03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
Schattenabteilung zurückzukehren.«
Heathers Finger legten sich um den Griff der Browning. Ihr Puls begann zu rasen. Von hatte in Cortinis Kopf geschaut. Hatte sie ihn zum Narren halten können? »Gehört das zu Ihrem Plan, Dante zu schützen?«, fragte sie und versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen.
»Ich bin für ihn – und für Sie – nützlicher, wenn ich mich in der Schattenabteilung aufhalte und weiß, was vor sich geht.«
»Wie wollen Sie Ihre Abwesenheit erklären?«
»Ich arbeite nicht gerade nach der Stechuhr«, antwortete Cortini. »Zwischen Aufträgen kann ich mir durchaus eine Auszeit gönnen. Ich werde einfach erklären, ich hätte Lust auf ein paar Sehenswürdigkeiten gehabt.«
Heather suchte nach dem Anzeichen von Täuschung in Gesicht, Haltung und Händen der Killerin. Alles an ihr deutete auf Aufrichtigkeit hin – von Kopf bis Fuß. Ruhiger Blick, offene Hände, entspannter Körper.
Wenn sie plante, sie zu hintergehen, dann würde sie nie zugeben, dass sie vorhatte, in die Schattenabteilung zurückzukehren. Dann musste sie nur warten, bis sie alle schliefen.
Cortini hatte Recht. Ein aufmerksames Augenpaar in der Schattenabteilung wäre mehr als hilfreich. »Verdammt«, brummte Heather und zog ihre leere Hand unter dem Kissen hervor.
Cortini wies mit dem Kopf Richtung Kissen. »Ich hätte an Ihrer Stelle dasselbe getan«, sagte sie. »Allerdings hätte ich höchstwahrscheinlich abgedrückt.«
Heather blickte sie an. »Das ist einer der Gegensätze zwischen uns.«
Um Cortinis Mund zuckte ein Lächeln. »Sie sollten schlafen. Es wird eine Weile dauern, ehe einer der anderen weiß, was passiert ist oder sich ein genaues Bild gemacht hat. Wir werden nie mehr so sicher sein wie jetzt in diesem Augenblick.«
Es war kein großer Trost, aber es stimmte. »Ich lege mich hin. Noch ein paar Minuten.« Heather sah zu Annie hinüber, die im Sessel hing, mit einem der kleinen Ringe in ihrer Augenbraue spielte und tat, als interessiere sie die Unterhaltung nicht im Geringsten. »Aber zuerst schulde ich meiner Schwester noch einige Antworten.«
»Je weniger sie weiß, desto besser«, gab Cortini zu bedenken.
»Dafür ist es zu spät«, antwortete Heather. »Sie steckt schon mitten drin.«
Annie warf Cortini einen triumphierenden Blick zu, zog die Beine hoch und schlang die Arme um die Knie. »Also – was ist die Schattenabteilung?«, fragte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Heather zu.
Cortini schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Gesichtsausdruck wirkte angespannt.
»Das ist eine Abteilung der Regierung, die offiziell nicht existiert«, erläuterte Heather. »Ihre Mitglieder bestehen aus Agenten des DOD , des FBI , der CIA und des Heimatschutzministeriums. Die Schattenabteilung und das FBI riefen gemeinsam ein Geheimprogramm ins Leben, das Bad Seed hieß und Psychopathen schaffen sollte.«
»Schaffen?«, fragte Annie. »Soll das ein Witz sein?«
»Nein, leider nicht«, sagte Heather und fuhr sich mit den Fingern durchs feuchte Haar. »Sie wollten herausfinden, ob es bestimmter Kriterien bedarf, um einen Psychopathen entstehen zu lassen. Sie beobachteten die Entfaltung und die Fortschritte ihrer Probanden, bis sie ins Gefängnis kamen oder umgebracht wurden.«
»Was ist mit Dante? Was ist er?« Annie zeigte mit dem Finger auf seine schlafende Gestalt. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er die Unterwelt erschuf und Engel zu Stein erstarren ließ.«
»Das waren keine Engel im eigentlichen Sinn«, erläuterte Heather. »Na ja, schon, aber gefallene Engel. Die sogenannten Gefallenen eben.«
»Oh, entschuldige«, brummte Annie. »Dann eben die Gefallenen. Zuerst Vampire und jetzt gefallene Engel. Wann kommen denn die Einhörner und die Feen? Was kommt als Nächstes? Der Fliegende Holländer? Werwölfe?«
»Ich weiß, das ist alles etwas viel auf einmal …«
Annie lachte. »Viel auf einmal? Ich würde sagen, das ist einfach Irrsinn. Ich habe gesehen, wie Dante diese beiden Psycho-Zwillinge und ihre durchgeknallten Dr.-Evil-Paa in … ich weiß nicht was verwandelt hat, und du willst, dass ich mit dir und Mr. Süß-aber-tödlich mitkomme? Kommt nicht infrage. Auf gar keinen Fall.«
»Ich lasse dich aber nicht zurück«, antwortete Heather, stand auf und trat zum Fußende des Nachtgeschöpf-Bettes. Sie beugte sich herunter und hob Dantes feuchte Kleidung hoch, um seinen blutdurchtränkten Kapuzenpulli und das PVC-Shirt wegzuwerfen. Doch als
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