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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Chor aus gequältem Gebrüll anschwollen. Einer der Gardisten der Ehernen Garde aus Tangaroths Eskorte starrte entsetzt auf die sich zersetzenden Leichen, bevor er sich umdrehte und sich hörbar übergab.
    »Soldaten und Gardisten!«, sagte Jarryc mit vernehmlicher Stimme. »Hier seht ihr, wie eure Loyalität und euer Vertrauen missbraucht wurden. Wollt ihr für solche Kreaturen«, er deutete auf den reglosen Leichnam Tangaroths, »kämpfen, oder wollt ihr eure Schwerter den unseren hinzufügen, um eine große Pflicht zu erfüllen? Wir müssen die Gefangenen befreien, die im Tempel festgehalten werden, und damit ein grauenvolles Ritual verhindern.«
    Kaum jemand zögerte. Die Soldaten auf beiden Seiten schoben ihre Schwerter in die Scheiden, umklammerten ihre Unterarme im Kriegergruß und grinsten sich an, obwohl sie sich kurz zuvor noch über die Schneiden ihrer Schwerter hinweg herausfordernd angeblickt hatten. In diesem Moment näherte sich ein Kundschafter mit der Nachricht, dass sich zwei Dutzend Krieger von der Stadt aus im Laufschritt näherten. Ayoni drehte sich zu Tashil um, aber die zog bereits eine Röhre mit Knochenmehl aus dem langen Segeltuchbeutel. »Ich glaube, ich weiß, wie wir mit diesem Ungeziefer fertig werden«, sagte sie.
    Sie ließ eine Wolke des Staubes in einen Spalt zwischen den beiden nächstgelegenen Gebäuden rieseln, als die feindlichen Schwertkämpfer gerade hindurchstürmten. Anschließend führte Jarryc seine Männer an den sich windenden Körpern vorbei in die Straßen von Belkiol. Ayoni und Tashil blieben neben ihm und staunten ebenso wie er, dass sich keine weiteren feindlichen Soldaten zeigten. Einige Lampen flackerten hier und da, doch der hellste Schein drang aus den Portalen des Tempels. Das Gebäude hatte schräg abfallende Seiten und große Fenster, die innen und außen mit schweren, roten Fahnen verhängt waren. Im Inneren des Gebäudes leistete nur eine Hand voll von Schwarzen Soldaten schwachen Widerstand. Sie warfen sich der überlegenen Streitmacht der Befreier entgegen und fielen rasch dem Knochenmehl zum Opfer.
    Auf dem komplizierten Muster des Tempelbodens saßen mehrere Gruppen der gefesselten Mogaun-Gefangenen und flehten, dass man sie befreien möge. Ayoni und Chellour machten sich daran, ihre Bande zu lösen, gefolgt von Tashil und den anderen. Kurz darauf hörten sie, wie Tashil aufschrie, und sahen, wie sie weinend die Stammesfrauen einer Gefangenengruppe eine nach der anderen umarmte. Danach drehte sie sich zu einem älteren Mann herum, der durch die Menge schritt. Von seinem Hals und seinen Handgelenken hingen noch Stricke herunter. Tashil schlug die Hand vor den Mund, bevor sie sich in seine Arme stürzte. Ayoni traten vor Rührung die Tränen in die Augen, und sie freute sich, dass ihre Freundin wieder mit ihrer Familie vereint war. Dann stürmte ein Soldat herein, der vor dem Tempel Wache gehalten hatte. Er meldete Jarryc, dass einige Mogaun draußen warteten. Sie hätten eine Parlamentärsflagge dabei und wollten mit ihm sprechen. Ayoni schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich immer mehr wie ein Blatt im Wind vorbeirauschender Ereignisse. Als sie das Chellour sagte, lachte der leise.
    »Ich frage mich«, erwiderte er, »was die nächste Bö wohl mit sich bringt.«
    »Wahrscheinlich nichts Gutes.«
    Sie verstummte, als Baron Klayse durch die Menschenmenge auf sie zueilte. Seine Miene war ernst. »Gräfin«, begann er, »ich will Euren Gatten nicht stören, weil er gerade mit den Mogaun aus Belkiol verhandelt. Aber Euch muss ich es sagen …«
    »Was müsst Ihr mir sagen, Baron?«
    »Auf dem Tempeldach befindet sich eine merkwürdige Einfriedung«, meinte er. »Darunter stehen verschiedene primitive Fernrohre auf Dreifüßen….«
    »Was habt Ihr gesehen?«, fragte Ayoni, Böses ahnend.
    »Eine Flottille aus kleinen Booten, die über den Großen Kanal hierher übersetzt«, sagte er. »Freunde?«, erkundigte sich Chellour.
    Klayse schüttelte den Kopf. »Ich konnte sehen, dass sich auf allen Decks Soldaten der Schwarzen Horde drängen.« Er sah sie beide an. »Wir haben etwa noch eine Stunde, bevor sie hier eintreffen. Ich bezweifle, dass Tashil genug Pulver für sie alle hat.«
    Aus dem Dachbodenfenster einer Herberge innerhalb von Speerwurfweite der Zitadelle des Zwielichts konnte Calabos sehen, wie Byrnaks Armee unaufhaltsam die letzten Meilen zu ihrem gemeinsamen Ziel vorrückte. Der Nachtnebel hatte sich gehoben und enthüllte ein breites Band aus hellen

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