03 - Schatten Krieger
dabei. Was ist mit Euch?
Tashil schaute zum Nordufer und schätzte die Entfernung von dem niedrigen Steg bis zum Kai und von dort zum nächstgelegenen Lagerhaus ab.
Wir können es schaffen. Aber es wird ziemlich eng.
Es wäre eine Hilfe, wenn wir wüssten, was diese Pfeile anrichten.
Ich erwarte etwas zwischen schlimm und verheerend.
Sehr gut, ich liebe Überraschungen.
Dardan hatte mitgehört und verdrehte die Augen, während das Boot schaukelte und schwankte, als die Hafenarbeiter das Tau Hand um Hand einholten.
Der Schmerz pochte scharf in Tangaroths Kiefer, kurz nachdem der Kriegsrat begonnen hatte, aber er unterdrückte ihn mit eiserner Disziplin. Er zwang sich zur Konzentration, als der Emporkömmling Graf Jarryc einen Bericht über ihre Verteidigungsstellungen gab. Bezeichnenderweise klang Jarrycs Zusammenfassung so trostlos, als wollte er jeden Optimismus ersticken, indem er ein möglichst unheilvolles Bild beschwor. Shumond antwortete mit einem weit ausgewogeneren Rapport über ihre Erfolge, bevor er sich den Herausforderungen widmete, denen sie sich noch gegenübersahen. Sie waren auf dieser kleinen Anhöhe eingeschlossen und standen mit dem Rücken zum Großen Kanal.
Wenigstens blieb ihm die Anwesenheit dieser Vettel erspart, Jarrycs Weib, und dieses Hinterzimmerillusionisten Nyls Chellour. Allerdings strapazierte der aufgeblasene Baron Klayse seine Geduld bereits genügend, und das zusätzlich zu der Anstrengung, die es ihn kostete, seine Worte durch den Mund seines Vertreters Gessik zu äußern. Kurz nachdem er mit Shumond und dem Rest der Ehernen Garde eingetroffen war, hatte er erwogen, Jarryc und die anderen wegen Hochverrats hinrichten zu lassen. Er hatte davon Abstand genommen, weil er vermutete, dass in diesem Fall die Moral und Entschlossenheit der etwa einhundertfünfzig Soldaten zusammengebrochen wäre. In der Folge der Einkesselung Besh-Daroks durch die graue Fäule hatte sich diese Entscheidung als sehr weise erwiesen. Nachdem die kleine Schar der Verteidiger den ersten Tag und die erste Nacht überlebt hatten, wurden die Angriffe der Mogaun seltener. Es waren außerdem weniger Krieger daran beteiligt. Späher und Vorposten berichteten von Anzeichen wütender Gefechte unter den Mogaun selbst. Das war eine sehr erfreuliche Entwicklung. Seine Freude darüber wurde nur von der Mitteilung gedämpft, dass sie nur noch für zwei Tage Vorräte besaßen. Damit sahen sie sich zwei riskanten Alternativen gegenüber. Sie konnten Vorräte aus Belkiol heranschaffen, entweder durch Diebstahl oder einen Überfall, oder aber einen Ausbruch versuchen, dem eine überstürzte Flucht nach Süden in Richtung Sejeend folgen würde. Als zukünftiger Kaiser fand Tangaroth keine der beiden Möglichkeiten sonderlich ansprechend. Erstere war viel zu gefährlich, Letztere kam wegen der Demütigung nicht infrage, die sie mit sich brachte. »Edle Herren«, ließ er Gessik sagen, »ich verstehe den Ernst unserer Lage und bitte Euch, mir einen Moment Zeit zu gewähren, um allein über diese Sache nachzudenken. Verlasst bitte kurz das Zelt. Ich danke Euch. Shumond, Ihr bleibt.« Jarryc und Klayse stampften finster aus dem Zelt. Nachdem die Zeltklappe wieder zurückgefallen war, winkte Tangaroth Shumond zu sich.
»Stimmen diese Berichte?«, fragte er durch Gessik.
Der Lordkommandeur der Ehernen Garde nickte.
»Ja, Eure Majestät, und die Rationen der Männer sind bereits geviertelt.«
»Wie würdet Ihr weiter vorgehen?«
Shumond dachte einen Moment nach. »Ich würde für den Ausbruch stimmen«, sagte er. »Vielleicht mit einem kleinen Ausfall. Möglicherweise können wir einige Pferde erbeuten.«
Tangaroth nickte und ließ sich auf dem wackligen Stuhl zurücksinken. Erneut peinigten ihn die Schmerzen in seinem Gesicht.
»Ihr habt wahrscheinlich Recht. Ich will jedoch in Ruhe darüber nachdenken …«
»Wie Ihr wünscht, Majestät.« Shumond ging zum Ausgang des Zeltes.
Ihr auch, Gessik,
dachte Tangaroth. Sein Assistent sah ihn überrascht an, widersprach jedoch nicht und folgte dem Lordkommandeur nach draußen.
Sobald er allein war, atmete Tangaroth bebend aus und hob eine zitternde Hand an seinen Kopf. Mit der anderen durchwühlte er seine Roben und zog ein Büschel Trostbeerenblätter heraus, die Gessik am Morgen für ihn gepflückt hatte. Sorgfältig schob er den Verband beiseite, steckte sich eins nach dem anderen in den zerstörten Mund und kaute. Der Schmerz war unerträglich, doch dann begann der Saft
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