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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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so lange von einem Baumstamm zum nächsten, bis sie hinter einer tropfenden Eiche zum Stehen kam, von wo aus sie einen guten Blick hatte. Was sie sah, ließ ihren Atem stocken.
    Unter ihr tat sich eine riesengroße Kluft auf, die wie eine Höhle tief in die Erde hineinreichte. Ein Fluss, der nicht zu sehen war, rauschte laut dröhnend im Inneren dieses Dunkels und verlieh dem Ganzen eine noch unwirklichere Atmosphäre. Doch das war noch nicht das Seltsamste. Das war es nicht, was ihren Mund trocken werden ließ.
    »Was … was … was zum Teufel?«, flüsterte Emmett.
    Weiß schimmernde Statuen geflügelter Wesen in unterschiedlichen Haltungen waren in einem Kreis um die Höhle aufgereiht. Einige standen, andere kauerten oder knieten, während die, die im Flug erstarrt waren – entweder mit ausgebreiteten oder mit nach unten geklappten Fittichen –, die stehenden Gestalten wie ein himmlisches Stonehenge überdeckten. Blaue Funken stoben glühwürmchengleich über den weißen Stein und die butterweich wirkenden Flügel.
    Östlich der Höhlenöffnung stand ein Häuschen, dessen Eingangstür weit geöffnet war. Im Inneren schien es dunkel, die Fenster waren alle zerbrochen. Das Gästehaus wirkte wie eine ausgebombte Hütte am Rand eines Kriegsgebiets. Glassplitter glitzerten im taunassen Gras wie Tausende von Lichtprismen.
    Kein Haupthaus. Kein Dodge Ram, kein Trans Am. Überhaupt keine Fahrzeuge. Ihre Verdächtigen waren entweder weggefahren, oder die Höhle hatte sie alle verschluckt. Wirklich alle?
    »Was zum Teufel ist hier geschehen?«
    Merri schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht den leisesten Schimmer.«
    Ein gedämpftes, fernes Donnern rollte heran – wie das angst erfüllte Schlagen Dutzender Herzen. Merri richtete den Blick auf das Gästehaus und runzelte die Stirn. Die Tabletten ließen ihre Sinne mal wieder verrückt spielen. Es konnte nicht sein, dass das Haus bis obenhin voller panischer Leute war.
    Sie gab Emmett ein Zeichen und bewegte sich übernatürlich schnell an den Figuren vorbei, über den zerstörten Rasen und den aufgerissenen Asphalt vor dem Gästehaus. Mit gezückter Glock blieb sie vor dem kaputten Vorderfenster stehen. Ein salbeigrüner Vorhang flatterte in einem kühlen Luftzug. Sie horchte.
    Im Inneren des Hauses war kein Herzschlag zu hören. Dort herrschte Stille. Das Donnern schien von … Merris Mund wurde wieder trocken. Sie drehte sich zu den Figuren um. Das war unmöglich.
    Emmett lief knirschend über die Reste des Rasens und blieb mit dem Colt in der Hand neben Merri stehen. Sein Blick war hellwach auf das Gästehaus hinter ihr gerichtet.
    »Ich habe nicht gesagt, dass du schon kommen kannst«, stellte Merri fest.
    »Du hast nicht auf die anderen gewartet«, antwortete Emmett. »Ist da jemand drinnen?«
    Ein Hauch von fauliger Luft wehte ihr durch das scheibenlose Fenster entgegen.
    Merri schüttelte den Kopf. »Jedenfalls niemand, der noch lebt.«
    Sie vernahm leise Schritte von der Straße. Miklowitz und Holmes. Als die beiden Agenten mit gezückten Pistolen und raschelnden Regenjacken geduckt in ihr Blickfeld kamen, winkte Merri ihnen zu und gab ihnen ein Zeichen, zu ihnen zu kommen.
    Beide blieben stehen und starrten. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich Angst und Verwirrung wider. Miklowitz war der Erste, der sich zusammenriss und über den Rasen zu ihnen lief. Holmes folgte Sekunden später.
    »Gütiger Himmel«, schnaufte Miklowitz, als er neben Merri stehen blieb. »Was ist hier passiert?«
    »Wo ist das verdammte Hauptgebäude?«, fügte Holmes leise hinzu, als auch er neben ihnen stehen blieb. »Irgendein Hinweis auf Prejean, Wallace oder Lyons?«
    »Nein«, entgegnete Emmett. Er wies mit dem Kinn auf die offene Tür des kleinen Hauses. »Merri meint, dass da drin keiner mehr lebt. Ich schlage vor, ihr seht euch im Haus nach Leichen um, und wir gehen da rein.« Er zeigte mit dem Colt auf die Höhle.
    Herzen rasten und hämmerten wie verrückt durch Merris Bewusstsein. Sie lief wie ferngesteuert auf den Kreis der Statuen zu. Ihr Kopf war seltsam leer, während nur ein Gedanke immer wieder in ihm kreiste: »Das sind keine Statuen. Das sind keine Statuen. Keine Statuen.«
    Sie blieb vor einer männlichen Figur stehen. Sie hatte die Hände erhoben und das Gesicht abgewandt, als wolle sie einen Schlag abwehren. Sie sah sich alles genau an – den gedrehten und geflochtenen Ring mit den zwei offenen Enden um den Hals, die Brustwarzen auf dem nackten Oberkörper, die klar

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