03 - Schatten Krieger
hatte, faszinierte und beunruhigte ihn gleichermaßen.
Die Gelegenheit zu diesem Gespräch bot sich eine Stunde später, als die Gruppe von ihrer Suche nach Essen zurückkehrte und Kerna ihn dem Meister der Horngeister vorstellte, einem schlaksigen, kahlköpfigen Mann namens Guldarem. Der warf einen kurzen Blick auf Calabos' verletzte Hand und nickte.
»Rohe Gewalt«, meinte er zu Kerna. »Typisch für Urkus' Jungs. Es überrascht mich nur, dass er noch alle Finger hat. Sie müssen es ziemlich eilig gehabt haben, als sie ihn verschleppten!«
Er begann mit seiner Arbeit, schnitt zunächst die schmutzigen Bandagen weg und wusch die Wunde aus. Kerna warf Calabos einen fragenden Blick zu.
»Ich habe deinen geflügelten Freunden keine befriedigende Erklärung entlocken können, woher ihr eigentlich gekommen seid«, meinte sie. »Willst du es vielleicht versuchen?«
Calabos wusste bereits, was Qothan ihr erzählt hatte, und beschloss, die Geschichte so einfach und unkompliziert wie möglich zu halten. »Es gibt noch andere Länder außerhalb des Nachtreiches«, begann er und zuckte zusammen, als Guldarem einen gebrochenen Finger berührte. »Unser Land zum Beispiel ist ganz anderes als deines und wird gerade von den Streitkräften des Großen Schatten angegriffen. Aber wir werden uns seiner Gier nicht ergeben. Deshalb müssen wir in die Zitadelle des Zwielichts gelangen.«
Kerna sah ihn einen Moment erstaunt an, dann platzte sie vor Lachen heraus.
»Ich kenne einen sehr einfachen Weg hinein«, meinte sie. »Geh zum Tor der Zitadelle und verkünde laut, dass der General der Dämmerung der Bastard eines Bestattungsjünglings und eines Rankenwurms ist! Ich bin sicher, dass die Schwarzen Ritter dich nur allzu gerne hereinbitten werden!«
Ihre Männer lachten grölend. Calabos nickte und lächelte ebenfalls.
»Ernsthaft«, meinte er, nachdem das Gelächter abgeklungen war. »Wenn man in die Festung gelangen wollte, wie müsste man das anstellen?«
Ihr Lächeln erlosch, und sie sah ihn scharf an. »Ich würde es nicht tun. Es käme einer Einladung zu einer endlosen Folter in den eisernen Zellen des Generals der Dämmerung gleich. Ich habe eine Legende gehört, die von einer angeblichen Rebellion gegen den Großen Schatten erzählt. Dabei haben sich Legionen der Schwarzen Horde mit den Rebellen verbündet. Sie sind bis zu den äußeren Traumhöfen gekommen. Weitere Einzelheiten kenne ich nicht…« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe einige Male den Halbtod erlitten. Danach fällt es einem schwer, sich an etwas zu erinnern.«
»Der alte Culri könnte es wissen.« Guldarem schaute von Calabos' Hand hoch, in der die Schmerzen langsam abflauten. »Er behauptet immer, dass er auch nach dem Halbtod seine Erinnerungen behalten hat.« »Das klingt vielversprechend«, erwiderte Calabos. »Ich würde ihn gern kennen lernen.«
Kerna lächelte skeptisch. »Später, wenn die Nacht vorüber ist.«
Sie wandte sich ab und sprach mit ihren Männern. Guldarem richtete sich auf und verkündete, dass die Finger geheilt und die Knochen wieder zusammengewachsen seien.
»Du solltest die Hand trotzdem ein paar Tage nicht zu sehr belasten«, sagte er. »Und trage einen Handschuh. Die Haut wird eine Weile sehr empfindlich sein.«
Calabos nickte und bedankte sich. Seine Stirn war schweiß-nass. Die Hand fühlte sich kühl und taub an, aber er konnte seine Finger bewegen, und die Schnitte waren verheilt.
»Darf ich dich etwas fragen?«, erkundigte sich Guldarem.
»Bitte, gern«, antwortete Calabos.
»Irgendwie überlege ich, ob du einst ein Meister des Brunn-Quell gewesen bist«, meinte er nervös. »Jedes Mal, wenn ich ihren Fluss angezapft habe, ist er, wenn auch nur ganz leicht, zu dir gewirbelt. Vergib mir, wenn meine Frage aufdringlich sein sollte …«
»Das ist sie nicht«, antwortete Calabos. »Meine Antwort lautet ja. Allerdings weiß ich nicht, ob dies in meinem Land dasselbe bedeutet wie hier. Sag mir, hast du jemals etwas von der Niederen Macht gehört?« Guldarem schüttelte den Kopf. »Vielleicht weiß Culri etwas darüber.«
Er entschuldigte sich und kümmerte sich um die Wunden einiger anderer Männer. Calabos betrachtete ihn einen Moment lang und kehrte dann zu der Nische zurück, in der die Dämonenbrut ruhte. Qothan schaute hoch. »Wie geht es Euren Wunden, Freund Calabos?«
Er hielt die Hand hoch und bewegte die Finger.
»Sie sind oberflächlich geheilt, aber sie müssen erst noch vollkommen genesen.« Er
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