03 - Sarggeflüster
Antibiotikums verantwortlich.“
„Was weiß denn eine Gerichtsmedizinerin über die Entwicklung von Medikamenten?“
Ich beäugte meine Mutter. „Hast du denn vergessen, dass ihre Urgroßtante oder was auch immer sie war wegen des Mischens von Zaubertränken auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde?“
„Dann hat sie ihn also doch mit einem Zauber belegt. Ich wusste es. Ich habe deinem Vater gleich gesagt, dass sie irgendwas in der Art plant, aber er wollte ja nicht auf mich hören.“
„Es handelt sich um einen Beitrag zur Wissenschaft, Moni, sie kocht da nicht irgendein obskures Mittel aus Krötenaugen und Zweigen der Zaubernuss zusammen. Das ist keine Hexerei. Ich hab nur gesagt, dass sie die Nachfahrin einer Hexe ist, was ihr bei dieser Art von Arbeit einen Vorteil einbringt, den durchschnittliche Nullachtfünfzehn-Pathologen nun mal nicht haben.“ Hey, das klang gar nicht schlecht. „Jedenfalls hat sie die Injektion bei Menschen perfektioniert, aber Jack ist ihr erster Vampir.“
Meine Mutter beobachtete Jack, der gerade eine Serviette aufhob, die Mandy hatte fallen lassen. Nein, ernsthaft - mein Bruder.
„Armer Jack.“ Meine Mutter seufzte. „Kein Wunder, dass er nicht er selbst ist.“
„Du verstehst also“, fuhr ich fort. „Jack braucht Mandy. Sie muss ihn genau beobachten, ganz genau, um jede noch so winzige Veränderung seines Zustandes festzustellen, bis er vollständig wiederhergestellt ist.“
„Aber das wird er, nicht wahr? Er wird doch wieder vollkommen gesund?“
„Natürlich. Aber nicht vor der Hochzeit“, fügte ich eiligst hinzu. „Oder den Flitterwochen. Und mit diesem Antibiotikum, das für seinen Körper ja etwas völlig Neues ist - er hat gerade erst mit der Behandlung angefangen -, darf er sich auf gar keinen Fall übermäßig aufregen oder ärgern.“
„Vielleicht sollten wir dann - für den Augenblick wenigstens - diese Sache mit den potenziellen Partnerinnen für ihn vergessen.“
„Genau das hab ich mir auch gedacht.“
„Was bedeutet, dass du mir selbstverständlich mein Geld zurückerstatten wirst.“
„Aber sicher doch.“ Ich nickte. „Abzüglich eines Drittels, versteht sich.“
Immerhin hatte ich Nina hierhergeschleppt.
„Na gut.“ Meine Mutter tat, was jeder anständige gebürtige Vampir an ihrer Stelle getan hätte: Sie nahm das Unvermeidliche gelassen hin. „Ich schätze, ich muss mich mit dieser Situation wohl abfinden.“
Ja!
Sie zögerte ganze fünf Sekunden lang, bevor sich ihre Miene zu entspannen schien. „Du meine Güte, Remy sieht heute Abend aber wirklich sehr schick aus.“ Nun widmete sie ihre ganze Konzentration - mir. „Und so männlich, findest du nicht auch?“
Und einfach so stand ich wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit meiner Mutter.
Ich kämpfte gegen eine Panikwelle an und tat das Einzige, was ich in einer solchen Lage tun konnte. Ich nickte und murmelte: „Ah, ja klar.“ Dann wechselte ich von 0 negativ zu Tequila und begann mich volllaufen zu lassen.
Aber so richtig.
„Ich glaube, ich bin auf dem besten Weg, mich in eine Alkoholikerin zu verwandeln“, vertraute ich Evie am Montagabend an, als ich frühzeitig ins Büro kam. In meinem Kopf hämmerte es, und ich fühlte mich sogar noch schlimmer als an dem Tag nach der Brautkleideranprobe.
Natürlich konnte man einen Großteil meiner schlechten Laune der Tatsache zuschreiben, dass mir Mandy eine Nachricht hinterlassen hatte, ich möge sie doch in weniger als zwei Stunden im
11
Wedding Wonderland treffen zu einer weiteren Anprobe. Und dann mein Schlafmangel. Es war jetzt achtundvierzig Stunden her, seit ich von Ty gehört hatte. Meine Füße waren zwar verheilt, aber die Bilder noch längst nicht vergessen. Dadurch fühlte ich mich nervös und verängstigt und total unwohl, trotz der Tatsache, dass ich meine Lieblingsjeans von Circle of Seven und ein richtig niedliches Oberteil von Rock & Republic trug.
Ich war die Szene immer wieder durchgegangen, hatte nach weiteren Hinweisen gesucht, aber abgesehen von dem Geruch nach Senf und Diesel war das Ergebnis meiner Bemühungen nur ein dickes, fettes nada. Ash war immer noch mit den Fingerabdrücken beschäftigt und ich holte mir zum Schlafen wieder Killer ins Bett.
„Reden wir hier über freiwilliges Trinken?“, fragte sie mich. Sie überreichte mir zwei neue Kundenakten. „Oder trinken Sie, um neurotischen Verwandten zu entfliehen? Denn das hab ich selbst auch schon mitgemacht, und das zählt nicht, wenn Ihre
Weitere Kostenlose Bücher