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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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tätigte sie einen dritten Anruf. Allerdings galt er nicht der Schattenabteilung. Die musste warten, bis sie wieder in ihrem Hotelzimmer war oder ihren Laptop hatte. Während das Telefon in ihrem Ohr klickte und eine Verbindung herstellte, riss Caterina die Reese’s mit den Zähnen auf.
    Das Klicken brach ab, als Tausende von Kilometern entfernt in Rom jemand den Hörer abnahm. Eine tiefe, sonore Stimme meldete sich: »Pronto?«
    » Ciao , Mama«, erwiderte Caterina. »Ich habe ihn.«
    Luzifer stand hinter einer großen Fichte, wobei er mit einer Schulter an dem rauen Baumstamm lehnte. Regentropfen fielen durch die duftenden grünen Nadeln auf die Erde. Nebelschwaden zogen sich vom Himmel über den Highway wie eine verschwommene Spukgestalt.
    Ein rotes Neonschild mit den Lettern ZIMMER FREI durchdrang die trübe Luft und leuchtete wie eine Flamme vor dem grauen Himmel und den düster daliegenden Hügeln. An jeder Zimmertür hing eine Messingnummer. Doch ihn interessierte nur Zimmer Nummer neun – der Raum mit dem leeren Parkplatz davor, nachdem die dunkelhaarige Frau den saphirblauen Trans Am woanders abgestellt hatte.
    Die Tür zu Zimmer Nummer neun öffnete sich, und dieselbe dunkelhaarige Frau kam wieder heraus. Diesmal trug sie die Lederjacke des Nomads. Leise zog sie die Tür ins Schloss und lief dann leichtfüßig wie eine Raubkatze über den Parkplatz. Jäh blieb sie stehen. Sie schien den Platz, den Highway und den Wald dahinter genau abzusuchen.
    Schien den Morgenstern zu sehen.
    Er holte tief Luft und wagte nicht, wieder auszuatmen. Hastig bildete er einen Sichtschutz aus Nebelfetzen, Regen und glitzernden grünen Nadeln, so dass er nur noch wie ein Schatten zu sehen war.
    Stille erfüllte den Wald wie Watte. Sie absorbierte und dämpfte jedes Geräusch. Nur das leise Tropfen des Regens war noch zu hören. Kein Vogel sang. Die Insekten hörten zu surren auf, und auch die Tiere im Unterholz gaben keinen Laut von sich. Denn der Morgenstern stand da, und seine Aura sog alles in sich auf.
    Nach einem letzten langen Blick an die Stelle, wo er stand, ging die Sterbliche weiter zu den Verkaufsautomaten.
    Der Morgenstern ließ die Luft aus seinen Lungen weichen, und sein Atem bildete eine weißliche Wolke. Der Sichtschutz entschwand. Er fragte sich, wer die geschmeidige dunkelhaarige Frau und die anderen waren, die mit ihr Zimmer neun betreten hatten. Er musste mehr über Dantes Begleiter in Erfahrung bringen, musste herausfinden, wer ihn umgab und warum.
    Er musste allgemein mehr über Dante herausfinden.
    Doch der noch ganz frische Eindruck von der Verwandlung der anderen – einschließlich seiner Cydymaith, seiner köstlichen Lilith der Lügen – in weiße, blau blitzende Steinstatuen hielt ihn für den Moment noch davon ab, die Autobahn zu überqueren.
    Lieber beobachtete er wie zuvor das Geschehen aus sicherer Entfernung, so wie er das auch getan hatte, als Dante seine Creawdwr -Macht nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte.
    »Habt ihr ihn ermordet?«, fragt Dante, dessen Gesicht zornig funkelt. Seine Stimme bebt vor Wut. Er sieht einen nach dem anderen an. »Hast du ihn ermordet? Oder du? Oder du?«
    Blaues Licht umgibt ihn. Es schießt in Blitzen in den morgendlich geröteten Himmel hinauf und trifft die Gefallenen – sowohl die auf der Erde als auch die im Flug befindlichen.
    Allesamt werden sie zu Statuen aus weißem, bläulich schimmerndem Stein, mitten in der Bewegung erfasst und festgehalten.
    Nur sein Zorn hatte den verletzten, erschöpften und taumelnden Dante noch auf den Beinen gehalten. Da er glaubte, sein Vater – Lucien – sei tot, nahm er auch an, dass ihre Verbindung zueinander durchtrennt sein musste.
    Ob Lucien beziehungsweise Samael oder wie auch immer er sich derzeit nannte, dieses Band absichtlich durchschnitten oder ob Gabriel ihn getötet hatte, war im Grunde egal. Das Ergebnis war dasselbe: Die durchtrennte Verbindung hatte Dante verletzt, und der Morgenstern konnte nur hoffen, dass der junge Creawdwr nicht unrettbar verloren war.
    Jedenfalls plante der Morgenstern, sein Versprechen zu halten, das er Lucien gegeben hatte, ehe er ihn in der dunklen Grube zurückgelassen hatte, wo er an Haken in den Schultern baumelte.
    Es belustigt mich, dass der Mörder eines Creawdwrs der Vater des nächsten wird. Dante – ein herrlicher Name, wenn auch völlig unpassend. Findest du nicht? Sobald er auf dem Chaosthron sitzt, wird er endlich dem Inferno entkommen sein, das man höflicherweise

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