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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Edelleute vielleicht eher wie ein Rudel juwelenbehangener Wölfe.
    Gräfin Ayoni, die neben ihrem Ehemann mitten in der Menge stand, fand es durchaus aufregend, dass man nicht ganz sicher sein konnte, mit wem man gerade sprach. In den ersten Jahren seiner Regentschaft war Kaiser Magramon oft unerkannt durch ähnliche Versammlungen geschlichen, versteckt hinter einer unauffälligen Maske, die seine Kostümschneider angefertigt hatten. Der gesetzte Ilgarion dagegen würde allen Berichten zufolge kaum etwas tun, das möglicherweise seine Würde gefährden könnte.
    Was jedoch Ayonis Vergnügen nicht minderte, zu erraten, wer sich hinter welcher Maske verbarg, während sie gleichzeitig versuchte, alle Höflinge im Auge zu behalten, die ihres Wissens nach Ilgarion nahe standen.
    Der Hochadel versteckte sein Gesicht hinter vollständigen Masken, während ihre Diener Halbmasken trugen, die je nach dem Geschmack ihrer Herren einfach oder detailliert waren. Einige Masken waren den Wappentieren der Adelshäuser nachgebildet, wie die Moorkatze des Fürsten von Rovali, oder die Sturmkrähe der Barone von Ashryn. Andere waren eindeutig nach der Willkür ihrer Träger entworfen worden, was zu einer bunten Parade des gesamten Tierreichs führte - ein Bulle, der sich lauschend einem Salamander zuwandte, die Maus, die mit dem Schakal über einen Witz lachte, während ein Kater versuchte, eine Krabbe zu verführen. Ayonis Maske zeigte eine Füchsin, die aus dem Wappen ihrer eigenen Familie entlehnt war, während auf der ihres Mannes Jarryc der Bär der Grafen von Harcas prangte. Im Moment war ihr Gemahl gerade in einem leisen Gespräch mit zwei seiner engsten Freunde und Verbündeten vertieft, Baron Klayse von Rukang, der als Bache kostümiert war, und Markgraf Tergalis, dessen Maske einen Jagdhund darstellte.
    »Habt Ihr dor-Fandresk bemerkt?«, murmelte Klayse.
    »Der dort drüben mit dor-Gaemos vor dem Gobelin steht?«, fragte Tergalis. »Machen sie sich vielleicht schon bereit, Ilgarion zum König auszurufen?«
    Graf Jarryc lachte leise unter seiner Maske.
    »Es ist zwar meist angeraten, hier dunkle Motive zu unterstellen, meine Herren, aber üblicherweise helfen vor allem Tatsachen bei einer Einschätzung.« Er drehte sich zu Ayoni um. »Vielleicht weiß meine Gattin ja mehr als wir?«
    Ayoni erwiderte seinen Blick lächelnd. »Mein Lord Gemahl ehrt mich«, erwiderte sie. »Ich weiß nur, dass Lord Fandresks Kusin zweiten Grades um die Hand von Lord dor-Gaemos' Großnichte angehalten hat. Ebenso könnten sie jedoch das Schreiben besprechen, das sie und alle anderen Anhänger von Magramon heute Morgen von Ilgarions Kammerherrn erhalten haben …«
    Der Baron und der Markgraf starrten sie einen Moment erstaunt an, während der Graf leise lachte. »Meine Herren«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Bevor sie gnädigerweise erwog, meine Gemahlin zu werden, diente die Gräfin mehrere Jahre als Kammerzofe von Königin Darlia. Viele der ehemaligen Zofen haben zwar mittlerweile in den Hochadel eingeheiratet, ihre in jener Zeit geknüpften Freundschaften jedoch weiterhin gepflegt.«
    »Faszinierend«, meinte der Markgraf. »Wisst Ihr zufällig auch, Mylady, was in diesem Schreiben stand?« »Leider nicht, Mylord«, erwiderte sie. »Die Boten Ilgarions haben sie den jeweiligen Adligen persönlich zugestellt.«
    »Wie ich Ilgarion kenne«, meinte Baron Klayse, »kann es sich nur um eine Bestechung oder eine Drohung handeln.«
    Der Markgraf erging sich gerade in einer leisen Ausführung darüber, dass Bestechungen höchste Diskretion benötigten, als das Gemurmel um sie herum verstummte und alle zum Haupteingang blickten, wo drei Gestalten aufgetaucht waren. Zwei waren Hellebardenträger in Kettenhemden und roten Umhängen. Sie flankierten einen großen Mann, der einen langen schwarzen Mantel trug, dessen breiter Kragen mit Silber geschmückt war. Ayoni erkannte in ihm Herzog Mendalse, den Hohen Minister der Nacht und Herrn des Nachtfrieds. Es war allerdings merkwürdig, dass von Herzog Byrceyn nichts zu sehen war, dem Herrn des Tagfrieds.
    Der Herzog musterte unbeteiligt die Menge und räusperte sich vernehmlich.
    »Mylords und Myladies, ich muss die Anwesenden darüber in Kenntnis setzen, dass die Audienz seiner Königlichen Hoheit in der Großen Halle stattfinden wird. Wenn man mir bitte folgen würde. Es bedarf dazu eines, allerdings recht kurzen, Marsches über den Sonnenkorridor.«
    Mit diesen Worten drehte sich der Hohe Minister der

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