03 - Sinnliche Versuchung
Moment lang überrascht an, kam zitternd auf die Beine und wäre in
ihrer Eile beinahe gestolpert. Sie stürzte zur Tür. Stieß den Schlüssel ins
Schloss; er fiel zu Boden. Mit einem Aufschrei bückte sie sich, um ihn
aufzuheben. Als sie sich mit dem Schlüssel in der Hand aufrichtete, blickte sie
zurück, in sein Gesicht.
Ohne es zu ahnen,
war dies der Augenblick, der ihr Leben für immer veränderte.
Dane zitterte. Mit
dem Ausdruck schieren Unglaubens starrte er sie an. Julianna blieb regungslos
stehen, gelähmt von dem, was sie erblickte. Etwas Nacktes, Hilfloses,
Bittendes.
Sie wusste nicht
mehr genau, was sie vorgehabt hatte. Ihre Gedanken waren ein wildes
Durcheinander. Sie hatte die Augen geschlossen ... sie erinnerte sich nicht
bewusst daran, dass sie abgedrückt hatte. Als Nächstes erinnerte sie sich an
eine furchtbare Explosion und dass ihr die Ohren dröhnten.
Julianna hatte sich
immer für eine zartbesaitete Seele gehalten ... und ausgerechnet sie hatte
soeben auf einen Menschen geschossen.
Ein unerträgliches
Gefühl der Scham ergriff sie. Was hatte sie getan? Sie erschrak. Ihr Tun
erfüllte sie mit Entsetzen. Sie hatte ihn doch nur erschrecken wollen ... was
für eine Dummheit! Als ob sich ein Straßenräuber vor ihr fürchten würde!
Wenigstens war er
nicht tot. Noch nicht. Sie eilte zu ihm.
Er blickte zu ihr
auf. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er sich aufzurichten. »Gehen Sie«,
presste er hervor. »Verdammt noch mal, so gehen Sie doch!«
Aber sie konnte
nicht. Sie wusste, dass sie ihn nicht im Stich lassen konnte.
Die Anstrengung
schien ihm seine letzte Kraft gekostet zu haben. Er fiel vornüber auf den
Boden.
Julianna kniete
neben ihm und rüttelte ihn an der gesunden Schulter, als ob sie ihn wecken
wollte. »Nein!«, schrie sie verzweifelt. »Nein!«
Mit beiden Armen
versuchte sie ihn umzudrehen.
Seine Augenlider
öffneten sich flatternd. Er schaute sie an. Er war wütend. Das erkannte sie,
als die zusammengezogenen Brauen über der Nase eine steile Falte bildeten.
»Wieso zum Teufel sind Sie noch hier?«
»Ich habe auf Sie
geschossen«, sagte sie grimmig. »Jetzt versuche ich Sie zu retten.«
Er hatte Recht. Da
war Blut. Eine Menge Blut.
Er hatte sich auf
den Rücken gedreht. Ein hellroter Fleck breitete sich auf seinem Hemd aus.
Hastig riss Julianna das Hemd auf. Blut quoll hervor, staute sich über seinem
Herzen, dick und dunkelrot. Als sie es sah, brannte es gallenbitter in ihrer
Kehle.
»Julianna.
Julianna.«
Beim Klang ihres
Namens blickte sie ihn verzweifelt an.
Dane hatte sich in
eine sitzende Position gebracht. »Du wirst mir helfen, Kätzchen.«
Julianna atmete
tief durch, um sich zu beruhigen. Dann schob sie ihre Schulter unter ihn und
legte den Arm um seinen Rücken. Sie war leider keine große Hilfe; er war zu
groß. Er würde sie erdrücken, wenn er zurückfiel. Aus eigener Kraft schleppte
er sich zum Bett. Als er sich zurücklegte, fiel ihr auf, wie blass er war. Die
Haut war bleicher als vorher. Schweißperlen traten ihm auf die Oberlippe.
»Das Blut muss
gestillt werden. Im Schrank steht ein Korb mit Tüchern. Würden Sie die holen?«
Eilig kam Julianna
seiner Bitte nach, faltete ein sauberes weißes Tuch zusammen und legte es ihm
auf die Schulter.
»Fest drücken«,
sagte er. »Sie sind doch nur ein schwaches, kleines Ding. Versuch es,
Kätzchen.«
»Nennen Sie mich
nicht so!« Sie atmete rasselnd, als ob sie seufzen und gleichzeitig wütend
protestieren wollte. Beinahe trotzig beugte sie sich über ihn und presste die
Hand so fest sie konnte gegen das Tuch. Dane hielt vor Schmerz die Luft an.
Es schien Stunden
zu dauern, bis das Blut nur noch langsam heraussickerte. Sie konnte das Loch
sehen, das die Kugel gerissen hatte. Das Fleisch um die Eintrittsstelle war
vom Pulver schwarz gefärbt. Bei diesem Anblick krampfte sich ihr Herz
schmerzhaft zusammen.
Dane stieß die Luft
langsam aus den Lungen und blickte sie an. Er bedauerte, was er ihr sagen
musste, aber es war notwendig. »Tut mir leid, Kätzchen, aber das ist noch nicht
alles. Sie müssen die Kugel entfernen.«
»Was?«, hauchte sie
schwach.
»Die Kugel steckt
noch in der Schulter.«
Sie starrte ihn
fassungslos an. Wollte er damit sagen ... »Vielleicht irren Sie sich.
Vielleicht ist sie ...«
Er schüttelte den
Kopf. »Wenn es ein sauberer Durchschuss gewesen wäre, würde sie am Rücken
ausgetreten sein. Aber das ist nicht der Fall.«
Julianna sah ihn
erschrocken an. Sie
Weitere Kostenlose Bücher