Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
erkundigte sich Bardow.
    »Wir wissen, dass bestimmte Angehörige des Adels wie auch hohe Offiziere des Militärs darin verwickelt sind«, erklärte Ayoni. »Aber wir wissen so gut wie nichts über ihre Motive oder ihre Ziele. Deshalb ist es schwierig, einen Sinn in ihren Handlungen zu erkennen …«
    »Zufällig«, mischte sich Gilly ein, »befindet sich eine Tür dahinten im Korridor. Von dort können wir zusehen, ohne unsere Anwesenheit zu verraten.«
    Rasch schwebten sie durch den Korridor und bogen um die Kurve, während der Erzmagier Gilly formell Ayoni und Chellour vorstellte.
    »Ich vermisse Sejeend sehr«, meinte Gilly. »Obwohl sie jetzt zu einer solch überbevölkerten Stadt geworden ist.«
    »Warum seid Ihr dann hier und nicht dort?«, wollte Chellour wissen.
    Gilly Cordale lächelte freudlos. »Schlimmer als die Existenz als körperloser Geist ist es, sich als Gespenst an einem Ort aufzuhalten, der einmal dein Heim gewesen ist.«
    Als sie den Durchgang erreichten, versammelten sie sich auf der Schwelle, um die Geschehnisse zu beobachten. Der Anführer, Lymbor cul-Mayr, saß immer noch in der Mitte seiner Herde Nacht-Geschöpfe und nahm jetzt aus einem Korb einige kleine, goldene Embleme, die er vor sich auf den Boden legte. Es waren insgesamt zehn. Ayoni sah, dass sie alle von einer merkwürdigen aschgrauen Aura eingehüllt waren. Cul-Mayr grinste unfreundlich, als er das Letzte auf den Boden legte und seine Nacht-Geschöpfe betrachtete. »Brüder«, sagte er. »Die gesegneten Embleme.«
    Die Männer steckten ihre Hände in die Taschen oder in ihre Roben und holten zehn identische Anhänger heraus. Sie bestanden aus einem abgeflachten, mit Glyphen überzogenen Kupferring, den ein grünlicher Stein in der Mitte zierte. Als die Nacht-Geschöpfe sich die Amulette umhängten, bemerkte Ayoni, dass auch auf ihnen diese graue Aura flackerte. Einige Männer lachten nervös, sahen sich verstohlen an, leckten sich die Lippen oder fuhren rastlos mit den Händen umher. Cul-Mayr nickte zufrieden.
    »Jetzt die Anrufungen.«
    Die zehn Männer stimmten einen dunklen Gesang in uraltem Hoch-Mantinorisch an. Es waren schwer verständliche Silben, denen Ayoni nur entnehmen konnte, dass es sich bei dem Gesang um Anrufungen für eine Wesenheit handelte, die der
Große Schatten
genannt wurde. Darin flehten sie um seine Fürsprache. Während die Nacht-Geschöpfe ihren Gesang wiederholten, deklamierte cul-Mayr auf Yularisch. »Hört Euren Diener, Großer Schatten der Äonen, die Feinde der Heiligen Nacht sind schwach und zerstreut, und unsere Länder liegen brach. Sie erwarten Euren Pflug, Euren Samen, Eure Sense. Städte und Ortschaften werden vor Euch ihre Mauern senken, und Eure ewige Welt wird über Leben und Tod herrschen. Öffnet die Quelle Eures Willens und Eurer Weisheit, so flehen wir, auf dass wir vollendet werden und unseren Zweck erfüllen. Öffnet die Zisterne Eurer Kraft, auf dass diese Eure armseligen Diener sich selbst als wahrhaft würdige Gefäße Eurer unerbittlichen Macht opfern …« Cul-Mayr fuhr noch eine Weile in dieser Weise fort, bevor er verstummte. Nach einer kurzen Pause begann er jedoch aufs Neue. Diesmal rezitierte er eine Reihe von unterwürfigen Eiden und Gelöbnissen, Versprechungen, die Feinde des Großen Schatten zu verfolgen und sie bis auf den letzten Mann auszumerzen. Als er ein zweites Mal innehielt, drehte sich Bardow zu Atroc herum. »Erkennt Ihr davon etwas wieder?«
    Der alte Mogaun knurrte. »Bevor die Stämme in dieses Land kamen, wanderten die Akolythen des Zwielichts häufig unter uns umher. Sie versuchten, uns ihre Gebete zu lehren. Viele Schamanen ließen sich bekehren, aber die Seher blieben skeptisch. Sie versuchten schon immer, Fallen für den Verstand zu vermeiden. Die Litanei, die er«, - er deutete auf Cul-Mayr, -»da herunterleiert, ist nur ein schwacher Nachhall dieser uralten Anbetungen.« »Also dient dieses Ritual dazu, den Herrn des Zwielichts anzurufen?«, erkundigte sich Bardow. Atroc schüttelte den Kopf. »Ein solches Ritual braucht mehr als nur Worte. Es verlangt den Einsatz aller Gedanken, des ganzen Glaubens, aller Liebe und allen Hasses. Nein. Aber betrachtet die Amulette, die sie tragen und die er auf dem Boden verteilt hat. Es kommt etwas Dunkleres auf uns zu.«
    Bardow sah Ayoni und Chellour an. »In den dreihundert Jahren sind wir Zeugen zahlloser Eiferer und selbst ernannter Propheten an diesem Ort geworden. Es kann sein, dass etwas erscheint, oder auch

Weitere Kostenlose Bücher