03 - Schatten Krieger
länger zuhören muss!«
Culri sah sie missbilligend an. »Dich kenne ich auch …«
»Und mich, alter Mann? Kennst du mich?« Calabos drängte sich nach vorn.
Als er Calabos sah, flackerte Freude auf Culris Gesicht auf, dann Ehrfurcht und eine Spur Angst. Auf eine Geste von Kerna hin ließen die Wachen ihn los. Er stand zögernd auf, ging zu Calabos und musterte ihn. »Was hoffst du in meinem Gesicht zu finden?«, erkundigte Calabos sich gutmütig.
»So lange, so lange Zeit… nur die Abwesenheit der Finsternis«, sagte Culri. »Ich erinnere mich an dein Gesicht, Calabos, ich erinnere mich daran trotz des Ozeans an Jahren, der durch dieses Reich der Dunkelheit gerauscht ist…«
Kerna trat hinzu. »Einverstanden«, sagte sie zu Calabos. »Er kann fürs Erste hier bleiben. Aber sobald du deine Fragen gestellt hast, geht er. Ich will nicht, dass er Dinge belauscht, die ihn nichts angehen.« »Wie du wünschst.« Calabos führte den alten Mann zu der Nische, während die anderen Krieger ihr Interesse verloren und sich wieder in der Kammer verstreuten. Culri schaute die Dämonenbrut einen Augenblick an, sichtlich amüsiert, und wandte sich dann zu Calabos herum, bevor der sich setzen konnte. »Du wirst keinen Erfolg haben«, erklärte er. »Du wirst scheitern und in dem Gefängnis aus Eis enden, wenn du dein Wesen verleugnest!«
Calabos war bestürzt. »Auch, wenn es angesichts der riesigen Horden des Großen Schatten nichts bedeuten mag, aber wir haben Kräfte zu unserer Verfügung und eine Waffe von außerordentlicher Macht. Aber irgendwie müssen wir einen Weg in seine Höfe finden und ihn dort stellen.«
»Was für eine aufwändige Art und Weise, Selbstmord zu begehen«, erwiderte Culri mit unverhohlener Verachtung. »Es sei denn, du akzeptierst die Fundamente deines wahren Wesens.«
Calabos schwieg einen Moment, als ihm bewusst wurde, was der Mann meinte. Es überlief ihn eiskalt. »Dieses ›Wesen‹, wie du sagst, ist für immer ausgerottet«, erklärte er. »Mit eben der Klinge herausgeschnitten, die ich mit hierher gebracht habe, um seine Macht an dem Großen Schatten zu erproben.«
Culri zuckte mit den Schultern. »Die Zeit wird kommen, und dann wirst du wissen, was zu tun ist. Bis es so weit ist, würde mich allerdings brennend interessieren, wie du auch nur bis zu seinen Höfen kommen willst.« Calabos lächelte. »Soweit ich weiß, ist das mindestens einmal zuvor bereits gelungen.«
»Nur einmal. Es war der Höhepunkt des Feldzuges von Omizar«, erwiderte der alte Mann. »Und er hatte einen Schlüssel, mit dem er die Tore der Zitadelle des Generals der Dämmerung öffnen konnte: Die Rüstung eines Schwarzen Ritters.« Er lachte. »Allerdings hatte er außerdem noch eine gewaltige Armee hinter sich …« Er ließ seinen Blick über Kernas Bande gleiten und lachte erneut.
Calabos knirschte mit den Zähnen und unterdrückte seinen Ärger. »Und wie komme ich an die Rüstung eines Schwarzen Ritters?«
»Ganz einfach. Töte einen.«
»Natürlich.«
Culri warf einen Seitenblick auf Kerna, die ihm aus der Mitte der Kammer finstere Blicke zuwarf. »Ich fürchte, meine Zeit hier ist fast abgelaufen«, sagte er. »Suche die Schwarzen Ritter nach Einbruch der Dunkelheit. Sie überbringen den Hohen Offizieren die Befehle des Generals der Dämmerung, und zwischen ihnen und den Nachthütern herrscht Rivalität. Letztere sehen sich selbst als den verlängerten Arm des Großen Schatten …«
»Wo finde ich einen der Schwarzen Ritter?«, wollte Calabos wissen.
»Sie spazieren nicht über die Straßen, so viel ist sicher. Sie sind die Boten der Macht, also verlassen sie die Zitadelle nur für wichtige Aufgaben …«
Zwei Horngeister schlenderten zu ihm und bauten sich hinter ihm auf. Es war eine schweigende Warnung. Culri zuckte mit den Schultern, tat, als achte er nicht auf sie, und ging langsam zum Ausgang der Kammer. Dort blieb er stehen und schaute Calabos von der Seite an.
»Nur der Halbtod lässt dich deine Natur vergessen«, sagte er. »Vergeude diese Gelegenheit nicht.« Mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen sprang er durch die Tür und war verschwunden. Calabos blieb zurück, hin und her gerissen zwischen Enttäuschung und Hoffnung.
Endlich klärte sich der Nebel der Nacht und enthüllte die unglaublich dunkle und dicht gedrängte Stadtlandschaft des Nachtreichs. Es gab keine Lichtquelle, sondern nur dieses seltsame, alles durchdringende, aschfarbene Strahlen, sodass man nur schwer
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