03 - Schatten Krieger
Treue nichts ausrichten können.
Vielleicht ist das ja auch gar nicht so schlecht, dachte er. Die weite Kapuze verbarg sein Lächeln. Kurz darauf spürte er die finstere, magische Aura eines Grabmals auf, das direkt am Fuß des Felsens errichtet worden war. Es war eine große, überladene Grabstätte, die offenbar einer Festung nachempfunden war. Dahinter kam eine rostige Eisentür zum Vorschein. Calabos warf Dardan und Sounek einen auffordernden Blick zu. Es kostete sie nur eine Minute, sie zu öffnen.
Eine grob behauene Treppe führte in die Tiefe. Dardan zog ein kleines Talglicht aus der Tasche, und in seinem gelblichen Schimmer machten sie sich an den Abstieg. Die Treppe wand sich nach links und rechts, dann wurden ihre Stufen lang und flach und endeten schließlich in einer ovalen Kammer. Vor langer Zeit hatte jemand primitive Symbole auf die Wände gemalt. Ihre Farbe war nun verblasst und blätterte ab, und eine Vielzahl von uralten Amuletten aus Holz, Tuch und Knochen hingen verfault und verrottet an rostigen Nägeln oder lagen im Staub des unebenen Bodens. Früher einmal musste das der geheime Schrein eines Kultes von Geisterbeschwörern gewesen sein. Danach war er wohl der Vergessenheit anheim gefallen, bis ihr Widersacher eine neue Verwendung dafür gefunden hatte.
Calabos konnte den Nachgeschmack der Anwendung des Brunn-Quell in der Kammer schmecken, vor allem in ihrer Mitte, wo sich eine Erhebung aus rissigem, gebranntem Lehm auf dem Steinboden befand. Sie maß mehrere Schritte im Durchmesser. Welche Funktion sie hatte, war nicht sofort ersichtlich.
»Ist es hier?« Sounek hielt Dardans Lampe höher.
Calabos schüttelte den Kopf. »Hier wurden einige finstere Rituale abgehalten …« Er stieß mit dem Fuß gegen einen geborstenen Schädel auf dem Boden, »aber die Anrufung ist nicht von hier ausgegangen.« »Hier ist noch eine Tür.« Dardan stand am anderen Ende der Kammer. »Ich habe sie erst gesehen, als ich direkt davor stand.«
Eine schmale Öffnung führte auf einen breiteren Gang, dessen Wände aus einem merkwürdig glatten, mit Linien versehenen Stein bestanden, dessen Oberfläche im Licht der Lampe matt glänzte. Der Gang senkte sich eine Weile ab und stieg dann zum Eingang einer anderen Kammer an. Der Rahmen dieser unregelmäßigen Türöffnung schimmerte fahl. Calabos ging voran, gefolgt von Sounek und Dardan, als es plötzlich über ihnen laut knackte und unheilvoll knirschte. Ohne zu zögern wirbelte er herum, packte Sounek an der Schulter und zerrte ihn von dem Eingang weg.
Es rumpelte und krachte, und eine dichte Staubwolke stieg auf. Als der Steinschlag aufhörte, rappelten sich Calabos und Sounek hustend auf, betrachteten den eingestürzten Durchgang und den Tunnel, der jetzt unter Tonnen von Schutt begraben war. Von Dardan war nichts zu sehen oder zu hören. Sie riefen seinen Namen, bekamen jedoch keine Antwort. Ebenso wenig reagierte er auf Gedankensprache. Sie verstummten und fürchteten schon das Schlimmste, als eine andere, bedrohliche Stimme in der Kammer hinter ihnen sprach.
»Willkommen in Eurem Verlies!«
Ein kalter Schauer überlief Calabos, als er sich zu dem Sprecher umdrehte. Sounek stieß einen unterdrückten Schrei aus, Calabos jedoch behielt die Fassung.
Einige Meter vor ihnen schwebte die Gestalt eines großen, schlanken Mannes in der Luft. Er trug das einfache, gelbe Gewand eines niederen Beamten oder eines Gelehrten. Die blauen Bänder und Quasten seiner Robe hingen in der Luft, ebenso wie die weiten Ärmel und die voluminöse Hose, deren Stoff langsam wie in einer schwachen, milden Brise hin und her flatterte. Der Mann würdigte Sounek kaum eines Blickes, sondern konzentrierte sich ausschließlich auf Calabos.
»Welch Ehre«,
sagte er.
»Endlich lernen Wir den großen Beitran Calabos kennen … aber vielleicht ist es ja nicht das erste Mal…«
Die Stimme des Mannes klang zischend und verzerrt, und seine Gestalt schimmerte kurz durchscheinend. Sie hatten einen Astralleib vor sich, ein weiteres Zeichen von den mächtigen Kräften, die hier am Werke waren. »Ich kenne Euch nicht, Herr«, erwiderte Calabos. »Obwohl mir Euer Gesicht irgendwie bekannt vorkommt.«
»Ah, das Gesicht. Es gehörte einmal Unserem Diener Jumil, doch dann gelangte es in Unsere Gewalt, so wie Ihr.«
»Also seid Ihr nicht, wer Ihr zu sein scheint.« Calabos zuckte mit den Schultern. »Dann seid Ihr nur ein Dieb, wie Euer Herr und Meister.«
Die Augen des Mannes verdunkelten sich vor
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