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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Porzellan heraus und drapierte es auf dem Fensterbrett.
    Er sah es ja nicht und sie konnte die kompromittierenden Beweise ihrer Unzulänglichkeiten ja vor seiner Rückkehr vernichten …
    … wahrscheinlich unter Einsatz jeder Menge Scheuerpulver und anderer verboten umweltschädlicher Putzmittel.
    Die Stille drohte Tina zu überwältigen. Eher, um überhaupt etwas zu tun, als aus jedem anderen, vernünftigen Grund, ging sie irgendwann in ihr Zimmer.
    Kaum hatte sie die Schwelle übertreten, wurde sie leichenblass. Alles Blut verließ ihren Kopf und sie schwankte ein wenig. Unliebsame, bisher energisch verdrängte Erinnerungen, drohten sie zu überwältigen, fragile Narben platzten innerhalb von Sekunden wieder auf, die darunter vergrabenen Qualen überfielen sie mit einer derartigen Wucht, dass es ihr die Luft zum Atmen raubte.
    Daniel war noch einmal zurückgegangen, als sich das Gepäck bereits im wartenden Taxi befand. Angeblich hatte er seinen Pass vergessen.
    Eine weitere Lüge ...
    Nachdem Tina erfolgreich gegen die überwältigende Übelkeit gekämpft hatte, kam sie zu sich und ihr Verstand setzte ein.
    Ein Déjà vu, ja, das war es tatsächlich, aber ein fehlerhaftes.
    Die Rose war da ...
    … jedoch eine Rote, keine Gelbe. Und sie besaß etliche Brüder und Schwestern. Über die genaue Anzahl informierte Tina sich nicht, es hätte zu lange gedauert und sie war möglicherweise derzeit des Zählens nicht ganz mächtig. Daneben fand sich nämlich ein Zettel, sorgfältig in der Mitte zusammengefaltet.
    Ob Tina wollte oder nicht, ihre Finger zitterten, als sie ihn behutsam aufnahm, öffnete und dabei vor Angst die Luft anhielt ...

    * * *

DRITTER TEIL

    »… o ffenbar ist unser Weg tatsächlich vorherbestimmt, und wir können ihm nur folgen und hoffen, dass uns auf seinem Verlauf nicht allzu viele Hindernisse und steinige Etappen erwarten.«
    Dr. Daniel Grant
    * * *

igentlich lief alles erstaunlich gut.
    Tina war zu lange auf sich selbst gestellt gewesen, um ernsthaft Gefahr zu laufen, die Nerven zu verlieren oder aufgrund Daniels Fehlen zum Nichtstun verdammt zu sein.
    Sie dachte gar nicht daran, die trauernde Strohwitwe zu geben. Es dauerte nicht länger als zwei einsame Nächte, dann hatte sie sich mit ihrem vorübergehenden Single-Dasein arrangiert.
    Die Vorteile ließen sich nicht von der Hand weisen:
    Niemand blockierte das Bad, wenn man es eilig hatte, im Süßstofftablettenspender befand sich immer das, womit man laut Etikett rechnete und kein irrsinniger Mann machte einem die Hölle heiß, wenn man spontan beschlossen hatte, vier Tage auswärts zu arbeiten. Okay, das wäre von Vorteil gewesen, hätte Tina einen derartigen Einsatz in Erwägung gezogen.
    Außerdem verzog niemand das Gesicht, wenn man seinen echt leckeren Salat aß.
    Es war wirklich in Ordnung ...
    Wäre da nur nicht diese verdammte Zeitverschiebung gewesen.
    Acht Stunden!
    Waren die beiden um vier Uhr nachmittags New Yorker Zeit verabredet, zeigte der Zeitmesser bei Daniel weit nach Mitternacht an.
    Allerdings hatte Tina nie den Eindruck, er hätte bereits geschlafen oder demnächst etwas in der Art vor.
    Daniel sagte es nicht, aber sie sah wie müde und erschöpft er war. Obwohl er seine Witze riss und auch an seinen dummen Beiträgen nicht sparte. Sogar mehr als üblich, von seinen ewigen Belehrungen ganz zu schweigen. Dennoch gelang es ihm nicht, darüber hinwegzutäuschen, wie sehr er gefordert wurde.
    Endlich wusste Tina, was Jonathan damals gemeint hatte, womit wohl auch das letzte Rätsel gelöst war. Daniel wirkte so anders – so fremd . Nicht unattraktiv oder gar unsympathisch, nein!
    Das Gegenteil war der Fall. Eher noch mysteriöser und anziehender, was sie bisher als schier unmöglich abgetan hätte.
    Hätte sie diesen Mann nicht längst geliebt, wäre sie ihm spätestens jetzt ganz und gar verfallen gewesen. Mit jedem Tag wurde sein Bart dichter, das Haar etwas länger und heller und das Gesicht von der ewigen, viel stärkeren Sonne Afrikas dunkler.
    Doch sein Blick blieb immer ernst, egal wie laut er lachte. Er hatte mit ihrem irren, dämonischen Prof so wenig gemein und sie wollte ihn unbedingt kennenlernen. Denn dieser Mann war ihr völlig fremd, auch wenn zumindest die Möglichkeit im Raum stand, dass er sich ihr längst vorgestellt hatte und es ihr nur in ihrer grenzenlosen Ignoranz entgangen war.
    Dieser Gedanke gefiel Tina überhaupt nicht. Schon, weil sie diesen fremden Daniel verdammt liebte und nichts dringender

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