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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Fackeln beleuchtet, die in regelmäßigen Abständen vom Fuß bis zur Spitze angebracht waren. Als sie daran vorbeisegelten, schaute Tashil zu Dybel zurück, der es sich auf einer der Bänke gemütlich gemacht hatte und unter seinem Umhang schlief. Er war immer noch mitgenommen von seiner Heilung in der Herberge in Murstig vergangene Nacht. Es würde sicher mehr als eine Woche dauern, bis er nur annährend seine frühere Kraft wiedererlangt hatte. Tashil hatte ihm vorgeschlagen, in Murstig zu bleiben und sich zu erholen, aber Dybel hatte darauf bestanden, sie zu begleiten. Calabos hatte nachgegeben. Die Gefahren, einem Geisterwirt zum Opfer zu fallen, waren in Gesellschaft der anderen Wächter weniger groß, als allein auf sich gestellt. Das klang sinnvoll, und schließlich stimmte auch Tashil zögernd zu.
    Die Melvio-Stiege blieb hinter ihnen zurück, und nach einer Biegung gab der Vaale den Blick auf einen bewaldeten Hügel frei. Davor stand ein großes Lagerhaus mit einem ausgebrannten Dach. Tashil drehte sich zu Inryk herum, der im Deckhaus saß und durch einen Riss in der Leinwand spähte.
    »Wir fahren gerade am Amatellis-Refugium vorbei«, erklärte sie. »Seht Ihr es?«
    Inryk verzog das Gesicht und wandte sich ab. »Ich würde auf diesen Anblick gern verzichten, wenn's Euch beliebt«, erwiderte er finster. »An diesen Ort erinnere ich mich nur ungern.«
    Der Himmel zog sich immer mehr zu, bis die grauen Wolken eine undurchdringliche Decke bildeten. Wenigstens regnete es nicht, doch als das Licht schwächer wurde, verlor die Umgebung an Farbe und wurde körniger. Der Flusskahn näherte sich jetzt dem Zentrum von Sejeend. Die Spannung an Bord stieg jedes Mal, wenn ein Schiff der Flusswächter an ihnen vorbei flussaufwärts segelte oder sie von Wachsoldaten aufmerksam gemustert wurden, die über eine Brücke patrouillierten oder am Ufer Wache hielten. Tashil hatte deshalb bereits mit Kapitän Jodec einige Absprachen getroffen. Wenn sie angehalten wurden, sollte er behaupten, er wäre nach Norden unterwegs, um eine Ladung Holz abzuholen, und hätte unterwegs einige Passagiere an Bord genommen. Je weiter sie sich der Mündung des Vaale näherten, desto deutlich waren die seewärts gerichteten Bastionen der Stadt zu erkennen. Dort, wo der Fluss in die Bucht mündete, standen zwei gewaltige Seetore weit offen. Sie konnten jederzeit beim ersten Anzeichen eines Angriffs vom Meer aus mit Tauen und Ketten verschlossen werden. Zudem erstreckten sich dicke Mauern entlang des Nordufers, die wiederum durch Befestigungen mit der Garnison der Schleuse von Hubranda verbunden waren. Im Süden trafen sie auf kleinere Wallanlagen, die direkt zu dem steilen Felsen führten und Sejeends Hafen von der übrigen Stadt abriegelten. All das überragte der Hojamar-Fried, eine zylindrische Festung mit glatten Wänden aus einem hellen Stein.
    Als die
Mollige Muschel
sich den Seetoren näherte, schaute Tashil zum Fried hinüber und fragte sich, über wie viele Truppen Sejeends Verteidigung jetzt wohl noch verfügte. Ein großes Banner mit dem Wappen des Khatrimantinischen Reiches, Krone und Baum, wehte über den Zinnen. Einige Meter davon entfernt stand eine einsame, verhüllte Gestalt, die beinahe winzig wirkte. Sie stützte beide Hände auf die Zinnen. Fasziniert konzentrierte Tashil ihre Magiersicht auf die Gestalt. Bedauerlicherweise drehte sie sich genau in diesem Moment um und ging ein paar Schritte weg. Tashil wollte gerade mit den Schultern zucken und aufgeben, als die Gestalt wieder zu den Zinnen zurückkehrte. Jetzt konnte sie ihr Gesicht deutlich erkennen. Es war Corlek Ondene.
    »Im Namen der Mutter!«, keuchte sie.
    Im gleichen Moment hob Ondene ruckartig den Kopf und schaute direkt zu ihr hinüber. In seinem Gesicht leuchtete eine boshafte Freude. Aus purem Reflex verließ Tashil die Magiersicht und stolperte zurück. Sie wäre über eine Taurolle gestürzt, hätte Inryk nicht dicht bei ihr gestanden und sie festgehalten.
    »Was ist denn los?«, erkundigte er sich.
    »Ich habe Ondene auf dem Fried gesehen«, meinte sie. »Er wirkte … besessen, und er hat mich erkannt!« Inryk nickte grimmig, stützte sich auf die Holzreling und starrte zum Hojamar-Fried hinüber. Dann schaute er zum Hafen und den Molen und richtete seinen Blick auf die Seetore und die dahinterliegende Bucht. »Wir bekommen Ärger.«
    Während er das sagte, sah Tashil eine Abteilung Soldaten, die aus den Haupttoren des Frieds strömte und zu den Molen

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