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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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hieß Hekanseh. Sie schmiegte sich zwischen zwei Hänge des grünen, dicht bewaldeten Vorgebirges des Rukang-Massivs. Wie viele andere Ortschaften nördlich von Sejeend oder auch in westlicher Richtung an der Flanke von Gronanvel, war Hekanseh eine uralte Siedlung, die sich während der Blütezeit vergangener Jahrzehnte zu einer Ortschaft vergrößert hatte. Ihre Besonderheit war, dass es hier eine Klause des Friedens gab, eine von mehreren, die über das ganze Kaiserreich verstreut waren. Diese Häuser waren von den Heilern des Ordens der Erden-Mutter gegründet worden und boten den Kranken im Geiste Zuflucht. Dort kümmerte man sich um sie und studierte sie gleichzeitig. Hekansehs Klause des Friedens war Calabos' Ziel, und einer seiner Bewohner sein Ratgeber.
    Er vermied die Hauptstraße der Ortschaft und ihren Marktplatz und ritt stattdessen über einen schmalen Pfad, der den westlichen Ortsrand von Hekanseh umging. Er kam an einen Schotterweg, der auf einen Berghang führte, und bog in eine buschbestandene Schlucht ein, die zwischen hohen Bäumen lag. Als er zwischen den Bäumen hinausritt, wurde der Weg eben, und er sah ein kleines, verwittertes Haus, von dessen gedrungenem Glockenturm das Banner der Heiler hing. Mauerdorn und Efeu überwucherten die Fassade und verbargen einige der großen, dekorativen Fenster. Sie überzogen sogar das große, geschwungene Portal, durch das er sein Pferd lenkte.
    In dem kleinen, ummauerten Hof stieg er ab. Eine junge Novizin der Heilkunst im grünen Gewand trat an ihn heran und nahm ihm die Zügel seines Pferdes ab. Von der anderen Seite kam einer der geweihten Brüder auf ihn zu. Er stützte sich auf einen langen, einfachen Gehstock, den er mit jedem Schritt vorwärtsschwang. »Willkommen, Herr Calabos«, begrüßte ihn der Mönch. »Wir haben Euch nicht vor nächster Woche erwartet.« Calabos ließ sich von der kühlen Begrüßung nicht aus der Fassung bringen. Der Mönch war Niloc, der wichtigste Ordensbruder des Hauses nach Bischof Waldemar.
    Niloc war ein hochmütiger, humorloser Mann, den Calabos gern reizte, indem er ihm den stumpfsinnigen Aristokraten vorspielte.
    »Mein guter Bruder Niloc«, erwiderte er jovial. »Ich habe meinen täglichen Ausritt ein bisschen ausgedehnt und bin unversehens in die Nähe des prächtigen Hekanseh geraten. Da kam mir in den Sinn, an diesem Tag noch etwas Tugendhaftes zu vollbringen und meinen armen Kusin zu besuchen. Sagt mir bitte, wie geht es ihm?« Trotz Nilocs beherrschter Miene spürte Calabos seine Verachtung. Es bereitete ihm leichte Gewissensbisse, dass er die Vorurteile des Mannes verstärkte. Andererseits war es eine notwendige Tarnung.
    »Er hat in diesen letzten Tagen eine ungewöhnliche Klarheit an den Tag gelegt«, erwiderte Niloc. »Aber Näheres müsst Ihr beim Bischof erfragen …«
    »Liegt das vielleicht an der Kost, die Ihr ihm verabreicht?«, erkundigte sich Calabos. »Oder möglicherweise am Wasser, hm?«
    Er konnte die bissige Erwiderung beinahe hören, die Bruder Niloc sichtlich auf den Lippen lag, aber das Auftauchen des Bischofs verhinderte, dass er sie äußerte. Bischof Waldemar trat aus einer niedrigen Tür in einer Ecke des kleinen Hofes. Er war ein untersetzter, kahlköpfiger Mann mit einer starken Persönlichkeit, was seine energischen Gesichtszüge deutlich verrieten. Die leichte Unordnung seiner grünen Roben tat seiner Autorität keinerlei Abbruch.
    »Ah, mein guter Calabos!«, rief er. »Welch unerwartete Freude, Euch heute in unserem Haus begrüßen zu dürfen. Danke, Bruder Niloc, dass Ihr unseren Freund empfangen habt. Ich nehme mich unseres Gastes jetzt selbst an.«
    Niloc senkte kurz den Kopf. »Wie Ihr wünscht, Eure Eminenz.« Mit einem kühlen Nicken in Calabos' Richtung verschwand er durch die Tür.
    Der Bischof schüttelte den Kopf und tippte Calabos leicht mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Eines Tages werdet Ihr dieses Possenspiel übertreiben. Niloc wird Euch dann weit weniger höflich begegnen …« Calabos lachte ironisch, als sie das Gebäude betraten. »Ich glaube kaum, dass er mir wirklich Beachtung schenkt«, sagte er. »Aber ich verstehe, was Ihr meint.«
    Im Inneren führte ein langer, hoher Korridor an der Längsseite des Gebäudes entlang. Aus den kleinen Fenstern hoch oben in den Wänden drang nur wenig Tageslicht herein. Calabos blieb stehen und schaute den Bischof an. »Wie geht es ihm?«
    Waidemars Miene wurde plötzlich ernst, ein Ausdruck, den seine Augen weitaus

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