03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
Schläfen und öffnete die Augen.
Vons Blick richtete sich wieder klar auf sie, und er nickte. »Kommen Sie«, sagte er. Sie erhob sich mit einer mühelosen Bewegung und folgte ihm zum Bett, wo Heather noch neben Dante saß. Von zog eine seiner Brownings aus dem Holster, das über dem Bettpfosten hing.
Heathers Herz setzte einen Augenblick lang fast aus. Sie konnte nicht zulassen, dass er Cortini tötete. »Warte, sie hat Informationen …«
Von gab Cortini seine Waffe. Dann warf er Heather einen amüsierten Blick zu. »Hatte nicht vor, sie zu töten.« Er sah wieder Cortini an. »Jedenfalls nicht jetzt«, fügte er hinzu.
Er zog auch die andere Browning aus dem Holster und gab sie Heather. »Extramunition ist in der Jackentasche. Aber ich hoffe, ihr werdet sie nicht brauchen.«
»Das hoffe ich auch.« Das Gewicht der Handfeuerwaffe fühlte sich gut an. Heather konnte sich ein wenig entspannen. Dann sah sie nach, ob die Waffe gesichert war. Ihr Colt, den sie gemeinsam mit ihrem Handy und ihrem Geldbeutel verloren hatte, als Lyons ihr alles abgenommen hatte, fehlte ihr.
Cortini schob die Pistole hinten in ihre dunkle Jeans, wo sie sich perfekt in ihre Rückenbeuge schmiegte. »Es ist mir eine Ehre, Llygad.«
»Ich heiße Von, Schatz.«
Sein Blick wanderte zu Dante, und er runzelte die Stirn. »Ich hatte nicht gedacht, dass er noch einen Anfall bekommen würde, nachdem wir ihn mit Morphium vollgepumpt hatten. Das macht mir Sorgen.«
Heather schüttelte sich. Ihre nassen Klamotten klebten an ihrer Haut und kühlten die Blutergüsse an ihren Beinen. Doch es war mehr als die kalten Kleider, was sie zittern ließ. Sie dachte an Dantes Worte, die er kaum hörbar gemurmelt hatte, kurz bevor ihn das Morphium das erste Mal davontrug.
Ihr Name war Chloe. Sie war meine Prinzessin, und dann habe ich sie getötet.
»Er erinnert sich«, sagte Heather und versuchte, nicht die Fassung zu verlieren. »Lyons und seine Schwester haben ihm immer wieder Bilder von Bad Seed gezeigt. Sie haben ihn ununterbrochen mit seiner Vergangenheit konfrontiert, er hatte einen Anfall nach dem anderen …«
Die Bettfedern knackten. Sie roch Motoröl und Kälte, als warme Hände ihr Gesicht umfassten. Schwielige Finger strichen ihr die Tränen, die sie nicht einmal bemerkt hatte, von den Wangen. »Psst. Ist ja gut«, brummte Von.
Heather biss sich auf die Innenseite ihrer Lippe, um nicht wie ein Baby loszuschluchzen. Sie war indes viel zu fertig, zu erledigt, um sich für diesen Gefühlsausbruch zu schämen.
»Wir bringen ihn da durch, Püppchen. Garantiert.« Vons flüsternde, belegt klingende Stimme, die immer schläfriger wirkte, strich über ihr gequältes Herz, als würden seine Finger noch immer ihre Wangen streicheln. »Wir werden ihn nicht an diese Arschlöcher verlieren.«
»Er hat nicht aufgehört, sich zu wehren«, sagte Heather.
»Das wird er auch jetzt nicht.« Von ließ ihr Gesicht los und nahm stattdessen ihre Hände. »Weißt du auch, warum?«
»Weil er so ein Sturkopf ist?«
»Wie ein verdammter Esel.«
Heather musste schmunzeln. »Ein sturer verdammter Esel?«
Von grinste, drückte ihre Hände und ließ sie dann los.
»Wie wird er mit Luciens Tod zurechtkommen?«, fragte Heather. »Das jetzt auch noch erfahren zu müssen …«
»Nicht gut.« Von rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass Lucien tot sein soll, und ich habe keine Ahnung, welche Folgen die durchtrennte Verbindung zwischen den beiden für Dante haben wird. Wenn es ihn töten würde, dann hätte es das aber bestimmt in dem Augenblick getan, in dem sie abriss.«
»Nicht unbedingt, Llygad .«
Heather drehte sich zu Cortini um. Sie lehnte an der Wand, den Blick auf Dante gerichtet, ihr Gesicht von dunklem Haar umrahmt. »Manchmal ist der Schaden kaum erkennbar«, fuhr sie fort, »und es dauert Stunden, bis sich sein wahres Ausmaß zeigt. Eine Gehirnblutung oder eine innere Verbrennung.«
»Danke«, grollte Von. »Genau mit diesen Bildern wollte ich mich dem Schlaf ergeben.«
»Ich kann Handtücher vor die Fenster hängen, falls es hier drin zu hell wird«, meinte Heather und stand auf.
»Nicht nötig. Das geht so. Lass die Vorhänge einfach zu und die Decken über unseren Augen.« Er drehte sich um und schlug Überdecke und Wolldecke auf seiner Seite des Bettes hoch, ehe er sich hinlegte. »Bonne nuit«, brummte er. »Lass euch nicht …«
Von schloss die Augen, und der narkotische Schlaf umfing ihn, ehe er
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