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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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vorzuknöpfen«, erklärte er.
    »Wohl wahr.« Merri zog ihre Glock wieder. »Schöne Bösewichte.«
    Sie musste an die Bilder Dante Prejeans denken, die in den Akten waren, die sie während des Fluges durchgegangen waren. Vor allem eine Aufnahme war ihr im Gedächtnis geblieben.
    Prejean vor einer Steinmauer, eine Sonnenbrille auf der Stirn. Ein Bein hatte er angewinkelt und die Daumen in die Taschen seiner Lederhose geschoben. Er trug ein langärmeliges Netzhemd unter einem schwarzen T-Shirt, auf dem in großen Letter »Ist das beleidigend oder was?« stand. Um seinen Hals lag ein Stahlring.
    Ein Pärchen im Goth-Stil hatte seine Aufmerksamkeit erregt – ein blonder Junge in einem altmodischen Gehrock und einem weißen Hemd, dessen üppiger Spitzenbesatz am Hals und dem Revers hervorquoll, sowie eine dunkelhaarige Schönheit in einem roten Samtmini und schwarzen halterlosen Strümpfen. Der Junge sprach gerade. Sein hübsches Gesicht leuchtete, sein Mund war offen, die Hände gestikulierten in der Luft.
    Ein erotisches Lächeln umspielte Prejeans Lippen, warm und einladend. Seine geheimnisvollen Augen schimmerten voller Zuneigung.
    Prejean war mit seiner weißen Haut, seinem glänzend schwarzen Haar und den verführerischen Lippen mehr als nur attraktiv. Sein Anblick ließ Merri an unerhörte, verruchte Dinge denken. Er hatte sehr jung gewirkt – zwanzig, höchstens einundzwanzig. Als sie nachgeforscht hatte, hatte sie festgestellt, dass nirgends sein Alter aufgeführt war – ebenso wenig wie eine Antwort auf die Frage, wer ihn wann zum Vampir gemacht hatte.
    »Böse und schön«, meinte Emmett. »Genau. Prejean …« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich Single und er kein Killer wäre, wäre ich ziemlich in Versuchung gewesen.«
    Merri schnaubte. »Allerdings müsste er dich dazu erst mal wollen. Ich werde Mark wissen lassen, was du für Gedanken hast.«
    »Petze! Zu deiner Information: Es sind nicht meine Gedanken, die sich da regen.« Ein schalkhaftes Grinsen umspielte Emmetts Mund. Dann wies er mit dem Kopf Richtung Einfahrt. »Sollen wir?«
    »Ja.« Merri drehte sich um und kam ins Schwanken. Plötzlich war ihr schwindlig. Sie hielt sich an Emmetts Arm fest, um nicht zu fallen. Deutlich spürte sie die Muskeln, die sich prompt unter seiner Windjacke anspannten.
    »Alles klar?«, fragte er.
    Merri nickte. »Nur die verdammten Pillen.« Emmett sah sie aufmerksam aus seinen himmelblauen Augen an, als sie seinen Arm losließ. »Es geht schon wieder. Du musst mich nicht so anstarren.«
    »Okay.« Über Emmetts Gesicht huschte ein Lächeln.
    Sie hasste diese Tabletten und benutzte sie nur, wenn ihr nichts anderes übrigblieb. Das Medikament war extra für den Stoffwechsel von Vampiren entwickelt worden und wirkte dem narkotischen Sog des Schlafs entgegen. Doch da sie ihren natürlichen Rhythmus so störten, war es nicht verwunderlich, dass es Nebenwirkungen gab.
    Sie und Emmett gingen bedächtig und langsam an beiden Seiten des Wegs den Hügel hinauf, während sie mit Blicken konzentriert die Bäume und das Unterholz durchkämmten. Obwohl ihr Partner sich größte Mühe gab, vorsichtig aufzutreten, hörte Merri bei jedem seiner Schritte das Rascheln des Grases an seinen Hosenbeinen und das Knirschen der Kiefernnadeln unter seinen Stiefelsohlen.
    Sie nahm auch wahr, wie Emmetts Herzschlag schneller wurde, als sie allmählich den Hügelkamm erreichten. Jetzt pumpte Adrenalin durch seine Adern. Sie hielt die Glock mit beiden Händen und lauschte. Vögel sangen und tschilpten, Insekten flogen eifrig ihrer Wege, und kleine Tiere gingen ihren morgendlichen Erledigungen nach.
    Das Rauschen eines Bachs hallte von irgendwoher zu ihnen hoch. Die kühle Luft legte sich auf Merris Haut. Ein fremder Geruch mischte sich in das neblig frische Ozon. Sie atmete tief ein und schmeckte die Luft. Hatte es in Damascus vor einigen Stunden ein Gewitter gegeben?
    Sie hob warnend die Hand, als sie zwischen den Bäumen ein Haus entdeckte. Dann ging sie neben einer flechtenüberzogenen Kiefer in die Hocke. Eine Bewegung am Rand ihres Sichtfelds verriet ihr, dass auch Emmett in Deckung gegangen war.
    Merri runzelte die Stirn. Eigentlich sollten dort zwei Häuser sein. Sie konnte aber nur eines entdecken. Vielleicht hatte die Satellitenaufnahme die Häuser näher aneinander gerückt, als sie es tatsächlich waren. Oder sie hatte von hier aus einen schlechten Blickwinkel.
    Merri gab Emmett ein Zeichen, sich weiter vorzuwagen, und schlich dann

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