Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
Wie war es ihnen gelungen, an ihm vorbeizukommen …
    Dante schloss die Augen und ballte die Fäuste. Er war in einem Motel, nicht in der Gummizelle. Er war erwachsen, kein Kind mehr. Seine Hose war aus Leder, nicht aus Jeansstoff. »Konzentriere dich, verdammt« , mahnte er sich selbst. Schweiß lief ihm über die Schläfen. Vorsichtig öffnete er die Augen wieder.
    Von starrte ihn besorgt an. »Heiliger Strohsack«, murmelte er. »Gütiger Himmel. Dante …« Er drückte ihn rau und heftig an sich und hielt ihn fest. Eine Hand fuhr durch Dantes Haar.
    Auch Dante schlang die Arme um Von. Er presste das Gesicht in den Hals des Nomads, sog dessen frostig-öligen Duft ein und spürte das Kratzen der Bartstoppeln auf der Haut.
    »Du bist nicht mehr dort, kleiner Bruder«, wisperte Von heiser. Seine Lippen drängten sich an Dantes Ohr. »Du musst da auch nie mehr hin. Was dir diese Leute angetan haben …« Er umarmte ihn fester. »Was passiert ist, war nicht deine Schuld.«
    »Ich habe sie getötet. Es ist meine Schuld.«
    »War, nicht ist. Das ist lange her und ist und war nie deine Schuld.«
    Dante löste sich aus der Umarmung, befreite sich aus Vons starken Armen. Er umfasste das Gesicht des Freundes mit den Händen und küsste ihn, wobei er den wacholderscharfen Geschmack genoss. »Merci beaucoup, mon cher«, wisperte er gegen Vons Lippen. »Mais ça va jamais finir.«
    »Doch, das wird es, kleiner Bruder«, flüsterte Von. »Es ist vorbei.«
    »T’es sûr?« Dante ließ ihn los und trat zurück. Seine Schläfen begannen erneut, schmerzhaft zu pochen.
    »Setz dich lieber, ehe du noch hinfällst«, schlug Von vor.
    Dante schüttelte den Kopf. »Es geht schon wieder, mon ami .«
    Von hob eine Braue und verpasste ihm einen sanften Stoß. Dante taumelte. Seine Beine berührten die Matratze, und er fiel halb liegend, halb sitzend aufs Bett.
    »Ja, sieht ganz so aus«, meinte Von ironisch.
    »Leck mich.« Dante zeigte ihm den Stinkefinger und stieß sich von der Matratze ab, um wieder auf die Beine zu kommen.
    Ein Lächeln huschte über Vons Gesicht. »Aha, da ist er wieder, mein aufsässiger kleiner Bruder.«
    In diesem Augenblick war Heather auf einmal wieder da. Sie gab Dante einen feuchten Waschlappen. »Du siehst furchtbar aus«, sagte sie.
    »Das ist nichts Neues, chérie «, antwortete er und schenkte ihr ein Lächeln. Sein Lächeln wurde breiter, als Von ironisch schnaubte.
    Heather warf dem Nomad einen Blick zu, und auch auf ihren Lippen zeigte sich ein Lächeln, das allerdings betont unschuldig wirkte. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Mir geht es ausgezeichnet, Püppchen. Ausgezeichnet. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss mich anziehen, auch wenn ihr dann enttäuscht seid.«
    Heather hob die Hand. »Alles unter Kontrolle, keine Sorge.«
    »Freut mich.«
    Dante wischte sich das Gesicht mit dem kalten Waschlappen ab, der seine heiße Haut angenehm kühlte. Innerhalb weniger Augenblicke war der Waschlappen fast knochentrocken. Dante schüttelte sich.
    »Woran kannst du dich von gestern noch erinnern?«, wollte Heather wissen.
    Er zerknüllte den blutverschmierten Lappen in seiner Hand und versuchte in Gedanken, zum Vortag zurückzukehren. Seine Muskeln verknoteten sich. Bilder schossen ihm durch den Kopf – wie einzelne Flammen eines erlöschenden Feuers.
    Flamme: Der verlogene Lyons hält Heather die Mündung seiner Pistole an die Schläfe.
    Flamme: Die durchgeknallte Athena stürzt sich in ihren Speer.
    Flamme: Der Mann, an dessen Namen er sich nicht erinnern kann, verbindet sich mit seinen Kindern, wirbelt um sie herum, durch sie hindurch, während sich sein Fleisch wie Gummibänder dehnt.
    Flamme: Dein Vater ist tot, Kleiner.
    »Lucien«, wisperte Dante.
    »Scheiße. Ich hatte gehofft, du würdest dich an diesen Verlust nicht gleich erinnern«, sagte Heather. Sie fasste nach seiner Hand und schob ihre Finger zwischen die seinen. »Es tut mir leid.«
    Schmerz erfüllte Dante. Unendliche Trauer legte sich wie eine schwere, scharfe Kette um sein Herz. Eine große Leere breitete sich dunkel und endlos an der Stelle aus, wo Lucien einmal sein Inneres mit seiner warmen, beruhigenden Gegenwart erfüllt hatte.
    »Ich glaube nicht, dass Lucien tot ist«, antwortete Dante gepresst. »Ich werde es so lange nicht glauben, bis ich seine Leiche mit eigenen Augen gesehen habe.«
    Von hielt mit dem Anziehen inne. »Hast du gespürt, wie Lucien starb?«, fragte er leise. »Oder hast du nur gespürt, wie

Weitere Kostenlose Bücher