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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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einer Art Wachschlaf. Sie sehnte sich nach einem heißen Bad und - man sollte es nicht glauben: nach etwas Nahrhaftem.
    Reynolds war so durcheinander gewesen, dass er ihr abgesehen von dem üblichen Gebäck nichts angeboten hatte. Und süße Buttercookies hätte Tina nicht einmal gegessen, wenn es das letzte Genießbare auf Erden dargestellt hätte. Seit Donnerstag hatte sie abgesehen von den - bei Daniel so verhassten - Atemerfrischern, jeder Menge Kaffee und zusätzlich Koffein in Reinform, nichts zu sich genommen. Mittlerweile befand sich der Montag in der vorletzten Phase und Tina konnte mit Fug und Recht behaupten, ein wenig hungrig zu sein.
    In Wahrheit war ihr so übel, dass sie Schwierigkeiten mit dem Geradeausblicken hatte. Sie wankte mehr, als dass sie lief, stieg in das erstbeste Taxi, dessen sie habhaft werden konnte, und schloss die Lider, als es sich in Bewegung setzte.
    In den vergangenen Jahren hatte Tina oft am Limit gearbeitet, aber diesmal war sie wohl selbst für ihre Verhältnisse etwas zu weit gegangen. Die Erschöpfung nahm ihr zunehmend die Fähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen und sie wollte nur eines: Nach Hause. Zu ihm.
    Er sollte sie füttern, und wie ein Baby versorgen. Sie wollte essen bis zum Umfallen, egal, wie viele Kalorien sie in sich hineinschaufelte. Und dann wollte Tina in seinen Armen liegen, bevor sie endlich schlafen durfte.
    Allein die Vorstellung ließ ihre Augen brennen, weinen funktionierte ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr.
    * * *
    D reimal musste sie ansetzen, um den Schlüssel tatsächlich erfolgreich ins Schloss einzupassen.
    Die Hände waren nur noch zitternde Schatten ihrer selbst. Am Ende bewältigte Tina glücklich auch diese letzte Hürde und schob sich erleichtert in den kleinen Flur.
    Bevor sie jedoch die wenigen Meter bis zu ihrem Zimmer zurücklegen konnte, wurde die Wohnzimmertür aufgerissen und Daniel stand vor ihr. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an, als wäre sie eine Fata Morgana.
    Tina runzelte die Stirn. »Was ist los?«
    Er antwortete nicht, schien stattdessen jedes Detail von ihr aufzunehmen, und zwar gleichzeitig. Irgendetwas musste geschehen sein. Ihr erster – vernichtender - Gedanke galt Jonathan, sie wagte aber nicht, ihn weiterzuverfolgen. Daniel befand sich in grauenvollem Zustand: Das Haar war ungekämmt, Hemd und Jeans zerknittert, als hätte er beides seit Tagen nicht gewechselt. Die Wangen erzählten davon, dass seine letzte Rasur auch etliche Morgenaufgänge zurücklag, insgesamt wirkte er leichenblass und unter seinen Augen lagen tiefschwarze Schatten.
    Irgendwann ertönte sein raues, kaum verständliches Wispern:
    »Wo! Warst! Du?«
    * * *

ZWEITER TEIL

    enn ein renommierter Chirurg und eine gestandene, mit allen Wassern gewaschene Geschäftsfrau plötzlich in ihrer Entwicklung etliche Jahre zurückgehen und sich mit boshaften Kinderstreichen das Leben zur Hölle machen, befinden sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach inmitten eines ausgewachsenen
    Rosenkrieges.
    Simpel begonnen steigert der sich schnell zu einer hemmungslosen Schlacht, in der mehr zerstört als gewonnen wird. Niemand ist gewillt, nachzugeben und den vermeintlich Kürzeren zu ziehen.
    Langfristig bleiben zwei Optionen: Entweder Liebe und Vernunft siegen, was ein Gewinn für beide Parteien wäre. Oder der Stolz setzt sich durch, und was doch eigentlich zusammengehört, ist für immer entzweit.
    * * *

ch war arbeiten ...«
    Daniel trat näher. Im fahlen Licht der Flurbeleuchtung wirkte sein Gesicht plötzlich nicht mehr nur blass, sondern ziemlich bedrohlich. Hektische rote Flecken machten sich an jenen Stellen bemerkbar, die nicht von dunklem Bart bedeckt wurden.
    »Arbeiten?«, wisperte er heiser und verschränkte so unvermutet die Arme, dass Tina unwillkürlich um einen Schritt zurückwich. »Du willst mir also erzählen, dass du die vergangenen vier Tage in deinem beschissenen Büro durchgearbeitet hast?«
    »So in etwa, aber ...«
    »... und dir natürlich nicht in den Sinn gekommen ist, dich bei mir zu melden ...«
    Tina stöhnte. »Verdammt, das habe ich völlig vergessen ...«
    »... weil das ja auch nicht so wichtig ist«, nickte er. Sie war nicht sicher, ob ihre Einwürfe überhaupt registriert wurden. »Mein Gott! Vier Tage hier oder am Arsch der Welt, was macht das schon für einen Unterschied?« Mit jedem Wort dröhnte diese fremde, heisere Stimme etwas mehr in dem kleinen Flur. »Nicht nur, dass du nicht nach Hause kommen kannst,

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