03 - Nur ein einziger Biss
war es an Styx, den Raum mit seinen Schritten zu durchmessen. Die reine Erwähnung von Darcys Namen reichte aus, um ihm ein Gefühl der Rastlosigkeit zu geben.
Noch schlimmer war allerdings die Tatsache, dass das Bild ihres herzförmigen Gesichts nur allzu leicht heraufzubeschwören war - als ob es in seinem Geist lauerte und nur auf eine Gelegenheit wartete, ihn zu verfolgen. »Was für eine Rolle spielt das?«, murmelte er. »Sie ist meine Gefangene.«
Viper lachte leise und mit offensichtlichem Vergnügen. »Ich nehme an, das soll ›ja‹ heißen.«
Styx drehte sich um. Seine Miene war hart. »Ja, sie ist … erstaunlich schön. Wie ein Engel.«
Vipers Belustigung ließ nicht nach. »Du scheinst aber nicht so zufrieden zu sein, wie du es eigentlich solltest, mein Freund.«
»Sie ist … unberechenbar«, gab Styx widerstrebend zu.
»Wenn in ihren Adern auch nur ein Tropfen menschlichen Bluts fließt, ist sie zwangsläufig unberechenbar!«, erwiderte Viper.
»Das macht es schwierig, zu wissen, wie man sie behandeln muss.«
Viper trat einige Schritte vor, um Styx die Schulter zu tätscheln. »Wenn du vergessen hast, wie man mit einer schönen Frau umgeht, Styx, dann befürchte ich, dass für dich keine Hoffnung mehr besteht.«
Styx widerstand dem Drang, den jüngeren Vampir durch den Raum zu schleudern. Er verlor nie die Kontrolle über seine Gefühle. Niemals. Er konnte nur annehmen, dass seine große Verantwortung mehr Tribut von ihm forderte, als ihm bewusst gewesen war. Das war zumindest eine annehmbare Entschuldigung.
»Ich halte sie nicht zu meinem Vergnügen gefangen.«
»Das bedeutet nicht, dass du ihre Anwesenheit nicht
genießen kannst. Du musst nicht länger das Leben eines Mönchs führen. Weshalb solltest du die Situation nicht ausnutzen?«
Styx’ gesamter Körper wurde hart, wenn er sich nur vorstellte, der rohen Begierde nachzugeben. Bei den Göttern, er wünschte sich nichts sehnlicher, als die Situation auszunutzen … Warmes weibliches Fleisch … Frisches, unschuldiges Blut …
»Sie befindet sich nur unter meinem Dach, damit ich mit Salvatore verhandeln kann!«, erwiderte er scharf und mehr, um sich selbst an diese Tatsache zu erinnern als seinen Freund. »Sehr bald wird sie verschwunden sein.«
Viper studierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Was, wenn die Werwölfe die Absicht haben, ihr Schaden zuzufügen? Wirst du sie ihnen dann immer noch übergeben?«
Da war sie schon wieder, diese Frage. Diese lächerliche, lästige Frage. »Gefiele es dir besser, wenn ich einen Krieg mit den Werwölfen wegen einer einzigen Frau riskierte?«, entgegnete er mit eisiger Stimme.
Viper lachte auf. »Styx, ich war willens die gesamte Vampirrasse aufs Spiel zu setzen, um Shay zu retten.«
Das entsprach durchaus der Wahrheit. Styx hätte beinahe sowohl Viper als auch Shay getötet.
»Aber sie war deine Gefährtin! Du liebtest sie. Ich glaube dennoch, dass einige Opfer zu groß sind.« Styx ignorierte die eigenartige Enge in seiner Brust. Er wollte nicht wissen, was diese zu bedeuten hatte. »Diese Frau ist für uns unwichtig.«
Viper sah ärgerlicherweise so aus, als sei er von Styx’ Worten nicht überzeugt. »Diese Entscheidung musst du treffen, Styx. Du bist unser Anführer.«
Styx verzog das Gesicht. »Und das ist eine weitaus überschätzte Position, wie ich dir versichern kann!«
Viper drückte seine Schulter. »Du darfst dich nicht zu einer übereilten Entscheidung drängen lassen, mein Freund. Die Werwölfe sind lästig, doch wir können sie in Schach halten, während du herausfindest, was sie von der Frau wollen. Vorher hat es keinen Sinn mit Salvatore zu verhandeln.«
Styx nickte langsam. Das ergab einen Sinn. Wenn er herausfinden konnte, wozu Salvatore Darcy brauchte, war er möglicherweise in der Lage, Verhandlungen ganz zu vermeiden. Wenn dieser Werwolf sie nur inständig genug begehrte, würden die Werwölfe sich allen Forderungen beugen, die Styx an sie haben mochte. »Ein weiser Rat.«
»Ich habe meine guten Momente.«
»Ja, so kurz und flüchtig sie auch sein mögen.«
Viper machte unvermittelt einen Schritt nach hinten, die Augen weit aufgerissen. »War das ein Scherz?«
»Ich habe ebenfalls meine guten Momente«, meinte Styx und steuerte auf die Tür zu.
An der Tür hielt er an, um seinem Freund einen warnenden Blick zuzuwerfen. »Ich werde den Gargylen nur so lange dulden, wie er Darcy keinen Verdruss bereitet. Wenn sie auch nur die Stirn runzelt, wird er sich
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