03 - Schatten Krieger
Hass und Wut, und er schwebte etwas dichter an sie heran. Calabos erwiderte seinen Blick und verschränkte die Arme.
»Diese Welt war Unser uraltes Vermächtnis, und es wurde wieder die Unsere durch das Recht der Eroberung. Doch Unsere Strategie wurde durch Lügen und Betrug vereitelt… und durch die perfiden Pläne der Verräter! Aber sie wird erneut die Unsere werden, erneuert auf ewig durch den Willen des Großen Schatten!«
Während Calabos ungerührt in das verzerrte Gesicht blickte, schoss ihm eine schockierende Erkenntnis durch den Kopf.
Im Namen der Mutter!, dachte er. Er weiß, wer ich bin! Aber wer ist er?
Der Hexer lächelte.
»Wir fühlen Euer Verlangen nach Erkenntnis, Calabos«,
sagte er.
»So wisset denn dies: Mein Name ist Xabo, und wisset ebenfalls, das sich hier in Sejeend ein Schattenkönig aufhält, oja. Ihr könnt über diese Wissenskrumen grübeln, wie es Euch beliebt, in der wenigen Zeit, die Euch noch bleibt. Denn diese Kammer hat Bewohner, die sehr eifersüchtig auf all jene reagieren, die noch Fleisch an ihren Knochen haben. Hier findet die Bezeichnung lebendiger Fels‹ seine wahre Bedeutung.
Falls es Euch dennoch gelingen sollte, zu entkommen, werden Wir einfach darauf warten, bis Ihr zu Uns kommt, was Ihr, wie Wir wissen, müsst. Sobald der Schattenkönig Euch begegnet ist, können Wir diese überlange Geschichte endlich zu einem Ende bringen!«
Er lachte. Es war ein zischendes, bösartiges Geräusch. »Möget
Ihr unter Qualen sterben!«
Die Gestalt namens Xabo verblasste allmählich, und ihr Gelächter verhallte. Ihre Gesichtszüge wurden durchsichtig und lösten sich schließlich völlig auf. Doch da waren Calabos und Sounek längst mit den monströsen Veränderungen beschäftigt, die in den Wänden der Kammer vorgingen. Der zuvor so fest wirkende Fels begann sich zu bewegen. Zunächst liefen nur Wellen darüber hinweg, und er stülpte sich an einigen wenigen Stellen aus. Begleitet wurden diese Erscheinungen von einem unaufhörlichen Flüstern und Seufzen. Dann bildeten sich deutlichere Umrisse heraus, die unverwechselbaren Formen von Knochen, Kniegelenken, Ellbogen, Schultern, Brustkästen und die aufgerissenen Kiefer von Schädeln. Sie alle waren von einem schmutzigen Grau überzogen, als hätte sich die Oberfläche des Felsens plötzlich in eine dehnbare Membran verwandelt. Einige Gestalten schoben sich ein Stück aus dem Fels heraus und starrten mit ihren grotesken, steingrauen Augenhöhlen Calabos und Sounek an, während skelettierte Hände nach ihnen griffen. Zum Entsetzen der beiden Magier flössen diese knochigen Gestalten die Wand hinunter und krochen über den Boden von allen Seiten auf sie zu. Calabos schleuderte einen Feuerball auf eine Gruppe, während Sounek mit dem Gedankengesang des Stoßes einen Feuerdolch gegen einige andere warf. Beide Zauber schwärzten zwar den dehnbaren Stein, konnten die Kreaturen darunter aber nicht aufhalten.
»Es gibt bestimmt einen Weg, um zu entkommen«, sagte Sounek. »Leider fällt er mir im Moment nicht ein.« Calabos dachte fieberhaft nach, während er seine Umgebung betrachtete. Schließlich fand er die Lösung und verfluchte sich laut, weil er nicht früher darauf gekommen war.
»Der Schutt«, sagte er und deutete auf den eingestürzten Durchgang. »Vielleicht bietet er uns Schutz vor diesem Grauen, wenn wir hinaufklettern.«
»Wir brauchen also nur sieben Meter zappelnden, tödlichen Fels zu überwinden«, erklärte Sounek trocken. »Wohlan, versuchen wir es!«
Er lief los, sprang über einige graue Knochenhände, während um sie herum ein unerträglicher Lärm aus krächzenden, sägenden Lauten entstand. Calabos grinste und folgte ihm. Er wählte einen anderen Weg über den wogenden Boden, aus dem sich Skelette in verschiedenen Stadien der Vervollständigung erhoben. Sie rissen Calabos den Kapuzenmantel herunter und zerfetzten ihn, und er büßte die Sohle eines Stiefels ein, aber er kämpfte sich weiter vor und erreichte den Schutthaufen noch vor Sounek. Der war kaum einen Schritt vom rettenden Ufer entfernt, als er stolperte und stürzte. Er versuchte sofort, sich wieder aufzurichten und auf den Schutthaufen zu klettern, aber ein halbes Dutzend grauer Hände tauchten aus dem Felsboden auf, und sie packten seine Knöchel, als er Calabos' Hand fasste. Der versuchte, Sounek aus den knöchernen Klauen zu befreien, aber er kämpfte gegen eine gewaltige Macht an, die Macht der Steine. Die Beine seines Freundes wurden bereits
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