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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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stürzte sich in den Schlaf wie ein Schwimmer, der sich vom Strand ins Meer wirft.
    Doch seine Kontrolle über die Schluchten und Abgründe seines Verstandes war in dieser Nacht weniger vollkommen als sonst. Immer wieder schössen verworrene Gedanken flüchtig durch seinen Geist. Er befand sich in einem düsteren, durchscheinenden Nebel. Schwarze, silberne und graue Schatten herrschten hier, und von überall her drangen verzweifeltes Stöhnen, Seufzen, erstickte Rufe und Schmerzensschreie auf ihn ein. Calabos wollte aus diesem fremdartigen Traumzustand erwachen, doch gleichzeitig hielt ihn die Neugier darin fest. Er beobachtete eine Abfolge von grotesken Visionen. Ein Mann mit einem Katzenkopf, eine Anzahl schwarzer, geisterhafter Kinder, die in der Luft schwebten und ihre Köpfe und Gliedmaßen wild schüttelten, während sie seltsame Figuren tanzten. Eine Frau mit goldblondem Haar und einer Fackel in der Hand wurde von einem einäugigen Barbaren verfolgt und getötet. Als er ihr das Fleisch vom Körper riss, kamen jedoch keine Knochen zum Vorschein, sondern Dolche, Schwerter, Pfeile und Äxte, allesamt blutverkrustet. Calabos sah einen großen, schwarzen Bullen, aus dessen Augen und Mund goldenes Feuer leuchtete und der eine Spur aus brennenden Buchstaben hinterließ, als er durch die Luft galoppierte. Die Buchstaben entstammten der alten Othazi-Schrift und bildeten verschiedene Flüche und Verwünschungen.
    Dann wurden die sich langsam drehenden Spiralen des aschfarbenen Nebels erschüttert, als wäre etwas Gewaltiges dicht neben ihm vorübergegangen. Lücken rissen in dem schweren Schleier auf, in denen Gesichter von Männern und Frauen auftauchten, die Calabos anstarrten, als würden sie ihn erkennen. Er dagegen kannte keinen von ihnen. Sie musterten ihn wütend und mit kalter Verachtung, während ihre blutleeren Lippen lautlos ein Wort formten, einen Namen, den sie unaufhörlich wiederholten…
    Calabos riss sich hastig aus dem Traum los und wachte in seinem kalten Gemach auf. Der erste Schimmer des Tages drang durch die Vorhänge und tauchte den Raum in ein schwaches, graues Licht. Er setzte sich auf, schwang seine Beine über den Bettrand und stellte seine nackten Füße auf den blank polierten Holzboden. Sein Kopf war voll von den Bildnissen seines Traumes.
    Das ist kein gutes Zeichen, dachte er. Gar kein gutes Zeichen.
    Es war schon sehr, sehr lange her, seit er etwas geträumt hatte, das so voller Zeichen gewesen war und ihn so sehr beunruhigt hatte. Er musste die Bedeutung dieser Symbole herausfinden, und es gab nur einen Mann, dem er eine solche Wahrheit anvertrauen konnte. Ihn zu besuchen, bedeutete einen zweistündigen Ritt nach Norden zu einer Ortschaft im Vorgebirge des Rukang-Massivs.
    Er zuckte mit den Schultern, stand auf, kleidete sich in dunkle, warme Reisegewänder, verließ das Zimmer und ging in die von Lampen erhellte Empfangshalle des Stadthauses hinab, in der zwei Wachen Dienst taten. Er winkte einen zu sich, einen Kejaner namens Gillat, und befahl ihm, Osig, den Stallknecht zu wecken. Er sollte ihm eine Stute für einen morgendlichen Ausritt satteln. Während Gillat davoneilte, um den Befehl auszuführen, zog sich Calabos Stiefel und einen Reitumhang über. Dann blieb er vor dem großen, ovalen Spiegel unter einer der Lampen stehen, wo er sein Ebenbild sorgfältig betrachtete. Verriet es Spuren der Wahrheit? Vor ihm stand ein großer, grauhaariger Mann, der den Zenit seines Lebens bereits deutlich überschritten hatte. Trotzdem strahlte er eine gewisse Energie aus. Das dunkelbraune Wams und die Hose waren nüchtern und formell, doch der halblange Umhang verlieh ihm ein beeindruckendes Aussehen.
    Dennoch konnte er die Erinnerung an diese körperlosen Köpfe nicht abschütteln, die lautlos immer wieder ein Wort gerufen hatten. Einen Namen, den er so gut kannte.
    Calabos fühlte eine alte Furcht in sich aufsteigen. In der Vergangenheit war es nur wenigen Traumbildern gelungen, die sorgsam errichtete Barriere zu überwinden, die er über die Abgründe seiner Erinnerung gelegt hatte. Fetzen von schneebedeckten Schlachtfeldern, endlose Schlachtreihen dunkler Armeen und Szenen eines grauenvollen Blutbades. Konnten diese Traumbilder die ersten Bruchstücke eines Beweises sein, dass der Herr des Zwielichts zurückgekehrt war, um Sejeend heimzusuchen?
    Dreihundert Jahre, dachte er, und beinahe ein Dutzend Leben habe ich gelebt, Hunderte von Freunden und Geliebten gewonnen und verloren, bin mit

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