03 - Keiner wie Wir

Andrew sorgt für ihr Auskommen, sie sorgen für sein Vergnügen. Doch im Vergleich zu diesem kleinen Mädchen ...
    Sie sind so verschieden und unmöglich miteinander vergleichbar. Zwei unterschiedliche Welten ...
    Andrew lernte Lara bei einem geschäftlichen Brunch kennen, auf dessen Besuch er nicht wie normalerweise verzichten konnte. Sie befand sich in Begleitung eines von Andrews Geschäftspartnern. Dessen Frau war bei den Kindern zu Hause geblieben. Mehr als zwei eindeutige Blicke waren nicht erforderlich, bevor Lara begriffen hatte, dass sie bei Andrew Norton den weitaus größeren Gewinn zu erwarten hatte.
    Im Grunde ist Lara wie er. Auf ihren Vorteil bedacht, berechnend, kalt und professionell. Eine Woche lang feilten sie an den Bestandteilen ihres geschäftlichen Abkommens, dabei erwies sich Lara als äußerst zäher Verhandlungspartner.
    Völlig in Ordnung.
    Allerdings hat er das Appartement zum ersten Mal in einer anderen Stadt als Tampa gekauft. Teil des Vertrages, weil Lara dort seit Jahren sesshaft ist. Manchmal ist Andrew Norton durchaus zu Kompromissen bereit. Auch wenn die Fahrtzeit seine Pläne sehr ungünstig beeinflusst. Der DS war dementsprechend missgestimmt …
    Verstohlen wagt Andrew einen Blick in dessen Ecke und verzieht das Gesicht. Denn der Soldat nickt lauernd und sein Grinsen verspricht alles, nur keinen Spaß.
    … nein, der DS mag Andrews Eskapaden in Sachen Mädchen überhaupt nicht. Was Andrew allerdings nicht davon abhält, sie dennoch zu pflegen. Selten, aber mit Kontinuität. Lara hat ihn nie enttäuscht. So, wie er seinen Verpflichtungen nachkam, hielt sie sich an ihre.
    Doch es hat ihn einen Wimpernschlag gekostet und keinen zweiten Gedanken, um diese Verbindung zu lösen. Und er verspürt nicht das geringste Bedürfnis, noch einmal persönlich mit ihr zu sprechen.
    In der Vergangenheit hat Andrew die Erfahrung gemacht, dass es am sinnvollsten ist, solche Dinge Finchs’ fähigen Händen zu überlassen. Eine Abfindung, je nach Dauer der Beziehung ist immer empfehlenswert und er pflegt, die Damen für mindestens einen weiteren Monat beobachten zu lassen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, doch Andrew hatte noch nie den Eindruck, darauf verzichten zu können. Auch wenn private Gespräche zwischen ihm und seinen Partnerinnen nicht stattfinden, genießen sie dennoch einen gewissen Einblick in sein Leben.
    Es gilt, seinen guten Ruf zu schützen.
    Die Verschwiegenheitserklärung, die sie unterschreiben müssen, mag eine gewisse Abschreckung darstellen. Doch aus Erfahrung weiß Andrew, wie eine gekränkte Frau reagieren kann und wie wenig sie dann seine Anwälte interessieren, die sie bei Vertragsbruch in die Mangel nehmen. Ganz gewiss liegt es nicht in seiner Absicht, sich von einer zweitklassigen Frau, mit der er wenige Stunden das Bett geteilt hat, gesellschaftlich vernichten zu lassen.
    Doch dieses Mädchen ist so völlig anders. Im Vergleich zu Lara wirkt sie wie die sprichwörtliche Naivität. Von ihrer offensichtlichen Abneigung gegen ihn ganz zu schwiegen. Obwohl Andrew diesbezüglich ein seltsames Gefühl hat. Denn … das ist nicht alles gewesen.
    Unwirsch ignorierte er das bellende Gelächter des DS.
    Nein, es war nicht alles!
    Dennoch ... besitzt er das Recht, sich ihr zu nähern? Was Andrew will, steht außer Frage:
    Eine kurzlebige Liaison, die über den Sex nicht hinausgeht. Er wird sie angemessen finanziell entschädigen, und wenn er genug von ihr hat, die Verbindung wieder lösen.
    So wie üblich.
    Doch ist es fair, sich mit diesem Plan einem Mädchen zu nähern, das sich vielleicht seine romantischen Träume von der ‚Liebe‘ noch bewahrt hat?
    Nun, das mit Sicherheit nicht. Aber das Leben ist nun einmal nicht fair.
    Andrew will sie – auch dies lässt sich nicht von der Hand weisen. Sie hat ihn auf eine sehr, sehr seltsame Art berührt.
    Eine höchst neue Erfahrung. Sonst sind die Mädchen aus seinen Gedanken verschwunden, sobald deren Appartementtür hinter ihm zufällt.
    Andrew will dieses Mädchen, das so unbekannte Seiten in ihm hervorruft. Wenngleich ihm nicht ganz wohl bei der Angelegenheit ist.
    Neue Seiten mag Andrew nämlich überhaupt nicht. Diesbezüglich hält er es ganz wie sein DS. Altbewährtes sollte man am besten unangetastet lassen.
    Der Tag hat so viel Neues für ihn und in seinen unantastbaren Ablauf gebracht, wie es das in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr der Fall war. Und soweit er sich erinnert, stand heute keine Übernahme eines maroden