03 - Sarggeflüster
Kerzenschein?“
„Bier vom Fass und ein Discjockey. Das wird 'ne tolle Party. Sie sind eingeladen.“
„Toll.“ Oder auch nicht.
Ich verabschiedete mich von John und widmete mich meinem Computer. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, meine ständig wachsende Datenbank nach ein paar Möglichkeiten für meine neuesten Klientinnen zu durchsuchen - beide verdankte ich Manhattans Most Wanted - und Anrufen aus dem Weg zu gehen.
Der erste Anruf? Meine Mutter, die wissen wollte, ob ich von Dr. Pierre Mancuso gehört hätte, einem gebürtigen Vampir und der Kapazität auf dem Gebiet der Virusforschung.
Der zweite? Nina Eins, die ihre Jacke zurückwollte.
Der dritte? Meine Mutter, die mich an die Dinnerparty erinnerte und mich darüber informierte, dass sie auch Remy eingeladen hatte.
Der vierte? Meine Mutter, die mich noch einmal an die Dinnerparty erinnern wollte und mich darüber informierte, dass sie auch Remys Mutter eingeladen hatte.
Denn eine gebürtige Vampirmutter, die von der Vorstellung, endlich Enkel zu bekommen, besessen war, reichte natürlich nicht aus. Wir brauchten zwei.
Der fünfte Anruf? Eine völlig aufgelöste Mandy.
„... Claude ganz vergessen. Er ist Jacks Trauzeuge aus Paris“, erklang ihre atemlose Stimme. „Er hat Jack letzte Nacht seine Maße für den Smoking per E-Mail geschickt, und ich sollte sie heute mitbringen und Shirley geben, weil sie sie sofort bestellen muss, sonst riskieren wir, dass wir nicht genau die bekommen, die wir haben wollten, aber ich bin schon hier und hab's vergessen, und Jack geht nicht ans Telefon, und du musst bitte, bitte unbedingt auf dem Weg hierher bei uns vorbeifahren und sie holen -“
„Ist so gut wie erledigt“, sagte ich, nachdem ich mir hastig das Telefon geschnappt hatte.
„Oh, gut, du bist da. Ich hätte es sonst gleich noch auf deinem Handy versucht. Ich hatte nur gehofft, dass du im Büro bist, aber nur für den Fall -“
„Mandy“, unterbrach ich sie, während ich die Datei schloss.
„Was?“
„Hol mal Luft.“ Ich klickte auf „Computer herunterfahren“ und hörte sie einund ausatmen. „Braves Mädchen“, sprach ich beruhigend auf sie ein. „Ich fahr bei euch vorbei.“ Ich schloss noch die Ordner und schnappte mir meine Handtasche. „Entspann dich einfach. Alles wird gut.“
„Sagst du. Shirley hat noch zusätzlich drei Dutzend Kleider in die Hände bekommen.“
„Oh, gut.“ Oh Scheiße.
„Oooooooooooo.. „
Die Stimme meines Bruders drang aus der Wohnung.
„Ahhhhhhhhhh.. „
„Uhhhhhhhhhh.. „
Entweder wurde da gerade jemand flachgelegt, oder er sah sich eine Episode der Sesamstraße an, in der es um Vokale ging.
Ein lautes Stöhnen unterbrach den Gedanken. Definitiv Nummer eins. Ich sollte wahrscheinlich später wiederkommen.
Die Sache war nur die: Ich wusste, dass Mandy bei Wedding Wonderland war.
Was bedeutete, dass Jack mit jemandem anders dort drinnen war. Was bedeutete ...
Ich riss mich zusammen und hämmerte gegen die Tür. Unter der Wucht meiner Faust stöhnte und ächzte das Holz (ich bin halt ein Supervampir). Es folgten einige Grunzer und ich klopfte noch einmal. Stärker. Meine Knöchel hinterließen Vertiefungen im Holz. Ich trat zurück und hatte mich gerade dazu entschlossen, die Tür aus den Angeln zu reißen, als ich Jacks Stimme hörte.
„Es ist offen. Iiiiiiiii.. „
Oh. Na gut. Okay.
Ich drehte den Knauf, betrat die geräumige Wohnung. Und zwar war sie wesentlich geräumiger als meine eigene, aber Jack verdiente bei Moe's auch ungefähr zehnmal so viel wie ich, ganz abgesehen davon, dass er von meinen Eltern auch noch eine üppige finanzielle Zuwendung erhielt, weil er im Familienunternehmen tätig war.
Ich durchquerte den kleinen Flur und blieb im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen. Tiefes Entsetzen erfasste mich, als mein Blick auf die beiden Leute in der Mitte des Zimmers fiel.
Er konnte doch nicht ... Auf gar keinen Fall würde er ... Nein Jack lag ausgestreckt auf einem tragbaren Massagetisch, über seine untere Körperhälfte war ein Laken gebreitet. Er lag mit dem Gesicht nach unten, sein Rücken glänzend vom Massageöl. Hans, der persönliche Masseur meiner Mutter, beugte sich über ihn, seine kräftigen Hände kneteten und drückten, während Jack nichts als Oooohs und Aaaahs von sich gab.
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Was zum Teufel geht hier vor?“
Jack hob kurz den Kopf vom Tisch. „Ich bekomme eine Tiefengewebe-Massage.“
„Das sehe ich
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