03 - Keiner wie Wir
zwei in der Nacht?
* * *
Z ehn Minuten später legte sie sich wieder ins Bett und kuschelte sich an jene beiden Menschen, die das Wichtigste in ihrem Leben ausmachten. Manchmal hatte sie das dringende Bedürfnis, sich mit ausgebreiteten Armen über sie zu werfen, um sie zu beschützen.
Wovor auch immer.
Diese leicht an Wahnsinn erinnernde Tendenz behielt Tina besser für sich. Die Lage gestaltete sich auch ohne diese besorgniserregende Entwicklung angespannt genug.
Erst, als sich behutsam sein Arm um sie legte, erkannte sie, dass Daniel wach war. »Wo warst du?«, flüsterte er schlaftrunken. »Kannst du nicht schlafen?«
Es dauerte eine ganze Weile, bevor Tina ihr Grinsen unter Kontrolle bekam, das ständig versuchte, auf ihrem Gesicht aufzutauchen. Schließlich räusperte sie es energisch beiseite, küsste erst Daniel Juniors Schläfe und dann die des Seniors. »Wie wäre es, wenn wir uns eine neue Wohnung suchen?«
»Was ist mit dieser, gefällt sie dir nicht mehr?«
»Nun …« Nach dem nächsten Kampf gegen das blöde Grinsen, den sie diesmal mit wehenden Fahnen verlor, fuhr Tina fort. »Sie dürfte demnächst etwas zu klein werden.«
Daniel brauchte fünf Sekunden, um zu schalten. So behutsam wie möglich richtete er sich auf und betrachtete sie eingehend und mit großen Augen, die Tina sogar in der Dunkelheit problemlos ausmachte. »Willst du damit sagen ...«
Mehr als das blöde Grinsen brachte sie nicht zustande, doch es genügte. Lächelnd lehnte er sich vor und küsste sie sanft und andächtig. Dann hob er den Kopf und streichelte behutsam ihre Wange.
»Seit wann weißt du ...«
Anstatt zu antworten, verschloss sie seinen Mund mit einem weiteren kurzlebigen Kuss. »Nicht so laut! Bist du verrückt?«
»Ist ja gut, Hunt«, wisperte er an ihren Lippen und rieb seine Nasenspitze an ihrer.
Klein Daniel schniefte laut auf und die holden Eltern starrten sich entsetzt an. Niemand wagte zu atmen.
Und als sich das kleine Köpfchen zur Seite drehte und kurz darauf das normale Schniefen wieder einsetzte, holten sie tief Luft.
Glück gehabt!
Behutsam, um das Baby nicht doch noch zu wecken, zog er sie an sich, soweit das unter diesen Umständen überhaupt möglich war. Seine Lippen legten sich an ihre Schläfe und Tina schloss die Lider, wusste, dass er das Gleiche tat.
Als bestünde eine mentale Verbindung zwischen ihnen, die jedes Wort überflüssig machte, meinte sie, ganz genau zu wissen, was in ihm vorging. Es war das Gleiche, was auch momentan in ihr tobte.
»Wollen wir morgen auf Wohnungssuche gehen?«, erkundigte er sich nach einer Weile.
»Ja ...« Ohne die Augen zu öffnen, ließ sie zärtlich ihre Fingerspitzen über seinen Arm wandern.
»Hier oder in Ithaka?«
Sie sah ihn an. »Du meinst, wir sollen zum Anfang zurückkehren?«
»Ja.«
Lange Zeit lagen sie Arm in Arm nebeneinander, zwischen ihnen ihr kleiner Sohn, der sich in seinem Schlaf durch nichts und niemanden stören ließ. Niemand sagte ein Wort, es war nicht erforderlich. Tina glaubte bereits, Daniel wäre eingeschlafen, als sie hörte, wie sich seine Lippen teilten.
»Darling?«
»Ja?«
»Wenn wir dieses bekommen haben, fehlen uns nur noch 2998.«
Schlagartig saß Tina aufrecht. »Was?«
Eilig verschloss Daniels Hand ihren Mund. »Schhh!« Nur mit sichtlicher Mühe unterdrückte er sein Gelächter. »Vergiss es ...«
Sein Arm legte sich um sie, zwang sie mit sanftem Druck wieder neben sich. Und als ihr Kopf auf seiner Schulter lag, hauchte er einen andächtigen Kuss auf ihre Stirn. »Dann also auf zum Anfang?«
Tina schloss die Augen.
»Ja … zum Anfang.«
DEMNÄCHST
bei
Überglücklich glaubt Stevie, endlich eine sichere, lukrative und in erster Linie komplikationslose Anstellung gefunden zu haben.
Michael denkt, dass er eine fähige, attraktive und vor allem willige Assistentin aufgetan hat.
Beide liegen mit ihren Annahmen nicht unbedingt richtig, was zwangsläufig zu der einen oder anderen Komplikation führt.
Die ersten beiden Kapitel folgen als Leseprobe:
ie Kanzlei residierte nicht wie sonst üblich, in einem riesigen, unpersönlichen Büroklotz.
Die Rede war von diesen gigantischen Türmen, die eher kleinen, autarken Städten glichen und zunehmend die ansonsten recht anheimelnde Altstadt Portlands verstopften.
Nein, Mr. Rogers setzte wohl eher auf das Altehrwürdige.
Offenbar arbeitete und lebte er gleichzeitig in jenem viktorianischen Altbau, vor dem Stevie soeben stand und der mit allen
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