03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
an die Schläfe. Noch mehr Blut tropft ihm aus der Nase. Heather tritt näher. Sie hebt die Betäubungswaffe und zielt.
Er blickt mit brennenden Augen in Heathers, und die Verzweiflung, die sie darin sieht, bricht ihr fast das Herz. Seine Muskeln spannen sich. »Lauf«, wispert er.
»Lyons hat Dantes Programmierung ausgelöst«, flüsterte sie. Sie ließ die Hand sinken und öffnete die Augen wieder. »Er benutzte ihn, um einen FBI -Agenten zu ermorden.«
Tritt beiseite, chérie . Damit ich dir nicht wehtun kann.
»Verdammte Scheiße«, stöhnte Von. Sein Blick richtete sich auf Dantes bleiches Gesicht. »Dieser Abschaum.«
»Er hat sich für Annie geopfert«, fuhr Heather leise fort, »obwohl er wusste, dass sie ihn benutzen würden. Er hat nicht einmal eine Sekunde lang gezögert.«
Einen kurzen Augenblick lang zeigte sich ein Lächeln auf Vons Gesicht. »So ist er.«
»Was ist mit dem Heckenschützen vor dem Haus passiert?«, wollte Cortini wissen. »Haben Sie ihn ermordet?«
Von schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe ihm eine Kugel ins Bein gejagt, damit er nicht davonlaufen kann, ehe wir ihn ausquetschen können. Aber nach der Detonation, als diese fürchterlichen Gefallenen aus dem Himmel herabgestürzt kamen, habe ich ihn aus den Augen verloren.«
»Höchstwahrscheinlich war er schon lange weg«, vermutete Cortini.
»Mann«, brummte Von. »Es ist vermutlich zu viel verlangt zu hoffen, dass dieses Arschloch verblutet ist. Wir müssen später weiter darüber sprechen.« Er warf einen Blick auf Heather und nickte dann in Cortinis Richtung. »Glaubst du, ihr kommt zurecht, solange ich im Schlaf liege?«
»Sag du es mir«, antwortete Heather.
Von winkte die Killerin zu sich. »Kommen Sie. Zeit für ein Gespräch unter vier Augen.«
Cortini trat zu ihm. Ihre Schritte waren auf dem Teppichboden fast so leise wie die eines Nachtgeschöpfs. Aber das war nicht weiter außergewöhnlich. Schließlich war sie unter Nachtgeschöpfen aufgewachsen – eine Sterbliche in einem Haushalt voller Vampire.
Heather musste daran denken, was Von nicht einmal eine Stunde zuvor im strömenden Regen gesagt hatte: Ein Kind des Herzens. Sie fragte sich, was das genau bedeutete und was mit Cortinis sterblichen Eltern geschehen war.
Die Killerin ließ sich vor Von auf ein Knie nieder. »Llygad«, sagte sie und senkte den Kopf, so dass ihr Haar nach vorn fiel und ihr elfenartiges Gesicht mit dunklen, feuchten Strähnen einrahmte.
Die Tatsache, dass Von nur Boxershorts trug, machte die Szene ein wenig absurd, ohne ihr jedoch etwas von der Würde zu nehmen, die sie ausdrückte. Der Halbmond unter seinem rechten Auge funkelte wie mondbeschienener Raureif. Wächter der Geschichte. Kriegsbarde. Nomade. Nachtgeschöpf.
Von war das alles und noch vieles mehr. Heather dachte an die Dinge, die er ihr in der Nacht zuvor erzählt hatte … in jener langen, herzzerreißenden, wilden Nacht, die soeben erst zu Ende ging.
Wir sind die Bewahrer der Geschichte der Nachtgeschöpfe – die unabhängigen Augen der Wahrheit.
»Ich muss tief blicken«, erklärte Von und klopfte mit einem Finger gegen seine Schläfe. »Schließlich will ich wissen, ob ich Sie abknallen muss, damit ich Schlaf finden kann.«
Heather starrte ihn an. Sie hoffte, dass er scherzte. Doch sein Gesicht behielt seinen todernsten Ausdruck. Kein Anflug eines Lächelns zeigte sich auf seinem Mund.
»Ich verstehe, Llygad .« Cortini hob das Gesicht und schüttelte das Haar, so dass es nach hinten fiel. Ihr Blick, der offen und klar wirkte, richtete sich auf Vons Augen. »Mein Leben lang bin ich zwischen der Welt der Sterblichen und der Vampire hin und her balanciert«, sagte sie. »Doch das hat sich gestern geändert, als ich erfuhr, dass ein blutgeborener Prinz und ein Erschaffer der Gefallenen geboren, dann versteckt und schließlich misshandelt wurde. Programmiert.« Ihr Körper blieb reglos, doch Heather hörte an ihrer Stimme, wie angespannt und erregt sie in Wahrheit war. »Ich werde Dante mit meinem Leben beschützen – ebenso wie alle, die ihm am Herzen liegen.«
In den grünlichen Tiefen von Vons Augen funkelte es. »Wir werden sehen, Süße.«
Er beugte sich vor und hob Cortinis Kinn mit einem Finger leicht ab. Sie holte tief Luft und schloss die Augen. Vons Blick trübte sich, als er sich ins Bewusstsein der Auftragskillerin versenkte.
Cortini stockte der Atem. Sie schwankte, als sei ihr schwindlig, und zitterte. Nach einigen Minuten berührte sie ihre
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