03 - Sarggeflüster
selbst.“ Eifersucht erhob ihr hässliches Haupt, und ich starrte demonstrativ auf Hans. „Was tut er hier?“
„Mom hat ihn vorbeigeschickt. Sie hat heute Nachmittag angerufen und meinte, ich würde viel zu hart arbeiten.“ Hans walzte und drückte, und Jacks Kopf wackelte. „Dass ich mir den Abend freinehmen sollte. Sie würde dafür sorgen, dass Dad bei Moe's für mich einspringt. Und Hans hat sie vorbei geschickt, damit er mir dabei hilft zu entspannen.“
Also gut, die Sache war die: Ich wollte Hans unbedingt haben. Er hat die größten, fabelhaftesten Hände aller Zeiten. Aber genau wie ihre Lieblingsbluse von Dior lieh meine Mutter ihn niemals aus. Ich hatte gebettelt.
Ich hatte gefleht. Ich hatte sogar schon erwogen, selbst aushilfsweise bei Moe's zu jobben.
Kein Hans mit den tollen Händen.
„Wie kommt sie denn darauf, ihn dir zu leihen?“, fragte ich mürrisch. In dem Augenblick, als die Worte meinen Mund verlassen hatten, kam ich selbst auf die Antwort. Grauenhafte Infektion. Armer Jack.
„Ist mir völlig schleierhaft, aber sie sagte, ich soll ihn behalten, solange ich möchte.“ Starke, kräftige Finger nahmen sich ein Schulterblatt vor und drückten zu. Jacks Unterkiefer klappte auf, und Speichel sammelte sich in den Mundwinkeln. „Was ... machst ... du ... denn ... hier?“, fragte er schließlich. Bei jedem Wort rollte sein Kopf schlaff hin und her.
Meine eigenen Muskeln kreischten „Ich will auch!“, und ich kämpfte gegen den Wunsch an, meinen Bruder vom Tisch zu schubsen und mich selbst draufzulegen. „Mandy hat die Maße für Claudes Smoking hier liegen lassen.
Sie hat versucht anzurufen, aber sie sagte, dein Handy sei aus. Genau wie der Anrufbeantworter.“
„Das ist ein .Nicht stören'-Moment.“ Er zeigte auf den Mahagonischreibtisch auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. „Die Maße liegen in der mittleren Schublade.“ Er ließ den Kopf wieder fallen und stöhnte.
Ich kannte das Gefühl. Ich hatte schon einmal eine Massage von Hans bekommen, als meine Mom bei einer Tagung der Jägerinnen in Spanien war.
Die Fluggesellschaft hatte ein Limit für Gepäck, darum war sie gezwungen, ihn zu Hause zu lassen. Ich hatte zwei Tage lang betteln müssen, bevor der schwedische Adonis endlich zugestimmt hatte.
Okay, ich hatte geheult, und er war darüber dermaßen entsetzt gewesen, dass er mich angefleht hatte, damit aufzuhören. (Er wollte auf jeden Fall vermeiden, den Zorn meiner Mutter auf sich zu ziehen.) Eins hatte zum anderen geführt und dann - tadä! Diese göttlichen Pranken hatten sich jeden einzelnen Quadratzentimeter von mir vorgenommen.
Bei dieser Erinnerung überlief mich ein Schaudern. Wir sprechen hier über pure Ekstase. Anders kann man es nicht beschreiben. Wie das Öl langsam in meine Haut drang. Wie seine rauen Finger mal hier drückten und da zerrten und - puh, ist es heiß hier drin oder liegt das bloß an mir?
Ich ging hastig zum Schreibtisch hinüber und zog die Schublade auf. Wenn die Erinnerung an frühere Erfahrungen nicht täuschte, hatte ich noch ungefähr drei Minuten, um mich aus dem Staub zu machen, bevor Jack -
„Ohhhhhhh.. „
Oh-oh. Zu spät.
Meine übernatürlichen Instinkte übernahmen die Führung, und ich bewegte mich so schnell, dass mir davon selbst ganz schwindlig wurde. Die Tür schlug hinter mir zu und - hurra! - ich war in Sicherheit.
Mehr oder weniger. Ich konnte ihn immer noch hören.
Ich würde jetzt furchtbar gerne sagen, dass das nur an meinem Vampirgehör lag und ich nun mal etwas Besonderes bin, aber inzwischen hatte er zu schreien angefangen. Das ganze Haus kam in den Genuss seines
„Jaaaaaaaaaaa!“
Die alte Frau am anderen Ende des Flurs streckte ihren Kopf aus der Tür, erblickte mich und warf mir einen missbilligenden Blick zu.
„O nein, es ist nicht so, wie Sie denken -“, fing ich an. Knallburami Unten im Erdgeschoss spähte ein Mädchen um die zwanzig aus der Tür und verzog das Gesicht. Eine Frau in den Fünfzigern mit einem untreuen Mann warf mir einen bösen Blick zu.
„Es ist nicht -“ Knallbumm! Knallbumm!
Ich hatte gerade die Haustür erreicht, als ich das Quietschen von Türangeln hinter mir hörte. Ich wirbelte herum. „Ich hab gar nichts gemacht, ist das klar?“
„Lil? Sind Sie das? Ich dachte mir doch, dass ich Ihre Stimme hier draußen gehört habe.“
Erleichtert sah ich die Frau an, die mich anlächelte, und so begann ich ebenfalls zu grinsen. Rachel Sanchez war vierundzwanzig,
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