03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
…«
»Na und? Lass das. Verdammt! Ich habe nie darum gebeten … Mann, ich will nicht …«
»Natürlich willst du das nicht«, warf Von ein und trat neben ihn, die Jeans über die Schulter geworfen. »Sie hat das von sich aus versprochen. Also raus damit. Wie haben Sie versagt?«
»Ich glaube, ich bin während meiner Wache eingeschlafen und nehme an, dass jemand hier eingedrungen ist.«
»Sie glauben? Sie nehmen an?« Von runzelte die Stirn, so dass sich eine tiefe Falte zwischen seinen Brauen zeigte. »Können Sie mir erklären, wie das passiert ist? Sie haben versprochen, Dante mit Ihrem Leben zu verteidigen.«
»Für mich riskiert niemand sein Leben. Für mich ist niemand verantwortlich – außer mir.«
»Ja, schon klar«, brummte Von. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Beantworten Sie die Frage, Cortini. Wie ist das passiert? Stehen Sie auf!«
Caterina nahm die Browning und erhob sich mit einer gewandten Bewegung. Sie warf einen Blick ihrer warmen nussbraunen Augen auf Dante. Ihre Wangen waren noch gerötet. Dann richtete sie die Aufmerksamkeit auf Von.
»Ich glaube nicht, dass sie eingeschlafen ist«, sagte Heather. »Ich glaube, jemand hat sie bewusstlos gemacht, und mich vielleicht auch.«
»Ich höre«, meinte Von, ohne Caterina aus den Augen zu lassen.
»Man hat etwas mit uns gemacht«, fuhr Heather fort. Sie wies mit dem Kopf auf das Nachttischchen zwischen den Betten. »Ich habe die Browning unter mein Kopfkissen geschoben, als ich mich hinlegte. Als ich aufwachte, lag sie auf dem Nachttisch, und zwar entsichert.«
»Meine Browning war in meinem Schoß«, erzählte Caterina. »Sie war nicht nur entsichert, sondern man hatte aus ihr auch geschossen.« Sie schob eine Hand in ihre Jeanstasche, zog sie wieder heraus und zeigte ihnen eine Patronenhülse, die in ihrer Hand lag.
Dante warf Von einen Blick zu. Stirnrunzelnd nahm der Nomad die Hülse und hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger, um sie genauer zu betrachten.
»Das ist nicht alles«, fuhr Heather fort. Sie bückte sich und hob etwas vom Teppichboden auf. Als sie sich wieder aufrichtete und sich die Haare aus dem Gesicht strich, hatte sie eine Messingkette in der Hand.
Von stieß einen Pfiff aus. »Die Sperrkette. Wer hat die denn abgerissen?«
»Die oberste Stelle sieht so aus, als wäre sie geschmolzen«, antwortete Heather. »Außerdem funktioniert das Türschloss nicht mehr. Vielleicht hat jemand den Mechanismus irgendwie außer Betrieb gesetzt oder geschmolzen.«
Dante trat neben Heather. Wortlos legte sie die Messingkette in seine Hand. Auf seiner Haut begann etwas Magisches zu blitzen und zu prickeln. Sein Lied meldete sich mit einem brennenden Akkord in seinem Herzen zu Wort.
Rauchiger Weihrauch und dunkle, schwere Erde.
Endlich vermochte der flatternde Falter seiner Erinnerung zu landen. Jetzt wusste er, warum dieser Duft mit Annie ins Zimmer gekommen war und ihn so beunruhigt hatte.
Der Duft von Flügeln. Der Duft hatte ihn an Liliths Geruch erinnert, als sie ihn gehalten hatte, aber auch an Luciens erdig-grünes Aroma. Dennoch war er etwas anders, und das war es, was ihn beunruhigt hatte, statt ihn zu trösten.
»Die Kraft eines Gefallenen«, sagte er. Er rieb die Kette zwischen den Fingern. Seine Muskeln krampften noch mehr. Luciens Worte hallten in seinem Bewusstsein wider – klar und deutlich.
Ich habe dich vor anderen versteckt. Vor mächtigen anderen, die dich gnadenlos für ihre Zwecke verwenden würden.
Dante schnürte es den Hals zu. Ich hätte auf ihn hören sollen. Ich hätte ihn nie wegstoßen dürfen, dachte er.
»Verdammte Scheiße«, brummte Von. Er sah Dante an. »Nicht dass ich nicht froh wäre, aber warum zum Teufel haben sie dich nicht mitgenommen?«
Dante schüttelte den Kopf, was er sofort bereute, denn das Zimmer begann, sich zu drehen. Heather hielt ihn fest und legte einen Arm um seine Taille, damit er nicht fiel. »Ich glaube nicht, dass sie das wollten«, antwortete er. »Irgendetwas ist uns noch nicht klar.«
»Vielleicht hat der- oder diejenige gesehen, was du mit den anderen gemacht hast«, meinte Heather, »und hatte Angst, du könntest mit ihnen dasselbe tun.«
»Oder vielleicht wollte dieser Gefallene nur wissen, ob es Dante gutgeht«, warf Annie unerwartet ein.
»Dieser Gefallene?«, fragte Caterina.
Annie rollte mit den Augen. »Na ja, dieser oder diese.«
»Warum hat er oder sie dann nicht einfach angeklopft?«, fragte Von. »Hier geht es um etwas ganz
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