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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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neugierig am Ufer versammelt hatte. Sie konzentrierte sich jedoch darauf, das schmale Boot im hellen Licht des Vormittags über den Vaale zum Südufer zu steuern, das vollkommen unter der grauen Substanz lag. Neben ihr ruderte Sounek, während Dardan in dem stumpfen Bug saß. Er trug seinen gewohnten Kapuzenmantel und wirkte irgendwie nervös. In seinem Schoß lag eine dicke Packtasche aus Leder, in der sich ein Ständer mit verschlossenen Phiolen befand. In jeder befand sich eine Flüssigkeit oder ein Pulver, die sie während der letzten Stunden hastig bei den Kräuterhändlern des nördlichen Sejeend zusammengerafft hatten. Sie hofften, wenigstens eines dieser Mittel könnte sich als nützlich gegen die graue Fäule erweisen.
    Während sie ruderte, versuchte Tashil, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die vor ihr lag, doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem Abschied von Calabos und seinen Verbündeten von der Dämonenbrut zurück, der erst wenige Stunden her war.
Ein dunkles und gefährliches Reich,
so hatte er sein Ziel beschrieben. Tashil hatte sich gewundert, wie monströs dieser Platz wohl sein mochte angesichts der düsteren Gefahren, denen sich die Wächter in den letzten Tagen ausgesetzt hatten. Andererseits hatte dieser Ort den Zauberer Jumil ausgebrütet und eine Vielzahl von Grausamkeiten beschworen, die in der grauen Fäulnis gipfelten. Tashils Fantasie beschwor die Vorstellung eines schattenerfüllten Reiches voller Monstrositäten, das sich in einem ständigen Aufruhr von Gewalt und Schmerz befand. Sie erschauerte unwillkürlich.
    Mittlerweile hatten sie die Mitte des Flusses überquert und näherten sich dem gegenüberliegenden Ufer. Tashil sah sich um und überprüfte das Seil, das vom Heck des Bootes ins Wasser hing. Eine Reihe von Schweinsblasen markierte den Weg zurück zum Nordufer. Dort hielt sich eine Abteilung Hafenarbeiter bereit, das Boot zurückzuziehen, wenn die Magier es ihnen signalisierten.
    Als sie das andere Ufer fast erreicht hatten, hörten Tashil und Sounek auf zu rudern und warfen einen kleinen eisernen Anker über die Seite, der mit einem vernehmlichen Platschen im Wasser versank. Aus dieser Nähe konnte Tashil mehr von dieser grauen, tödlichen Substanz erkennen. Sie reichte bis ans Ufer heran, hing in einem blassen, zerfetzten Vorhang hinunter oder quoll über einen nahe gelegenen Kiesstrand beinah bis an die Wasserlinie. Allerdings zuckte sie sichtlich zurück, wenn Wellen an den Strand schlugen. Während Tashil die Fäule betrachtete, öffnete Dardan die Tasche und zog zwei dicke Handschuhe aus einer Seite.
    »Also, womit fangen wir an?«, meinte Sounek.
    Dardan schniefte, als er den Inhalt des Gestells betrachtete, und lächelte nachdenklich.
    »Es gibt eins, was ich schon immer versuchen wollte, seit die ganze Sache begonnen hat«, erklärte er, hob eine in Feuer getauchte Hand und schleuderte einen einzelnen Blitz auf den nahe gelegenen, vom grauen Pesthauch erstickten Kieselstrand.
    Der brennende Keil schlug in das Grau ein. Beinah augenblicklich explodierte der Bereich um die Einschlagstelle. Merkwürdige Blasen wuchsen aus der Fläche, die aufplatzten und sich windende Tentakel enthüllten, bizarre, miteinander verbundene Gliedmaßen, die mehrere Meter lang waren und von denen einige sofort in Richtung des Bootes und seiner Besatzung zuckten. Sounek winkte heftig mit den Armen zum Nordufer hinüber, und die Hafenarbeiter zogen das Boot sofort zurück. Es bedurfte weiterer nachdrücklicher Signale, damit sie aufhörten, und nachdem der wilde Ausbruch der Substanz abgeebbt war, lichteten Tashil und Sounek den Anker und ruderten zu der Stelle zurück. Zu Tashil Ärger schien Dardan die ganze Episode eher zu amüsieren, denn er lachte immer noch, als er sich einen der schweren Handschuhe überstreifte. »Wenigstens wissen wir jetzt, dass es die Niedere Macht nicht mag«, erklärte Sounek.
    »Mal sehen, wie es das hier verdaut.« Dardan nahm eine der Phiolen heraus und schleuderte sie auf den verseuchten Strand. Während sie zusahen, strömte die bernsteinfarbene Flüssigkeit aus der gläsernen Phiole. Sie wurde sofort vollkommen absorbiert.
    »Was war das?«, fragte Tashil.
    »Korrosions-Elixier.« Dardan runzelte die Stirn.
    Sounek lächelte. »Der Nächste bitte.«
    Dardan arbeitete sich eine Phiole nach der anderen durch den Inhalt seiner Tasche, und jedes Mal war das Ergebnis dasselbe. Bei der sechzehnten Phiole gab Dardan seine vergeblichen Versuche entmutigt

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