03 - Schatten Krieger
Klippen und den Baum hinwegblicken. Wenn es wichtig ist, erfahren wir es noch früh genug,
meinte Sounek.
Richtig … Eins nach dem anderen.
Die Gedankenverbindung brach ab, und Sounek lag wieder in der Dunkelheit der Halle und betrachtete die tanzenden Schatten des Kaminfeuers. Nachdem er eine Weile dagelegen und gelauscht hatte, glaubte er ein schwaches Rauschen von draußen zu hören, als würde ein starker Wind um das Gebäude wehen. Als das Geräusch lauter wurde, erkannte er, dass es von der Straße vor dem Lagerhaus kam. Er stützte sich auf die Ellbogen und sah, dass auch andere aufgewacht waren. In dem Moment meldete sich Inryks Stimme in seinem Kopf.
Das sieht nicht gut aus, Sounek.
Was gibt es denn?
Auf der Straße nähert sich eine große, aufgebrachte Menschenmenge. Sie haben Fackeln, Steine und Speere dabei. Irgendwie scheinen sie auf jemanden zu warten …
Sounek hörte Schritte und blickte sich um. Der besorgte Lemker weckte rasch die Schlafenden in seiner Nähe, während die Übrigen von den anderen Manualern wachgerüttelt wurden.
»Es sind nur Betrunkene auf der Straße«, beruhigte Lemker sie. »Aber um eurer Sicherheit willen solltet ihr in die Ruheräume nach oben gehen …«
Ah, sie haben auf einen Rammbock gewartet…
Momente später hämmerte etwas gegen die Flügeltüren. Der mächtige Knall hallte durch die ganze Diele. Die Menschen jammerten verängstigt, und der Weg zu der Treppe verwandelte sich in ein panisches Gedränge. Der zweite Stoß war noch lauter als der erste, und gleichzeitig knackte etwas vernehmlich. Sounek hatte sich aus dem Gewühl befreit und taumelte gegen die blanke Steinwand neben dem Kamin, als der dritte Stoß die hölzernen Sperrbalken zerbrach und die großen Doppeltüren nach innen aufflogen. Mit lautem Gebrüll drang der Mob ein.
Sie haben gerade die Türen aufgebrochen,
erklärte Inryk überflüssigerweise.
Wo steckt Ihr?
Ich bin mittendrin,
erwiderte Sounek, der sich jetzt wünschte, er hätte sich von der flüchtenden Menge mitreißen lassen. In der Mitte der Diele versuchte eine Hand voll Wächter und Mönche mit Kampfstäben die Meute aufzuhalten, doch sie wurden in wenigen Augenblicken überwältigt. Sounek rannte zu der Treppe an der rechten Wand, die plötzlich nach oben schwang. Sie wurde von dicken Tauen angehoben, die an den Streben der untersten Stufe befestigt waren. Er sprang hoch, erwischte den Rand und wuchtete sich hinauf. Als ihn helfende Hände auf den Treppenabsatz zogen, hörte er die Angreifer wütend miteinander streiten, während immer wieder das gebrüllte Wort »Mörder!«, zu hören war.
Wo seid Ihr, Sounek? Verdammt, antwortet…!
Sounek keuchte vor Anstrengung und folgte den verängstigten Schutzsuchenden zu einer Treppe, die höher in das Refugium hinaufführte, während er sich bemühte, Inryk einen zusammenhängenden Gedanken zu senden.
Im Moment… bin ich außer Gefahr.
Gut. Ich warte im dritten Stock. Sucht Euch einen Weg hier hoch, dann können wir verschwinden. Einverstanden.
Am Ende der Treppe stritten zahlreiche verängstigte Menschen mit einigen Mönchen, die versuchten, sie durch einen schmalen Gang zu treiben. Sounek wollte sich an ihnen vorbeizwängen, während sie langsam in eine Kammer auf einer Seite des Ganges strömten. Auf der anderen Seite war der Gang von einer hölzernen Balustrade durchbrochen, durch die man in die Diele sehen konnte. Sounek warf einen Blick hinunter. Der Mob fing an, die Stützpfeiler hinaufzuklettern, um in das nächste Stockwerk zu gelangen. Außerdem ertönte ein beunruhigendes, regelmäßiges Klopfen direkt unter seinen Füßen.
Andere Flüchtlinge eilten vom entgegengesetzten Ende des Ganges heran, wo eine weitere Treppe hinaufführte. Als Sounek sie erreichte, hörte er ein splitterndes Krachen hinter sich. Er fuhr herum und sah die schwarzen Eisenkrallen eines Enterhakens, die sich in die Balustrade gegraben hatten. Es knallte erneut, als der zweite Haken durch die nächste Öffnung flog und kratzend zurückgezogen wurde, bis seine Haken Halt fanden. Zuerst glaubte Sounek, dass der Pöbel zu den Mönchen hinaufklettern wollte, doch dann hörte er ein tiefes, hölzernes Ächzen und fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen erbebte.
Im Namen der Mutter!, dachte er. Sie wollen das ganz Stockwerk einreißen!
Er hastete zur nächsten Treppe und war sie bis zur Hälfte hinaufgelaufen, als unter ihm etwas mit einem langen, dumpfen Stöhnen nachgab. Balken bogen sich und
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