03 - Schatten Krieger
Vereinten Mächte. Bei der ersten Berührung zerbrach die Klinge des Ritters in tausend Stücke. Noch während der Ritter den nutzlosen Knauf zur Seite schleuderte, flammte grüne Macht um seine freie Hand auf, und ein gezackter Blitz entlud sich. Als Calabos und die Dämonenbrut den magischen Angriff konterten, wirbelte ihr Feind herum und floh in einen Korridor.
Calabos, Qothan und Viras verfolgten ihn und trieben ihn schließlich in einer hohen Kammer in die Enge, die mit Bannern und finsteren Trophäen geschmückt war. Qothan und Viras waren gegen die Angriffe des Schwarzen Ritters gewappnet und packten seine Arme. Sie rissen den ersten Arm aus seinem Schultergelenk, doch es sprudelte kein Blut aus der Wunde, sondern schwarzer Dampf entwich. Gleichzeitig erlosch jeder Widerstand ihres Gegners, und die schwarze Gestalt zerfiel im Griff der Dämonenbrut. Seine Rüstung stürzte klappernd zu Boden, unter Wolken desselben schwarzen, bleiernen Dampfes. Qothan schnallte sich die Rüstung auf den Rücken, und gemeinsam mit Calabos kehrten er und Viras wieder zu den Horngeistern zurück. Mittlerweile traf Verstärkung der Dolchhunde ein. Angeführt von Kerna und Nilka zogen sich die Homgeister aus der Roten Mark über die geplanten Fluchtwege zurück. Sie liefen durch ein verschlungenes Labyrinth aus Gassen, das von einem eisigen Nachtnebel beherrscht wurde. Der verabredete Treffpunkt war das oberste Stockwerk eines verlassenen Milizhauses neben einem zerstörten Hexenmähren-Tempel. Als Calabos und die Dämonenbrut dort eintrafen, wartete bereits jemand auf sie. Der alte Culri. »Du hast also die Rüstung erbeutet«, sagte er. »Hat der Schwarze Ritter dir einen guten Kampf geliefert?« »Das Wesen hat sich aufgelöst«, erwiderte Calabos. »Es ist einfach in schwarzem Rauch aufgegangen. Was sind sie?«
»Angeblich sind es magische Abbilder eines Mannes, eines Feindes des Großen Schatten aus den frühesten Zeiten des Nachtreichs.« Der alte Mann zupfte an einem zerlumpten braunen Umhang, den er über den Schultern trug, und sah Calabos an. »Aber hör zu: Es gibt Nachrichten aus dem Nachtreich, Neuigkeiten, die du ganz bestimmt faszinierend finden wirst.«
Calabos schaute Qothan an, der die Rüstung abgelegt hatte und die Stücke anders zusammenlegte, damit er sie bequemer tragen konnte. Qothan lächelte kühl und zuckte unmerklich mit den Schultern.
»Und was sind das für Neuigkeiten?«, erkundigte sich Calabos. »Sag mir nicht, dass die Straßenräuberei zugenommen hat.«
Culri lachte finster.
»Einer der Trutztürme der Nachthüter, der Orlag, ist an den neuen Befehlshaber der Eisenfäuste gefallen, einer Miliz aus dem Osten. Dieser Mann war noch wenige Tage zuvor Anführer einer armseligen Bande von Schlägern und hat sich zum Befehlshaber emporgeschwungen. Und jetzt fordert er bereits die Herrscher des Nachtreiches heraus. Willst du seinen Namen wissen?«
Die Worte des alten Mannes erfüllten Calabos mit einer bösen Vorahnung, aber er nickte nur. »Sag ihn mir.« »Er nennt sich Byrnak«, meinte Culri. »Byrnak, der Beschützer.«
Calabos war starr vor Staunen, während die Worte langsam in seinen Verstand sickerten. Sein Körper fühlte sich hohl an wie eine Glocke, die vom Schicksal geschlagen wurde.
20
Fratzen der Nacht tanzen mit Gespinsten des Tages,
Geister aus Eis tanzen mit Seelen aus Feuer,
Seh werter des Hasses tanzen
Mit Blumen der Liebe,
Nur die Weber des Schicksals tanzen allein.
GESANG DER MOGAUN-SEHER
Rauch aus den brennenden Gebäuden am Hafen waberte durch die Straßen des nördlichen Sejeend. Der graue Nebel wurde immer dunkler, je weiter sich der Nachmittag dem Abend zuneigte. In einem Fenster im dritten Stock eines Gebäudes, das am Yarram-Platz lag, sog Tashil die rauchige Luft ein und schaute nach Süden. An einigen nicht einsehbaren Stellen in der Nähe der befestigten Garnison der Schleuse von Hubranda stiegen Rauchsäulen in die Luft. Dort leisteten der Majordomo Roldur, Dardan, Inryk sowie eine Hand voll Adliger und etwa fünfhundert Soldaten erbitterten Widerstand gegen die immer zahlreicher werdenden Truppen der Schwarzen Horde. Je näher der Abend rückte, desto höher stiegen die Chancen für die Eindringlinge auf einen erfolgreichen Angriff gegen die Garnison.
Irgendwo auf dem Platz schrie eine Frau schmerzerfüllt auf und kreischte immer wieder den Namen ihres Sohnes. Tashil hörte ihre Schreie mit grimmiger Trauer. Obwohl man vor dem Angriff der Schwarzen
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