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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Monster. Er beugte sich vor, um auch in die Höhle hinunterzublicken.
    Etwas bewegte sich dort in der Dunkelheit neben dem Fluss, etwas Blasses, Schweres, das wie eine riesige Nacktschnecke über die Steine glitt.
    Heilig, heilig, heilig …
    Fast entfuhr Merri ein Schrei, als sie sich von der Höhlenöffnung abstieß und wieder aufrichtete. Sie verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Hintern. »Da unten ist etwas«, japste sie. »Etwas, das sich bewegt.« Etwas, das jeden Moment aus der Höhle klettern und sich erbarmungslos im hellen Licht des Tages zeigen konnte.
    »Was?«, fragte Emmett. Seine Stimme klang gepresst und angespannt. »Was ist da unten?« Sie bemerkte, dass er sich weiter in die Höhle beugte, um mit seinen sterblichen Augen das Dunkel zu durchdringen, was ihm aber zum Glück nicht gelang.
    »Nicht.« Merri streckte die Hand aus und fasste ihn am Arm, um ihn zurückzuziehen. »Ich weiß nicht, was da unten ist, aber ich glaube nicht, dass …«
    Plötzlich begannen Merris angespannte Nerven wie Hummeln zu surren. Instinktiv bewegte sie sich übernatürlich schnell, wobei sie Emmett mit sich riss. Sie stürzten gemeinsam vom Höhleneingang fort, vorbei am Stonehenge der Gefallenen, in die Sicherheit des Kiefernwaldes.
    Als sie stehen blieb, befreite sich Emmett von ihrem Griff und lehnte sich an einen Baumstamm. Er schob die Hand in die Tasche seiner Windjacke und holte sein Mobiltelefon heraus. Er hielt es hoch, so dass sie es zwischen seinen Fingern vibrieren und surren hören könnte, während er sie frech angrinste.
    Mit brennenden Wangen starrte Merri ihn empört und beschämt zugleich an.
    Emmett schaute aufs Display. Sein Grinsen verschwand. »Gillespie«, formte er mit den Lippen. Dann nahm er das Gespräch an und sagte: »Chef?«
    Er fuhr sich mit einer Hand durch sein rotbraunes Haar, während er dem Mann am anderen Ende der Leitung zuhörte. Jeglicher Anflug von Fröhlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. Er nickte. »Genau. Einfach verschwunden. Wir haben keine Ahnung, was passiert ist. Aber wir sind hier über einen verletzten FBI -Agenten namens Sheridan gestolpert. Jemand hat ihn ins Bein geschossen.« Er lauschte wieder einen Augenblick lang, ehe er sagte: »Verstanden.« Dann legte er auf und schob das Mobiltelefon wieder in seine Jacke zurück.
    »Was gibt’s?«, fragte Merri, als er aufschaute und sie ansah.
    »Gillespie wollte uns wissen lassen, dass das Haus verschwunden ist.« Ein trockenes Lächeln huschte über seine Lippen. »Code vierundfünfzig, er ist auf dem Weg hierher.«
    »Na toll«, murmelte Merri. Ein Befehl, alles abzusichern und zu versiegeln, bedeutete, dass jeder, der zufällig diesen Tatort betrat – mochte das ein Zeitungsjunge, ein Wanderer oder ein Kind sein, das einem Ball nachlief –, festgehalten und in den Wagen der Spurensicherung gesteckt werden würde, wo man ihn seiner Erinnerung beraubte.
    »Unsere Verdächtigen scheinen nicht mehr hier zu sein – weder tot noch lebendig«, sagte sie. »Es sei denn, sie sind in der Höhle verschwunden.«
    Emmett seufzte. »Wenn sie noch leben, können sie überall sein. Prejean liegt entweder irgendwo im Tagschlaf oder hält sich auch mit Tabletten wach.«
    Merri nickte. »Wenn er noch existiert.«
    »Was ist hier nur geschehen?«, fragte Emmett leise. Er klang fertig und nervös. »Ich meine … in Stein verwandelte gefallene Engel, ein verschwundenes Haus und eine geheimnisvolle Höhle. Wie ist das alles möglich?«
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer.« Merri drehte sich um und sah sich zwischen den Eichen und Sträuchern um, die den sanften Hügel hinauf bis zu den noch von Nebelschwaden umgebenen Nadelbäumen wucherten. Etwas Weißes schimmerte im Schatten unter den schweren Ästen einer Fichte. War das ein weiterer Gefallener oder …
    Das Bild sehr blasser Haut und dunkler Augen tauchte einen Moment lang vor ihrem inneren Auge auf. Ihre Finger verkrampften sich um den Griff der Glock.
    Sie bewegte sich übernatürlich schnell. In höchster Geschwindigkeit rannte sie durch das nasse Gebüsch. Dornen verfingen sich in ihrer Hose und ihrer Wildlederjacke. Einen Augenblick lang blieb sie hängen, dann hatte sie sich befreit. Noch ehe sie die Gestalt erreichte, begriff sie, dass es nicht Prejean war, sondern nur eine blau funkelnde Steinstatue.
    Merri blieb vor der Gefallenen stehen. Warum war sie so weit von den anderen entfernt? Deutlich vernehmbar schlug der Puls des Engels in seinem

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