einen ruhigen Ort zu begeben. Wenn das Baby erst mal auf
    der Welt war, konnte ich meine Rückkehr planen und Landens
    Rettung organisieren.
    Ich ging in die Küche hinunter und erklärte obb die Prinzipien des Kochens, die ihm genauso fremd waren wie die Tatsache, dass er jetzt einen Namen besaß. Glücklicherweise fand ich
    ein zerlesenes Exemplar von Mrs. Beeton's Complete Housekeeper, das ich ihm halb im Spaß in die Hand drückte. Drei Stunden später servierte er uns einen Lammbraten mit Kräuterkartoffeln und Minzsoße, und ich hatte etwas Wichtiges gelernt:
    Rohlinge waren zwar schrecklich langweilig, aber sie lernten
    verdammt schnell.

    2.
    Im Inneren von Caversham Heights
    Projekt/YGIO/1204961/: Arbeitstitel: Caversham Heights.
    Ursprungsland: UK. Letzte Fassung: 1976. Umfang: 90 000
    Wörter. Gattung: Kriminalroman. Betriebssystem: Book
    V7.2.
    Grammasitenbefall: 1 Brutpaar der geschützten Art parenthium. Beurteilung: Standard-Krimi mit Kommissar Jack
    Spratt. Schauplatz der Handlung ist Reading (England). Die
    Handlung (soweit erkennbar) kreist um einen Drogenbaron, der die Kontrolle über die Unterwelt der Stadt übernimmt. Schematischer Aufbau, blasse Figuren, wenig überzeugende Polizeiarbeit und ein Erzähltempo, das zu lahm
    ist, um Schnecken zu fangen. Empfehlung: Nicht zur Veröffentlichung geeignet. Gegenwärtiger Status: Die untere Naturschutzbehörde hat gegen die geplante Verschrottung
    Einspruch erhoben. Der endgültige Bericht der vom GattungsRat eingesetzten Prüfungskommission wird erwartet.
    WOCHENBLATT DES UNLITERARISCHEN UNTERGRUNDS,
    1982, Bd. CLXI, Sp. 564

    Am nächsten Morgen hatte ich Gelegenheit, mit ibb und obb
    den Zerfall des Frühstücks zu diskutieren. Ich erklärte ihnen,
    dass die Getreideflocken üblicherweise vor dem Speck und den
    Eiern verzehrt werden, während der Toast und der Kaffee
    keinen festen Platz in der Abfolge haben. Dass Zitronen-und
    Orangenmarmelade fast ausschließlich zum Frühstück serviert
    werden, wollte ihnen gar nicht einleuchten. Ich war gerade
    dabei, ihnen die technischen Möglichkeiten eines in

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