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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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schließlich. »Wie lange muss ich bei dir und deinen Freunden bleiben? Ich will zu unserer Familie zurückkehren und sie vor diesem wahnsinnigen Kaiser warnen.«
    »Es tut mir Leid, Atti«, erwiderte sie. »Ich weiß es nicht genau. Aber ich rede mit Calabos. Vielleicht können wir etwas Geld erübrigen und dir eine Passage zurück nach Besh-Darok bezahlen, wenn wir Rishtu erreichen.« Atemor runzelte die Stirn. »Wie lange kann das noch dauern? Ein paar Tage? Solltet ihr mich nicht lieber irgendwo am Nordufer absetzen, mit genug Geld, damit ich mir ein Pferd kaufen kann?«
    »Das ist ein guter Plan«, stimmte sie ihm zu. »Aber wir brauchen Calabos' Zustimmung. Ich frage ihn, bevor er uns verlässt.«
    Sie mussten nicht lange warten. Einige Minuten später umrundete die
Mollige Muschel
eine steile Landzunge, die vom Südufer in den Vaale ragte. Zwischen den Büschen und verkümmerten Bäumen standen mehrere Holzhäuser und Ställe in der Nähe einer L-förmigen Mole. Das musste Yareds Pier sein. Der Flusskahn näherte sich langsam der Mole, sodass Jodecs Männer hinaufspringen und die Bug- und Hecktrossen befestigen konnten. Während dieses Manövers tauchte Calabos in Begleitung von Dardan und Sounek aus dem Deckhaus auf. Tashil ging zu ihm und schilderte ihm Atemors Unzufriedenheit sowie seinen Vorschlag. Calabos war sofort einverstanden.
    »Es stimmt mich traurig, dass Ihr uns verlasst«, erklärte er und umfasste Atemors Hand. »In Besh-Darok lauern sicherlich ebenso viele Gefahren auf Euch wie hier. Dennoch wünsche ich Euch das Beste, was das Schicksal Euch zu bieten hat, Atemor. Es war sehr erfrischend und erfreulich, einen Verwandten meiner Freunde kennen zu lernen. Lebt wohl, Herr.«
    Dann drehte er sich zu Tashil und Inryk herum. »Ich werde Euch jetzt mitteilen, was ich bereits Dybel und den anderen gesagt habe. Wir gehen vielleicht unserem Untergang entgegen … Aber wann genau, in der nächsten Stunde, dem nächsten Tag, oder der nächsten Woche, das steht nirgendwo geschrieben. Also sage ich nicht ›Lebt wohl‹, sondern: Möge das Licht mit Euch sein, wenn Ihr an dunklen Orten wandelt.« Die
Mollige Muschel
schwankte, als die drei über eine schmale Laufplanke auf die Mole gingen. Calabos blieb stehen, sah sich noch einmal um und nickte Kapitän Jodec zu, der daraufhin seinen Leuten befahl, wieder abzulegen. Kurz darauf bog der Kahn wieder in die Fahrrinne des Vaale ein, und das Segel wurde gesetzt. Tashil stand an der Reling und beobachtete, wie die drei Wächter Yareds Pier eilig hinter sich ließen. Sie konnte das Gefühl eines schmerzlichen Verlustes nicht unterdrücken, aber sie würde auf keinen Fall verzweifeln. Also dachte sie über die Aufgaben nach, die vor ihr lagen. Sollten sie sich verstecken, wenn sie sich dem Zentrum von Sejeend näherten? Was machten sie, wenn die Flusswächter sie aufhielten? Und wo konnten sie Atemor an Land setzen?
    Die ersten Außenbezirke der Stadt tauchten dicht hinter Yareds Pier auf. Es handelte sich vor allem um größere Schuppen und Lagerräume für Getreide und Fleisch, Waren, die aus den westlichen Gebieten Roharks hier gesammelt wurden, bevor man sie auf die Großmärkte brachte. Den Lagerhäusern folgten dichte Häuserreihen, einige Gehöfte, Sägemühlen, Gerbereien und Schmieden. Mittlerweile wurde es Abend. Es war bewölkt, und während sich die Sonne dem Horizont näherte, wurden die ersten Lampen angezündet, sowohl am Ufer als auch an Bord des Lastkahns. Der Verkehr auf den Straßen am Flussufer nahm zu, als die Menschen nach Hause fuhren und die Karren der Bäcker und Brauer zu den Herbergen und Schänken der Stadt ratterten. Einmal sah Tashil einen Wagen auf einem freien Stück der Landstraße, der im Schatten der Klippen der Stadt entgegenstrebte. Er schien es eilig zu haben und transportierte drei Passagiere. Zwei hockten auf der Pritsche, und ein dritter saß neben dem Kutscher auf dem Bock. Der Mann trug ein rotes Wams und einen formlosen, grauen Hut…
    Noch bevor sie reagieren konnte, führte die Straße den Wagen vom Ufer weg. Er verschwand hinter Häusern und Bäumen. Gleichzeitig wurde ihr klar, dass es nicht sonderlich klug gewesen wäre, die Aufmerksamkeit auf sich oder Calabos zu lenken, falls er es überhaupt gewesen war.
    Die
Mollige Muschel
segelte weiter, während die Sonne hinter dem Horizont versank. Die Felsen südlich des Vaale rückten näher, und schon bald konnten sie die Melvio-Stiege sehen. Die lange Treppe wurde von

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