03 - Nur ein einziger Biss
mich kaum davon abhalten, ihr etwas anzutun.«
»Ich glaube, dass Shay hoffte, Levet könne eine Beruhigung bedeuten. Es kann für die Frau nicht leicht sein, von einem Vampir entführt worden zu sein.« Viper warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Insbesondere von einem Vampir, der die vergangenen fünf Jahrhunderte beinahe vollkommen isoliert lebte. Deine Fähigkeiten, mit Menschen umzugehen, sind ein wenig eingerostet, alter Freund.«
»Und sie denkt, Levet wäre ein Trost?«, verlangte Styx zu wissen. »Es ist doch wahrscheinlicher, dass der Gargyle die arme Frau in den Wahnsinn treiben wird und es meine Aufgabe sein wird, Maßnahmen zu ergreifen, um sie vor dem Durchdrehen zu bewahren!«
Viper stieß sich mit harter Miene von seinem Schreibtisch ab. »Shay mag die kleine Bestie recht gern, und ich würde es sehr schlecht aufnehmen, falls dieser etwas zustoßen sollte.«
Gefahr lag in der Luft.
»Drohst du mir etwa?«
Viper ignorierte die gefährliche Schärfe in Styx’ Stimme. »Ich gebe dir einen freundschaftlichen Rat.« Mit einer fließenden Bewegung wandte sich Viper einem eingebauten Kühlschrank zu und nahm zwei Blutbeutel heraus. Nachdem er die Beutel in einem Mikrowellenherd erhitzt hatte, goss er das Blut in kristallene Kelche und reichte Styx einen davon. »Nun, wenn du schon einmal hier bist, weshalb erzählst du mir nicht ein wenig von dieser Frau?
Hast du herausgefunden, aus welchem Grunde sie für die Werwölfe von so großer Bedeutung ist?«
Styx leerte den Kelch und stellte ihn dann beiseite. Es war bereits Stunden her, dass er zuletzt Nahrung zu sich genommen hatte. Er würde mehr darauf achten müssen, wenn er einen Menschen unter seinem Dach beherbergen wollte. Seine Selbstbeherrschung war hervorragend, doch Darcy bedeutete in mehr als nur einer Hinsicht eine Versuchung für ihn. »Ich habe nicht mehr als die Tatsache herausgefunden, dass sie keine Frau ist«, gestand er.
Viper gab einen erstickten Laut der Überraschung von sich, während er hastig seinen Kelch abstellte. »Keine Frau? Jetzt erzähle mir bloß nicht, dass sie eigentlich ein Er ist.«
Es dauerte eine ganze Weile, bis Styx Vipers Worte verstand. »Nein, natürlich nicht. Sie ist … entschieden weiblich, aber nicht vollständig menschlich.«
»Was ist sie denn?«
Styx schüttelte ungeduldig den Kopf. Es war ärgerlich, dass er zugeben musste, nicht imstande zu sein, das Geheimnis um Darcys Blut zu lüften. Immerhin war er ein Vampir und Blut war seine Spezialität. »Ich weiß es nicht. Sie riecht wie ein Mensch und benimmt sich auch so, aber sie besitzt dämonische Eigenschaften.«
Viper sah ihn neugierig an. »Was für Eigenschaften?«
»Ihr Körper heilt viel zu schnell für eine Sterbliche, und seit der Pubertät ist sie nicht mehr gealtert. Außerdem sagt sie, sie sei schneller und stärker als die meisten Menschen.«
»Das klingt nach Dämonenblut.« Viper runzelte die Stirn. »Aber sie muss doch wissen, was sie ist!«
»Sie behauptet, keine Erinnerung an ihre Eltern oder den Rest ihrer Familie zu besitzen.«
»Glaubst du ihr?«
»Ja«, antwortete Styx entschieden. »Sie war ernstlich beunruhigt über ihre ungewöhnlichen Kräfte.«
Viper schritt auf dem seltenen Perserteppich hin und her und dachte über diese unerwartete Wendung nach. Wie Styx trug er schwarze Kleidung: ein Hemd aus feinster Seide und eine Hose aus prachtvollem Samt. Der silberhaarige Vampir hatte es schon immer genossen, seine Lebenseinstellung über die Auswahl seiner Kleidung auszudrücken. Styx hatte sich für einen dicken schwarzen Pullover und eine Lederhose mit Stiefeln entschieden. Für ihn hingegen handelte es sich nicht um eine Modeaussage, sondern nur um Kleidung, mit der er seinen Körper verhüllte und die ihn nicht behinderte, falls er gezwungen sein sollte zu kämpfen. Eitel war er nur, was die Bronzeringe betraf, die seinen langen Zopf zusammenhielten.
Viper drehte sich um und hob die Hände. »Mischlinge sind nicht so ungewöhnlich! Shay ist selbst ein Mischling. Aber die meisten Mischlinge verfügen zumindest über einige Kenntnisse ihrer Abstammung. Meinst du, das Mischblut der Frau ist der Grund, weshalb die Werwölfe Interesse an ihr zeigen?«
Das war auch Styx’ erster Gedanke gewesen. »Das ist unmöglich zu sagen. Nicht, bevor wir mehr wissen.«
»Und wie ist sie so?«
»Was meinst du?«
Viper verzog langsam die Lippen zu einem Lächeln. »Ist sie so schön, wie es das Foto versprochen hat?«
Nun
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