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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Schulterholster zog.
    Hinter sich hörte Merri das Knirschen von Kies, gefolgt von einem zweimaligen leisen Klicken, als Holmes und Miklowitz aus dem Saturn stiegen und so leise wie möglich die Türen schlossen.
    Holmes hatte angefragt, auf wen der SUV registriert war, und erfahren, dass es sich um einen Leihwagen handelte, den ein gewisser Brian Sheridan gemietet hatte. Polizeilich war dieser Sheridan bisher nicht auffällig geworden. Doch eine rasche Eingabe auf Miklowitz’ iPhone hatte ihnen seine Adresse in Washington geliefert und sie zudem informiert, dass es sich um einen FBI -Agenten handelte.
    Was machte Senior Agent Brian Sheridan aus Washington hier, und wieso schlug sein Puls so schnell, dass man befürchten musste, er würde sich überschlagen?
    Von Washington über Seattle nach Damascus.
    Man brauchte keine Kristallkugel, um die Antwort zu wissen. Er folgte entweder Heather Wallace oder Dante Prejean – und das, nachdem das FBI bereits Tage zuvor von der Schattenabteilung die Anweisung erhalten hatte, die beiden in Ruhe zu lassen.
    Merri schlich an dem regennassen SUV vorbei, bis sie die vordere, beschlagene Windschutzscheibe erreichte. Sie klopfte mit dem Griff der Glock dagegen. Das ungestüme Klopfen des Herzens blieb unverändert; es gab weder ein panisches Rasen noch ein plötzliches Aussetzen.
    Merri runzelte die Stirn. Sheridans fehlende Reaktion verunsicherte sie. Schlief der Agent oder stand er unter Drogen? Sie bewegte sich übernatürlich schnell, fasste nach dem Türgriff und riss die Tür auf. Abgestandene Luft, die nach Schweiß, Urin und fettigen Hamburgern roch, schlug ihr aus dem SUV entgegen. Sie hielt ihre Waffe an die Schläfe des Mannes, der hinter dem Steuer saß.
    »Keine Bewegung«, sagte sie. »Sie sitzen in der Scheiße. Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt?«
    Er rührte sich nicht. Kein Zwinkern, kein Zucken.
    »Hallo?« Merri widerstand der Versuchung, sich frische Luft zuzuwedeln. Es roch, als ob Sheridan mindestens seit zwei Tagen auf seinem Beobachtungsposten gesessen hätte. Sie wäre am liebsten einen Schritt zurückgewichen, um dem Mief zu entkommen. Doch ein anderes Aroma – schwer und metallisch wie Blut – hielt sie fest und führte ihren Blick zum Schenkel des Sterblichen.
    Blut drang durch die regennasse Hose, obwohl Sheridan versucht hatte, die Blutung oberhalb der Wunde mit einer Krawatte abzubinden. Hunger regte sich in Merri wie langsam aufsteigender Rauch, wenn ihr Puls auch ruhig blieb. Jetzt war keine Zeit dafür. Nicht in diesem Augenblick – und wie Rauch, der von einem Windzug weggeblasen wurde, verschwand auch ihre Gier.
    Die Tür auf der Beifahrerseite flog auf, und Merri blickte auf. Emmett richtete seinen Colt auf Sheridan. Sein unrasiertes Gesicht erinnerte im aschgrauen Licht des Morgens an das Clint Eastwoods. Merri konnte nur hoffen, dass es aufgrund der Regenwolken in nächster Zeit nicht viel heller werden würde. Ihr hässlicher Schlapphut, die starke Sonnencreme und die nussbraunen Lederhandschuhe würden sie zwar schützen, falls die Sonne durchkam, aber trotzdem machte es sie rasend, wenn sie am helllichten Tag durch die Gegend lief.
    Das letzte Mal, als sie ohne Angst bei Sonnenschein herumspaziert war, war über zweihundert Jahre her; damals hatte sie noch als Sklavin auf einer Tabakplantage in Virginia geschuftet, und seltsamerweise fehlte ihr dieses Gefühl nicht im Geringsten. Kein bisschen. Das grelle, gnadenlose Tageslicht verbrannte jegliche Illusion und enthüllte bei den meisten Dingen – ganz gleich, wie schön oder wertvoll sie waren – den wahren Charakter: hässlich und herzlos.
    »Köstlich«, sagte Emmett und fächelte sich Luft zu. »Lebt er?«
    »Sein Herz schlägt. Aber es sieht aus, als ob man ihm in den Oberschenkel geschossen hätte.« Merri stieß mit der Pistolenmündung gegen die Schläfe des Sterblichen. »He, Sheridan.« Wieder gab er kein Zeichen von sich, er zuckte nicht einmal mit den Wimpern. »Vielleicht steht er unter Schock«, meinte sie.
    Sie suchte ihn nach Waffen ab, fand aber in seiner kalten, feuchten und verschmutzten Kleidung keine. Was sie entdeckte, war eine nasse Brieftasche in seiner Innentasche. Sie klappte sie auf. »Pass und Dienstmarke – es ist eindeutig Sheridan.«
    »Was ist hier passiert?«, fragte Miklowitz und trat zu Merri.
    »Gute Frage. Aber er hat sie bislang nicht beantwortet.« Merri steckte die Brieftasche ein. Dann schob sie die Glock wieder ins Holster. »Man hat ihn

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