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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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dem Gefolge des Herzogs und den anderen Adligen bildeten. Der Herzog selbst trug eine schwarze und graue Uniform mit einer goldenen Seidenmaske, die seinen Mund freiließ. Seine Lippen waren unverkennbar grimmig verzogen.
    »Der Herzog wirkt ein wenig düster«, erwiderte sie beiläufig. »Und dennoch wollt Ihr nicht, dass ich zu ihm gehe und ihm einen guten Tag wünsche. Warum?«
    »Wegen schwerwiegender Staatsangelegenheiten, Mylady.«
    »Ihr meint, der arme Herzog hat sich irgendwie die Feindschaft seiner Königlichen Hoheit zugezogen. Steht er unter Arrest? Soll hier vielleicht ein Exempel statuiert werden?«
    Die Gesichtszüge des Erzmagiers wurden von seiner Maske verborgen, aber Ayoni spürte dennoch seine kalte Verachtung.
    »Angesichts Eurer Familiengeschichte und Eurer Erziehung, Gräfin«, erwiderte er, »ist es enttäuschend, dass Ihr nicht mehr Anstand und Loyalität an den Tag …«
    »Ich habe Eure Spielchen satt, Erzmagier,« sagte sie ruhig. »Ich werde mit Herzog Byrceyn sprechen …« Doch Tangaroth versperrte ihr den Weg. »Ich rate Euch dringend davon ab, Gräfin. Ich bin durchaus in der Lage, Euch in Schlaf zu versetzen und es wie eine Ohnmacht aussehen zu lassen.«
    Ayoni trat ärgerlich zur Seite. »Tut, was Ihr für angebracht haltet, Herr! Ich werde es genauso halten.« Der Erzmagier baute sich drohend vor ihr auf und wollte etwas sagen, als plötzlich ein Mann mit einer geschmacklosen Feuervogelmaske trunken lachte und, über seine Schulter nach hinten blickend, gegen ihn stieß. Der Inhalt eines großen Weinpokals ergoss sich über Tangaroths Gewand und durchnässte auch seine Hose. Einige überraschte Schreie wurden laut, von denen der des Erzmagiers mit Abstand am lautesten war. »Oh, werter Herr!«, stammelte der schwankende Trunkenbold. »Es tut mir so schrecklich, schrecklich Leid …« Tangaroth war beinahe außer sich vor Wut.
    »Haltet Euch von mir fern, Ihr verblödeter Vollidiot! Ihr habt meinen Mantel ruiniert!«, schrie er, als der Mann in der Feuervogelmaske versuchte, mit seinen weiten Manschetten die Weinflecken von den Gewändern des Erzmagiers zu tupfen. Einen Moment begegnete sein Blick dabei dem von Ayoni, und er … zwinkerte ihr zu. Sie ging rasch um Tangaroth herum und mischte sich wieder in die Menge. Doch noch bevor sie sich Byrceyns Gefolge nähern konnte, schmetterten Fanfaren, und eine Kolonne von Wachen mit Hellebarden formte eine Gasse in der Halle mitten durch die Versammelten. Gleichzeitig hinderten sie Ayoni daran, sich dem Herzog und seiner Frau zu nähern.
    Das Fanfarensignal erklang erneut, etwas leiser diesmal, als Ilgarion und sein Gefolge die Große Halle betraten. Zwei Diener in blauen Roben mit langen Schleppen gingen voran und trugen einen kleinen Korb, der mit einem weißen Schleier bedeckt war. Ihnen folgten Ilgarion und seine Gemahlin Lady Gesaul, die sich an den Händen hielten. Ilgarion hatte die stämmige Statur seines Vaters und dessen schwarzes Haar geerbt, das bereits von reichlich Silber durchzogen war. Während Magramon jedoch eine gewisse Wärme und Umgänglichkeit ausgestrahlt hatte, streifte Ilgarion den versammelten Adel mit einem Blick aus blassblauen Augen, der tiefsten Argwohn verriet.
    Hinter ihm schritt eine verschleierte Priesterin des Erden-Mutter Tempels, deren weiße Roben mit Purpur verbrämt waren, was ihren hohen Rang anzeigte. Vermutlich war es die Äbtissin selbst. Ihr folgte Shumond, der Lordkommandeur der Ehernen Garde, flankiert von vier seiner höchsten Offiziere. Sie alle trugen goldene Helme ohne Visier, die mit Drachenemblemen verziert waren, und dunkelblaue, mit Wolfspelz besetzte Umhänge. Am Ende folgten Diener, die eine Vielzahl von Bündeln unter ihren Armen oder über den Schultern trugen. Als sie sich am Rand des Podestes aufbauten, stieg Ilgarion in Begleitung des Lordkommandeurs und des Hohen Minister Mendalse die Stufen des Podestes hinauf, blieb jedoch auf halber Höhe stehen und drehte sich zu den neugierigen Adligen herum.
    Während der Prozession hatte Ayoni sich nach vorn gedrängt, wo sie Ilgarion und sein Gefolge besser sehen konnte. Zu ihrer Überraschung war es Mendalse, der die Hände hob und Schweigen gebot. »Seht!«, sagte er, »die Ehrwürdigen Hüter!«
    Eine Welle des Staunens und der Verblüffung lief durch die Adligen und löste in ihrem Gefolge Flüstern, Kopfschütteln und staunende Blicke aus. Ayoni war erschüttert, als sie begriff, dass Ilgarion das Konklave der Stabträger

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