03 - Sarggeflüster
geistige Gesundheit auf dem Spiel steht.“
„Es war definitiv ein Fluchtmechanismus.“ Ich setzte mich auf den Rand ihres Schreibtischs, blätterte die Akten durch - eine Apothekerin namens Tania und eine Kindergärtnerin namens Beckie - und berichtete ihr kurz und knapp von den Ereignissen des Sonntagabends (bis auf die Jagd und das Bluttrinken natürlich). „Aber außerdem sind da noch die Jell-O Shots bei Wedding Wonderland“, fügte ich hinzu, sobald ich damit fertig war, „und da war meine Mutter nicht mal dabei.“
„Wie viele Jell-0 Shots?“
„Hab nicht mitgezählt.“
„Und wie viele Drinks zu Hause bei Ihrer Familie?“
„Zwei. Drei, wenn Sie den einen mitzählen, den ich auf Nina geworfen habe, als sie mit Remy zu mir kam, damit wir uns unterhalten könnten.“
„Zwei Drinks machen aus Ihnen noch lange keine Alkoholikerin. Und was Wedding Wonderland betrifft ... also wirklich, in dieser Lage würde ich auch trinken.“ Ein Schaudern überlief sie. „Da geht's um Kleider von der Stange.“
Wo sie recht hatte, hatte sie recht. „Dann bleibt mir Betty Ford vorerst erspart?“
Evie nickte und reichte mir die heutige Post. „Sie werden einen anderen Ort finden müssen, um sich vor Ihrer Mutter zu verstecken.“ Vor Erregung leuchteten ihre Augen auf. „Einen Ort wie, sagen wir mal, ein Kreuzfahrtschiff.“
„Wie bitte?“
Sie hielt einen Notizzettel hoch und wedelte damit durch die Luft. „Sie sind in der Show“, stieß sie aus. „Morgen Abend nehmen Sie ein Dinner während einer kleinen Reise auf dem Hudson ein.“ Als ich trotzdem nicht zu begreifen schien, kreischte sie: „Sie haben ein Gruppendate mit Mr Weather!“
Nachdem ich eine übermäßig aufgeregte Evie beruhigt hatte (es wird nicht umsonst vor den Folgen von zu viel Koffein gewarnt) und versprochen hatte, ihr ein Autogramm von Mr Dingsbums mitzubringen, ging ich in mein Büro, holte John Schumackers Karte hervor und tippte seine Nummer ein.
„Hier Schumacker. Was kann ich für Sie tun?“
„Sagen Sie mir, dass Sie raus sind.“
„Ich bin gerade eben dabei, meine gute alte Rettungsweste zu entstauben.“
Mein Ego sackte komplett in sich zusammen - das Einzige, was mich noch aufrechterhalten hatte, seit ich aus dem Bett gekrochen und in Killers neueste Überraschung getreten war. „Schlafen Sie mit jemandem vom Sender oder was?“
„Schön wär's“, erwiderte er. „Und Sie?“
Ich dachte an Ty. „Ja, ich auch.“ So beschissen hatte ich mich noch nie im Leben gefühlt. Ich versuchte, an die positive Seite zu denken. Ein weiteres Date, eine weitere Chance, unter die Leute zu kommen und Werbung für mein Geschäft zu machen. Außerdem könnte ich John mit einem kleinen Schubser auf den Weg zu seinem eigenen Happy End mit Rosie bringen.
Ich hatte bei seiner Versicherungsagentur angerufen und versucht an Informationen zu kommen; so hatte ich herausgefunden, dass sie mit Nachnamen Wheaton hieß. Sie war Single, nie verheiratet gewesen, hatte keine Kinder. Sie mochte Sport, ganz besonders Basketball und Baseball. Beim Bowling schaffte sie einen perfekten Strike, und für das Firmen-Picknick machte sie immer einen Wahnsinns-Obstsalat. Außerdem war sie schon zum dritten Mal hintereinander zur Schadenssachverständigen des Jahres ernannt worden und - und das war das Beste - sie mochte John. Ich hatte mit drei verschiedenen Leuten geredet - alles Männer, die meinen vampirischen Listen ohnmächtig ausgeliefert waren - und alle hatten bestätigt, dass sie im Büro über ihn gesprochen hatte.
Schon ging's mir ein bisschen besser. „Wie läuft Ihr Fall?“, fragte ich ihn. „Ist sie auch dabei?“
„Darauf können Sie Ihren Arsch verwetten.“ Ich konnte praktisch hören, wie er sich die Hände rieb. „Sie steht so kurz davor, einen Fehler zu machen. Das hab ich im Gefühl.“
„Klingt so, als ob das tatsächlich der entscheidende Fall ist, der Sie auf der Karriereleiter der Versicherungsbetrugsregulierer nach oben bringt.“ Was für ein Wort. „Warum gehen Sie nicht aus und feiern den Erfolg?“
„Keine Zeit. Ich muss noch meine Kamera überprüfen und meinen Fotoapparat. Und eine meiner Brüste hat ein Leck. Also muss ich noch mal kurz bei La Perla vorbei und mir eine neue holen.“
„Nur eine ganz kleine Feier. Vielleicht Sie und Rosie und ein paar Bierchen?“
„Nee. Ich warte lieber, bis ich den Fall unter Dach und Fach habe. Aber dann lass ich's so richtig krachen.“ „Dinner bei
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