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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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ineffizient.
    Nun ja, vermutlich kann sein Unternehmen eine ineffiziente Kraft auf Zeit verschmerzen.
    Wieder glüht die Ablehnung in ihren Augen. »Nein, Sir! « Sie betont es, als wolle sie in Wahrheit ‹ Nein, Arschloch!‘ sagen. »Ich stolpere nicht ständig! Der Boden hier ist sehr glatt, und ich trage wohl die unpassenden Schuhe.«
    Andrew blickt an ihrer Jeans hinab – Himmel, wann hat sich das letzte Mal jemand derart gekleidet in dieses Gebäude gewagt? – und erblickt spitz zulaufende Halbstiefel, die über die Hosensäume ragen. Stiefel im ewigen Sommer Floridas. Dieser Anblick ist ihm vollkommen neu.
    »Nun«, beginnt er zögernd und spitzt die Lippen. »Mit dieser Vermutung dürften Sie richtig liegen.«
    Hektisch wirft sie eine Strähne hinter ihr Ohr, die sich bei ihrem Stunt aus dem Zopf gelöst hat. »Ich lebe noch nicht lange in Florida!“, bemerkt sie schnippisch.
    »Und ...?«
    »Ich hatte noch keine Zeit, mich dem Klima entsprechend neu einzukleiden!« Zum ersten Mal verschwindet der Hass und ihre Wangen färben sich rot. Eine sehr liebliche Veränderung in dem sonst so blassen Gesicht.
    Ich hatte kein Geld , um mich dem Klima entsprechend neu einzukleiden .
    Das wollte sie eigentlich sagen, und Andrew verachtet sie deshalb keineswegs. Sie ist pleite, kommt wahrscheinlich frisch vom College und befindet sich offensichtlich auf Jobsuche. Demnach versucht sie, etwas an ihrer desaströsen Situation zu ändern.
    Problematisch ist nur, dass sie immer noch in dieser Tiefgarage steht und keinerlei Anstalten unternimmt, sich zu ihrem Vorstellungsgespräch zu bemühen. Daher fasst Andrew sich kurz. »Sollten Sie Interesse an einer Beschäftigung in diesem Unternehmen haben, würde ich Ihnen empfehlen, sich langsam zu den Aufzügen zu begeben! Unpünktlichkeit wird hier nicht toleriert.«
    Die Augen werden groß, und sie blickt hastig auf die Uhr, macht noch im Aufsehen befindlich kehrt und eilt davon. Erstaunt beobachtet Andrew, wie sie nach zehn Schritten schlitternd zum Stehen kommt – die Arme verwandeln sich wieder in Windmühlenflügel – und zu ihm herumfährt.
    »Ähm, bitte entschuldigen Sie, Sir ... Mr. Norton. Auf Wiedersehen!«
    Als Antwort tippt er auf seine Uhr und nickt mit erhobenen Augenbrauen. Die nächste geschlitterte Kehrtwende erfolgt – der Anblick mutet tatsächlich gefährlich an. Beinahe davon überzeugt, dass ihr gesteigertes Tempo sofort den nächsten Unfall provozieren wird, sieht Andrew der schmalen Gestalt nach, bis sie die kurze Treppe erreicht hat.
    Dort angekommen blickt sie noch einmal über ihre Schulter zu ihm, das Rot verschwindet, so schnell es gekommen ist. Hastig fährt sie wieder herum und betritt endlich jenen Aufzug, mit dem Andrew nur wenige Minuten zuvor gekommen ist.
    * * *
    K aum haben sich die Türen vor ihr geschlossen, bewältigt er die verbliebenen Meter bis zu seinem Wagen.
    Noch im Gehen nimmt Andrew das Handy aus der Tasche, sein Blick fällt auf Johnson, der ihm wie üblich die Tür aufhält und er nickt geistesabwesend.
    »Gail, canceln Sie meinen Termin in Dallas ... keine Begründung ... nein ...« Er runzelt die Stirn. »Blumen, ohne Karte ... dann verbinden Sie mich mit Mrs. Shore von der Personalabteilung … Mrs. Shore von der Personalabteilung! ... Danke!«
    Andrew wartet.
    »Trust Hol...«
    »Norton. Sie haben demnächst ein Gespräch mit einer gewissen Josephine Kent?«
    Ein Aufkeuchen antwortet am anderen Ende, und es dauert ärgerliche drei Sekunden, bevor die Person sich besinnt. »Ja, Sir, d...«
    »Die Dame wird als meine neue Assistentin eingestellt!«
    Wieder vergehen mehrere Sekunden, bevor Shores Stimme zu vernehmen ist. »Aber ich ...«
    »Irrelevant. Arbeitsbeginn morgen!«
    Hörbar schluckt sie – ein widerliches Geräusch. »Selbstverständlich, Sir. Aber wir werden die Sicherheitsü...«
    »Das erledige ich selbst.«
    »Sehr wohl ...«
    »Informieren Sie Miss Kent über die hiesigen Bekleidungsvorschriften. Eine Vorauszahlung wäre ...« Erneut legt sich Andrews Stirn in Falten. »Vergessen Sie das und informieren Sie mich umgehend über den Verlauf des Gespräches.«
    »Wie Sie wün...«
    Andrew wählt bereits die nächste Kurzwahl. Längst hat Johnson den Wagen aus der Tiefgarage gelenkt. Der grelle Sonnenschein schafft es jedoch nicht durch die dunklen, blickdichten Scheiben. »Finch, ich will ein Grand Screening über eine gewisse Miss Josephine Kent. Nähere Angaben erhalten Sie in der Personalabteilung. Und

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